Archiv für den Monat: August 2017

Coyote Mentoring: Bäume und acht Schilde

IMG_20170910_151153.jpgDas Leben ist ein Kreislauf, alles kommt und geht – alles um uns herum, und schließlich auch wir selbst sind diesem System unterworfen. Diese Erkenntnis reflektiert das 8-Schilde-Modell, das uns den natürlichen Kreis-Lauf als Lebens-Modell im Laufe der Sonne entlang der Himmelsrichtungen spiegelt.

Im makrokosmischen Bereich bezieht sich das auf den Lebens-Lauf von Geburt bis Tod, im mikrokosmischen Bereich als Handlungsanleitung für Unternehmungen und Veranstaltungen. Im Osten geht die Sonne auf, es ist die Zeit des Frühlings, der Geburt und des Vertrauens, den ohne dieses wäre das Neugeborene schutzlos. Im Süden steht die Sonne in ihrem Zenit, die Zeit des Sommers, der Jugend und der Erfahrung(en), die gesammelt werden (müssen).

Philosophie des Wildniswissens

Im Westen geht die Sonne unter, es ist die Zeit des Herbstes und des Erwachsen-Seins, in der man (meist) Verantwortung trägt und akzeptiert. Und im Norden ist die Zeit des Winters, der Nacht, des (bevorstehenden) Todes – und der Weisheit, diesen Kreis-Lauf anzunehmen.

Wo man solcherlei erfährt? In der Wildnispädagogik, dem Coyote Mentoring natürlich. Und man tut gut daran, das 8-Schilde-Modell nicht nur als hübsche, gefällige Symbolik zu sehen – sondern als Leitlinie ernst zu nehmen und mit tiefem Leben zu erfüllen. Acht Qualitäten gehören dazu, acht Phasen auf dem Wege von Anfang zum Ende – dazu womöglich ein andermal mehr.

Beziehung zu Bäumen

Unser Hauptthema aber beim vierten Modul der Wildnispädagogik der Wurzeltrapp Wildnisschule in Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Offenbach war: Bäume! … Nein, wir haben keine Bäume umarmt.

Obwohl man Bäume umarmen sollte, denn Bäume sind von alters her die besten Freunde der Menschen. In unserer Danksagung widmen wir einen ganzen Passus dem stehenden Volk – mit dem wir in einer innigen wechselseitigen Verbindung stehen: Sie atmen ein, was wir ausatmen und geben uns dafür zurück, was wir einatmen.

Wir könnten ohne einander nicht sein.

Bäume sind Helfer

Bäume haben Menschen sowohl Wärme wie Schatten gespendet, haben Material für Unterschlupf, Feuer, Werkzeuge und Waffen geliefert; ebenso Nahrung, Medizin, Schutz vor Regen und Wind. Und uns Freude gespendet beim Wandern im frischen Wald. Und sie beherbergen weitere Freunde und Helfer – Vögel und andere Tiere.

Das vierte Modul beschäftigte sich einmal mehr im Sinne des Coyote Mentoring mit der Materie: Nicht im Sinne von stumpfsinnigen Merkmalen, wie welcher Baum aussieht, welchen Stamm, welche Blätter, welche Blüten er hat… sondern eher mit dem Anwenden eines Schemas, einer systematischen Vorgehensweise, wie man Bäume unterscheiden kann. Die wir auch gleich bei einer Feld-Exkursion ausprobierten.

Auf dem Weg zum Bäume-Flüsterer

Damit einher geht keineswegs eine Art Forstwirtschaftslehre. Sondern eine Herangehensweise nach dem Motto: “Wie haben meine Ahnen die Baumleute genutzt?” Weiterlesen

Bremsprobleme vor Barcelona

ramblas

Habibi und Maccabi auf den Ramblas in Barcelona

Eine Kontrolleuchte im Armaturenbrett flammt rot auf – und da fährt einem wieder einmal das ungute Gefühl durch die Glieder: Zu wenig (Luft-) Druck auf der Bremse, besagt sie, und das beim Abwärtsfahren mitten in der Stadt. Uns fährt ein Adrenalin-Stoß durch den Körper.

La Seu d’Urgell heißt der Ort, und wir fahren durch einen Kreisel in eine Seitenstraße und prüfen das Phänomen, landen wenige hundert Meter auf der Suche nach einer besseren Stelle direkt vor der örtlichen Polizei – wo man nicht parken, nicht wenden darf. Ein freundlicher Gesetzeshüter hat aber ein Einsehen, dass es sich um eine Panne handelt.

Mal wieder die Bremsflüssigkeit

Ein bisschen Bremsflüssigkeit ist aus dem größeren der beiden Behälter gesuppt, die rote Warnleuchte wieder erloschen, der Luftdruck wieder ok. Alles bestens also? Ich telefoniere mit unserem heimischen Unimog-Spezialisten, den die ausgetretene Bremsflüssigkeit bedenklich stimmt.

Zigmal sind wir in den vergangenen Tagen und Wochen endlose Bergserpentinen herauf- und herabgekurbelt – und ausgerechnet jetzt, während einer relativ leichten und lockeren Passage gibt es Schwierigkeiten mit den Bremsen? Weil ich kurz zuvor ein paar Kurven – testweise! – scharf angebremst hatte? Kann alles sein… wir beschließen erst einmal auf dem Campingplatz von La Seu d’Urgell zu übernachten; außerplanmäßig, öde, aber ruhig.

Ruhige Nacht in La Seu d’Urgell

Auf einem regulären Campingplatz ist unser Fahrzeug meist eine Attraktion, viele Menschen bleiben mit offenem Mund stehen. Der Ort hat eine relativ bedeutsame Kirche, ansonsten bleibt unklar, warum man zwischen Überlandstraße und wenig attraktiver Wohnsiedlung seinen Urlaub verbringen sollte. Manche, so scheint es, tun’s. Vielleicht liegt’s am großen Schwimmbad, in dem man die Kinder beschäftigen kann.

Wir indes wollen weiter, und nachdem wir den Schreck bis zum nächsten Morgen verdaut haben, tasten wir uns in Richtung Barcelona aus den Pyrenäen die Bergstraße herab. So richtig traue ich dem Bremssystem nicht – mehr noch als zuvor fahre ich vorausschauend, quasi gleitend, beinahe ohne zu bremsen, und wenn, dann überwiegend über die Motorbremse oder durch einen niedrigeren Gang als es eigentlich nötig wäre.

Alkohol und Kippen am Badestrand

Einen Kaffee in Esterri d’Aneu lassen wir uns nicht nehmen, bevor wir an den letzten Felsen, Flüssen und Bergseen vorbeifahren und uns dem lärmenden und hektischen Großraum von Barcelona nähern. Dort wollen wir – absichtsvoll – auf einem Campingplatz übernachten, damit wir das Fahrzeug sicher wissen, wenn wir die katalanische Hauptstadt erkunden. Weiterlesen

Ultratrail in Montgarri

RIMG0424
In Montgarri fand eine Art Renaissance statt. Am Ende des oberen Val d’Aran, dem Naut Aran, gibt es ein refugio (also eine Schutzhütte) und eine alte Kirche. Man spricht hier katalanisch, was in meinen Ohren sich ein bisschen wie portugiesisch anhört – aber so viele Portugiesen können sich ja nicht in den Pyrenäen herumtreiben, und außerdem ist die galizische Sprache (also gallego) dem portugiesischen nahe, und nicht catalan.

Die Anlage in Montgarri wird von den Amics de Montgarri verwaltet, einer Gruppe von älteren und jungen Menschen, nicht wenige davon in lockerem Dreadlock-Outfit und gleichermaßen sportiv. Eine beeindruckende Truppe, wie sie da am Ende eines langen Trails das refugio bewirtschaftet und sich ebenso dem Hiking, Climbing und Trailrunning verschrieben hat. Und selten habe ich eine so erlesene und wohlausgeglichene, in sich stimmige Musikauswahl verschiedener Stile und Zeiten aus Kneipenräumen tönen hören…

Gewitter im Gebirge

Der Grünimog stand nahe des rauschenden Gebirgsbaches, die Tagesgäste verließen gegen Abend den beschaulichen Ort. In der Nacht erlebten wir das fantastischste Gewitter unseres Lebens – in mehreren Wellen kam erst leichter, dann starker Regen, dann Wind und dann Wetterleuchten und Blitze, dass es hell wurde im Schlafgemach auf vier Rädern. Und sogar hell hinter den geschlossenen Augenlidern… Immer wenn es still und ruhig wurde und wir dachten, es wäre vorbei, holte es anscheinend nur Luft und blies dann um so kräftiger weiter.

Am Morgen war die Rückwand des Unimog feucht, die Matratze nass; auch zum Dachfenster vorne am Alkoven suppte es herein. Die Nähte der aus Holz gefertigten Wohnkabine des Grünimog hatten der Urgewalt nicht standgehalten…

Unerwarteter Ultratrail

Dennoch schliefen wir aus – und stellten zu unserer Überraschung fest, dass vor dem refugio ein Versorgungszelt aufgebaut war, wie wir es von der Teilnahme an Ironman-Triathlon-Wettbewerben kennen. Tatsächlich lief seit dem Morgengrauen ein Trailrunning-Wettbewerb – der Ultratrail Naut Aran, über 20, 50 und 85 Kilometer bei atemberaubenden 5200 Höhenmetern!

Wir konnten noch vier Teilnehmer wahrnehmen, bevor offensichtlich das Zeitlimit für die Versorgungsstation Montgarri erreicht war und das Zelt und der Tisch mit Powerfood und -drinks abgebaut wurde. Aber wir waren angefixt!

Weiterlesen

Abfahrt Aneto, Ankunft Aran

Auf dem Weg zum Aneto

Die Nacht und der Morgen verläuft unruhig. Spät kommt noch eines dieser Campingfahrzeuge auf Sprinter- oder Bus-Basis an: Die werden von zweierlei charakterisiert – große Heckklappe und große seitliche Schiebetür. Beides muss die Besatzung viel und häufig beim Ein- und Umladen und schlafbereit machen lautstark bewegen…

Wer den höchsten Berg der Pyrenäen, den Pico de Aneto, erreichen will, muss früh los – da auf der anderen Seite des Unimog drei (!) VW-Busse mit ambitionierten Bergwanderern parken, beginnt das Konzert mit Heckklappen und Schiebetüren erneut ab 5 Uhr… Frei und wild campieren ist nicht immer romantisch und idyllisch.

Mulmige Gefühle beim “Downhill”

Für die Begehung des Aneto sind wir nicht ausgerüstet  – uns fehlen Technik, Erfahrung, Seile, Karabiner, Eispickel. Wir legen einen Ruhetag mit einem langen Spaziergang durch den Talkessel ein. Abfahrt am nächsten Morgen, ein kleines Frühstück nehmen wir unterwegs in einem Café in Castejon de Sos ein und steuern über eine kurvige Straße das Val d’Aran an.

Vor Vielha durchfahren wir einen langen, abschüssigen Tunnel – solcherlei löst immer mulmige Gefühle aus, weil wir bis heute der Bremsbarkeit unseres Siebeneinhalbtonners skeptisch gegenüberstehen: Seit bei einer Bergabfahrt im marokkanischen Atlas die Bremsflüssigkeit überkochte (samt sich daraus ergebenden Bremsversagen), fährt die Angst beim “Downhill”  immer ein bisschen mit.

Weiterlesen

Schlamm und Schluchten

RIMG0368 (2)

Mediano-Stausee

Der Mediano-Stausee war als eindrucksvoll im Reiseführer beschrieben worden, aber er erwies sich bei hochsommerlichem Niedrigwasser mit seinem Schlamm-und Schmodder-Ufer eher als unbegehbar – der See selbst sehr schön, aber eben unzugänglich; Schwimmen wie Kayaken fiel wie am Yesa-Staudamm erneut aus.

Dafür erkundeten wir ein weiteres verlassenes Dorf – das aber war einem geplanten Staudammbau zum Opfer gefallen und nicht nur der im Hocharagon grassierenden Landflucht. Seit Jahren kämpfen die in den sechziger Jahren enteigneten und vertriebenen Einwohner darum, den Ort wieder aufzubauen und in ihn zurückkehren zu können. Das zumindest erzählen Informationstafeln – und tatsächlich werden Häuser unübersehbar und unüberhörbar wieder aufgebaut.

IMG_1355 (2)

Verfallenes Dorf im Wiederaufbau

Immerhin standen wir recht schön einige Kilometer entfernt vom lebendigen Ainsa an einer Baumgruppe am Seeufer; die patroullierende Guardia Civil ließ uns ohne weiteres in Ruhe. Vermutlich hätten uns die beiden Insassen ohnehin nur davor gewarnt, dass das Wasser im Stausee sehr plötzlich sehr überraschend steigen kann.

Weiterlesen