Schlagwort-Archive: Montgarri

Ultratrail in Montgarri

RIMG0424
In Montgarri fand eine Art Renaissance statt. Am Ende des oberen Val d’Aran, dem Naut Aran, gibt es ein refugio (also eine Schutzhütte) und eine alte Kirche. Man spricht hier katalanisch, was in meinen Ohren sich ein bisschen wie portugiesisch anhört – aber so viele Portugiesen können sich ja nicht in den Pyrenäen herumtreiben, und außerdem ist die galizische Sprache (also gallego) dem portugiesischen nahe, und nicht catalan.

Die Anlage in Montgarri wird von den Amics de Montgarri verwaltet, einer Gruppe von älteren und jungen Menschen, nicht wenige davon in lockerem Dreadlock-Outfit und gleichermaßen sportiv. Eine beeindruckende Truppe, wie sie da am Ende eines langen Trails das refugio bewirtschaftet und sich ebenso dem Hiking, Climbing und Trailrunning verschrieben hat. Und selten habe ich eine so erlesene und wohlausgeglichene, in sich stimmige Musikauswahl verschiedener Stile und Zeiten aus Kneipenräumen tönen hören…

Gewitter im Gebirge

Der Grünimog stand nahe des rauschenden Gebirgsbaches, die Tagesgäste verließen gegen Abend den beschaulichen Ort. In der Nacht erlebten wir das fantastischste Gewitter unseres Lebens – in mehreren Wellen kam erst leichter, dann starker Regen, dann Wind und dann Wetterleuchten und Blitze, dass es hell wurde im Schlafgemach auf vier Rädern. Und sogar hell hinter den geschlossenen Augenlidern… Immer wenn es still und ruhig wurde und wir dachten, es wäre vorbei, holte es anscheinend nur Luft und blies dann um so kräftiger weiter.

Am Morgen war die Rückwand des Unimog feucht, die Matratze nass; auch zum Dachfenster vorne am Alkoven suppte es herein. Die Nähte der aus Holz gefertigten Wohnkabine des Grünimog hatten der Urgewalt nicht standgehalten…

Unerwarteter Ultratrail

Dennoch schliefen wir aus – und stellten zu unserer Überraschung fest, dass vor dem refugio ein Versorgungszelt aufgebaut war, wie wir es von der Teilnahme an Ironman-Triathlon-Wettbewerben kennen. Tatsächlich lief seit dem Morgengrauen ein Trailrunning-Wettbewerb – der Ultratrail Naut Aran, über 20, 50 und 85 Kilometer bei atemberaubenden 5200 Höhenmetern!

Wir konnten noch vier Teilnehmer wahrnehmen, bevor offensichtlich das Zeitlimit für die Versorgungsstation Montgarri erreicht war und das Zelt und der Tisch mit Powerfood und -drinks abgebaut wurde. Aber wir waren angefixt!

Weiterlesen

Abfahrt Aneto, Ankunft Aran

Auf dem Weg zum Aneto

Die Nacht und der Morgen verläuft unruhig. Spät kommt noch eines dieser Campingfahrzeuge auf Sprinter- oder Bus-Basis an: Die werden von zweierlei charakterisiert – große Heckklappe und große seitliche Schiebetür. Beides muss die Besatzung viel und häufig beim Ein- und Umladen und schlafbereit machen lautstark bewegen…

Wer den höchsten Berg der Pyrenäen, den Pico de Aneto, erreichen will, muss früh los – da auf der anderen Seite des Unimog drei (!) VW-Busse mit ambitionierten Bergwanderern parken, beginnt das Konzert mit Heckklappen und Schiebetüren erneut ab 5 Uhr… Frei und wild campieren ist nicht immer romantisch und idyllisch.

Mulmige Gefühle beim “Downhill”

Für die Begehung des Aneto sind wir nicht ausgerüstet  – uns fehlen Technik, Erfahrung, Seile, Karabiner, Eispickel. Wir legen einen Ruhetag mit einem langen Spaziergang durch den Talkessel ein. Abfahrt am nächsten Morgen, ein kleines Frühstück nehmen wir unterwegs in einem Café in Castejon de Sos ein und steuern über eine kurvige Straße das Val d’Aran an.

Vor Vielha durchfahren wir einen langen, abschüssigen Tunnel – solcherlei löst immer mulmige Gefühle aus, weil wir bis heute der Bremsbarkeit unseres Siebeneinhalbtonners skeptisch gegenüberstehen: Seit bei einer Bergabfahrt im marokkanischen Atlas die Bremsflüssigkeit überkochte (samt sich daraus ergebenden Bremsversagen), fährt die Angst beim “Downhill”  immer ein bisschen mit.

Weiterlesen