Auf nach Sachsen: The Pirate Ben & Happy Dooming!

Ben ist schon längst weiter. Die Technologie wird’s nicht bringen, auch nicht FFF, XR, LG und Greenpeace; die politischen und bürokratischen Prozesse dauern zu lange. Die menschliche Bequemlichkeit, Trägheit und Ignoranz (meine buddhistischen Freunde würden sagen: Verblendung) ist zu groß. Wandel hätte seit dem Report des „Club of Rome“ einsetzen müssen – jetzt ist es zu spät.

Es wäre leicht, und genauso falsch, ihn einen Prepper zu nennen. Das würde in die völlig falsche Richtung führen. Mit den rechtsgewirkten Weltuntergangsspezialisten der Zombie Apokalypse-Fraktion will er nichts zu tun haben.

Happy Doomer sind nicht Prepper

Denn er versteht sich als Happy Doomer. Einer der wenigen, die wohl derzeit existieren, und für die anderen seiner Art ist er vermutlich das Vorbild. Prepper und Survivalists kümmern sich um ihre Essensvorräte gleichermaßen wie um ihre Munitionslager; und vor allem darum, wie sie andere mit AR & AK draußen und von sich fernhalten.

Das ist nicht Bens Ding. Er lebt zwar in einer ehemaligen Kaserne der DDR-Grenzpolizei irgendwo in Sachsen, aber militärisches Denken ist ihm fremd. Im Gegenteil: Ich habe nur wenige Menschen bislang erlebt, die praktisches Handeln und Kenntnisse verschiedener Handwerke mit einer geschliffenen Intellektualität vereinen. Als ehemaliger IT’ler sind seine analytischen Werkzeuge scharf – und deswegen ist er sich sicher: Der Klimakollaps kommt, eher früher als später, und er wird gewaltige Umwälzungen mit sich bringen.

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Hippie-Happyness am Herzberg

Herzberg! Der Name ist Programm, besonders in diesem Jahr, denn das Motto des Herzberg-Festivals lautet „We love Herzberg“… und tatsächlich scheint dieses älteste deutsche „Hippie“-Festival (seit 1968) für Machende und Besuchende eine Herzenssache zu sein. Und tatsächlich sind alle Beteiligten – Machende, Musizierende, Menschen – mit Herz dabei, denn trotz aller Widrigkeiten aufgrund des gefühlt permanenten Regens und des darob völlig aufgeweichten und verschlammten Bodens bleiben alle gut aufgelegt, friedlich, freundlich.

In einer Zeit, die von Krieg & Krawall, Feindseligkeit & „Hatern“ geprägt ist, in der die Verunsicherung durch Globalisierung & Digitalisierung, vergangene Pandemie & drohendem Klimakollaps und damit einhergehenden Wanderungsbewegungen den rechtsextremistischen Rattenfängern massenweise Menschen in die mörderischen Arme treibt, kommt das Herzberg-Festival fast schon anachronistisch freundlich und positiv zukunftsorientiert daher.

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Pueblos Abandonados V: Das entleerte Spanien

Die weitere Tour zum Castillo Sibirana verläuft unspektakulär. Danach tragen wir die Kirche einmal ums Dorf auf der Suche nach der Route zum Castillo Rotia, weil die Straße zum Ausgangspunkt Navardun gesperrt ist und wir rund 100 Kilometer hin und zurück Bergsträßchen fahren, um dann bei der dritten – LL / Pozo Pigalo – Tour dort anzufangen, wo wir zuvor vorbeigekommen waren.

Ein paar Kilometer rein, dann stehen wir vor dem – geschlossenen – Campingplatz, dem Blauen Auge Aragoniens* und bekommen Besuch von einem Drohnenflieger. Letztere gehören zu den geliebten Hassobjekten, weil sie mit dem Gebrumme und Gesumse ihrer stolz gesteuerten fliegenden Kamera nerven – besonders, wenn man die natürlichen Umgebungsgeräusche von Wind & Wasser, Tier & Pflanze hören möchte. Was man als Coyote Teacher (bzw. Wildnispädagoge) besonders gerne und ausgiebig tut.

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Pueblos Abandonados IV: Geier-Valley & Land-Leben

Wir rumpeln 14 Kilometer Offroad-Piste, passieren etliche Kirchen-Ruinen und erreichen abends Artieda, das auf einem Hügel oberhalb des Yesa-Staudammes liegt und über einen kleinen kommunalen Campingplatz verfügt. Auch gibt es eine dazugehörige Pilger-Herberge (bzw. umgekehrt; der Jakobsweg führt hier entlang). An den Wänden sind viele murales – Wandgemälde – zu sehen, die dem politischen Engagement der Gemeinde Ausdruck verleihen: Free Palestine, Free Sahara – aber vor allem: Yesa No!

Dieser Slogan richtet sich gegen die Erweiterung des Yesa-Staudammes, der weitere Land- und damit Ackerflächen zum Opfer fallen sollen. Und damit wird die Selbständigkeit der örtlichen kleinen Leute dem Profitstreben der Stromkonzerne geopfert… so jedenfalls die Einschätzung der Anti-Staudamm-Bewegung. In der sehr urig-gemütlichen Orts-Kneipe mit Rundumblick aufs Tal kann man dazu etwas erfahren. Auf spanisch wie auf englisch.

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Pueblos Abandonados III: Gruselorte & Graffiti

Nahezu alleine sind wir auf einem offiziellen Womo-Stellplatz in Aoitz – der eigentlich nur aus einem Parkstreifen am Rande einer Wohnstraße in einem kleinen südlichen Viertel besteht. Die Anwohner dort mögen wohl die Idee der Stadtverwaltung, ein bisschen Geld mit Wohnmobilisten und Vanlifern zu verdienen, nicht sonderlich – in den Kommentarspalten der berühmt-berüchtigten Park4Night-App ist von Eierwerfern und unfreundlicher Anmache die Rede.

Das hat wohl auch ein walisisch-britischer Wohnmobilist gelesen, der am anderen Ende des Parkstreifens steht und besorgt fragt, was wir davon halten. Wir glauben, dass der Pandemie- und Post-Pandemie-bedingte Caravan-Boom einiges Volk unterwegs sein lässt, das die Vagabunden-Etikette „take nothing but pictures, leave nothing but footprints„* nicht berücksichtigen – und dass lokale Abwehr-Reaktionen nicht ausbleiben, wenn man sich häuslich mit allen Schikanen ausbreitet, aber nicht in den lokalen Läden einkauft, dafür aber Müllberge & Kackhaufen zurücklässt.

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Pueblos Abandonados II: pasarelas y catredales

Bei unserer ersten Querfeldeinfahrt in den spanischen Pyrenäen kommt der Bitibulli gleich an seine Grenzen: Er verfügt zwar über Allradantrieb, Seikel-Geländefahrwerk und Differentialsperre an der Hinterachse – aber nicht über eine Gelände-Untersetzung. Dass die fehlt, merken wir früh an der stinkenden Kupplung. Und da wir mittlerweile viele Jahre mit verschiedenen Offroadern zwischen Island und Südafrika unterwegs sind, nehmen wir an, dass das nicht an fahrerischem Unvermögen liegt.

Wir übernachten nahe rotglühender Mohnfelder in einem Trockenflussbett nahe Benabarre. Tags darauf lenken wir auf Feldwegen nach Fet, wo uns alsbald ein Mann im grünen Pulli winkt. Er gehört wohl zu einem dieser Wiederbelebungsprojekte: Tatsächlich versuchen junge Menschen an manchen Orten, die alten Dörfer zu restaurieren; manchmal leben sie dort illegal.

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