Schlagwort-Archive: Stellenbosch

Namibia III/I: Von Stellenbosch nach Ai-Ais Hotsprings

Der Flug mit der Lufthansa ist kaum zu ertragen; die einstige deutsche Renommier-Fluggesellschaft ist allen Ernstes auf die Idee gekommen, dünnere Sitzpolster in der Economy-Klasse als „Gewinn an Beinfreiheit“ zu verkaufen. Glaubt da irgendwer in deren Marketing-Abteilung, dass das ihr die Kunden nicht irgendwann heimzahlen werden? D.h., eine andere Airline be-zahlen?

Nach den üblichen zwölf Stunden in der fliegenden Blechbüchse – hinter mir sitzt ein Dauerredner, der es bis 2 Uhr früh schafft, seine frisch kennengelernte Sitznachbarin (und nicht nur die) wach zu halten – empfängt uns ein freundlicher und gut aufgelegter Uber-Fahrer, der aus Zimbabwe stammt und die xenophoben Aktivisten der „Operation Dudula“ ( -> Deutsche Welle: Südafrikas massives Problem mit Ausländerfeindlichkeit) für „Loser“ hält, weil diese nicht willens oder fähig seien, ein eigenes kleines Geschäft auf die Beine zu stellen… Willkommen in Südafrika, wo sich die Spaltung der Gesellschaft nicht nur auf Weiß und Schwarz generell bezieht, sondern auch auf Weiß untereinander (britische vs. holländische Vorfahren) und Schwarz untereinander (in Südafrika Geborene vs. aus den Nachbarländern Stammende).

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Die Poort & Jamaka: Leise & Laut

Morgenkaffee auf „Die Poort“, Cederberg Mountains

Eigentlich hat Manus, der Besitzer von „Die Poort“, gar keine Lust auf Camper. Vielleicht ist deswegen weit und breit nichts von ihm – oder sonst jemandem – zu sehen, als wir uns die durch Felsen gewundene Zufahrt zu seinem Gelände entlang geschlängelt haben. Wir müssen schon an Cottages und Haufen an leeren Plastikflaschen und sonstigen eventuell wieder- und weiterverwertbaren Gegenständen vorbei den Weg zum abseits liegenden Haupthaus finden.

Dort kommt uns ein kleiner Hund entgegen, schließlich Manus, selbst weit gereist nicht nur im südlichen Afrika. Als er sieht, dass wir keine jugendliche Partytruppe im Schlepptau haben, entspannt er sich und wird zugänglicher: Tatsächlich – um sein weitläufiges Gelände zwischen imposanten Cederberg-Felsformationen Urlaubern und Reisenden eine finanziell lohnende Unterkunft anbieten zu dürfen, hat die Gemeindeverwaltung es zur Auflage gemacht, dass er auch eine Campsite einrichten muss.

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Auf dem Weg zum Richtersveld

Auf dem Weg gen Norden

Zwölf Stunden in der fliegenden Blechbüchse sind immer eine Herausforderung, dies aber besonders in Pandemie-Zeiten und mit jeder Menge Mitreisender, die das Tragen einer Schutzmaske für Schnickschnack halten. Man sitzt eng beieinander, kann kaum ausweichen und die Belegschaft der Vierer-Sitzreihe gegenüber hat in erstaunlicher Dreistigkeit eine ausgereifte Technik entwickelt, die Maske nur dann schnell über Mund und Nase zu ziehen, wenn die Flugbegleiter durch die Gänge laufen. Und da helfen auch keine eindringlichen Appelle und Ansprachen der Lufthansa-Crew, doch Rücksicht auf alle Passagiere zu nehmen – eben auch die, die sich gefährdet fühlen.

An Bord der fliegenden Blechbüchse kann man sehr gut beobachten, dass Rücksichtnahme auf & Respekt für andere offensichtlich vielen Menschen, die sich den nicht eben billigen Flug von Frankfurt nach Kapstadt leisten können, abhanden gekommen ist. Oder nie vorhanden war. Ist mir völlig unverständlich, dass es nicht möglich ist, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, auch wenn man selbst eine andere Einschätzung hat… In diesen Momenten lässt sich der Eindruck schwer vermeiden, dass sich der westliche Individualismus in eine Fratze aus Egoismus & Narzissmus verwandelt.

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Cederberg – weit weg und doch zu nahe

Kapstadt, Stellenbosch, die Winelands prägen das Westkap. Für die Wilderness Areas, die dort zu finden sind, hat das Folgen. Denn auch der südafrikanische (Groß-)Städter erweist sich als kaum weniger entfremdet als seine Kollegen in aller Welt. Die Wildnis ist zwar nahe, will aber trotzdem im Cocktailkleid erlebt werden. In aller Sicher- und Sauberkeit natürlich.

Davon profitieren Resorts & Lodges entlang der großen Ausfallstraßen; die N7 etwa transportiert Fahrzeuge und Familien – für südafrikanische Verhältnisse – zwar nicht auf dem direkten Weg, gleichwohl aber flott gen Norden. Ein Wochenendtrip in die Cederberg Mountains ist so möglich, auch mit nicht geländegängigen Automobilen. Wir hätten es ahnen können.

Nr. 5 nimmt auf Nr. 1 Platz

Natürlich hatten wir die N7 auch gar nicht im Fokus, deswegen entging uns vielleicht ihre Wahrnehmung auf der Landkarte. Von Stellenbosch wollten wir über kleinere Straßen via Wellington den angepriesenen Bainskloofpass ansteuern – nur war der justament wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Also wählten wir die R44 und passierten Hermon und Tulbaugh und entschlossen uns, den Bainskloofpass quasi von hinten aus der Nähe von Ceres anzufahren.

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Nr. 5 lebt – immer noch!

Als früherem Redakteur ist mir die Idee des „Küchenzurufs“ geläufig. Man erläutert diese angehenden Journalisten, wenn es darum geht, den Kern einer Nachricht festzulegen: Was ist das zentrale Thema, die zentrale Aussage, das zentrale Geschehnis?

Man stelle sich vor, man habe etwas Aufregendes erlebt, und komme nach Hause, und die Familie sitzt in der Küche, um man rennt rein und ruft: „Weißt ihr, was passiert ist? Ich bin gerade eben… “ Das ist der Küchenzuruf.

Hilfsbereitschaft & Gastfreundlichkeit

Wenn ich also nach dieser Variante des Mottos first things first verfahre, dann müsste ich über diese Januar-Reise im Jahre 2021 nach Südafrika sagen: Die überwältigende Hilfsbereitschaft, Gastfreundlichkeit, Unterstützung von schwarz wie weiß; und das vor dem Hintergrund scharfer Corona-Regeln, die disziplinierter als in Deutschland beachtet werden (etwa Menschen, die bei 30-40 Grad Sommerhitze klaglos die Masken bei der Arbeit tragen, obwohl weit und breit kein anderer in ihrer Nähe ist).

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Nr. 5 lebt: DAMPH-WP

Land Rover Defender 110 TD5
Land Rover Defender 110 TD5

Es ist heiß geworden, endlich. Vielleicht 36 bis 38 Grad… das gilt in der sommerlichen Karoo als, hm, warm. Der nicht neue, aber neu erworbene Land Rover 110 Defender, steht in der prallen Sonne; die Riffelbleche der seitlichen Trittbretter scheinen zu glühen. Aber mit dem aufgestellten Zeltdach passt er nicht unter die Schatten spendenden Schilfrohrdächer.

Willkommen im Fahrzeugpark des Amphibiums: Des 110ers interner Name lautet Nr. 5, weil er nach Daihatsu Copen & MG F (Kein Urlaub, sondern Leben), Unimog & Land Rover 90 Defender eben das fünfte ist. „Nr. 5 lebt!“, heißt es, und das tut er im südafrikanischen Stellenbosch, als wir ihn zum ersten Mal unter den eBay-Kleinanzeigen entdecken. 2004er Baujahr TD5: manch beinharter Old School-Land Rover-Fan legt da die Stirn in Dackelfalten – ihm gelten nur TD4 und TDi etwas.

Defender-Campercar mit Dachzelt
Defender-Campercar mit Dachzelt

Aber wir haben ja schon einen TD5 – nämlich den kurzen 90er Defender mit Soft Top, der uns auf unserer ersten Wüsten-Reise durch Marokko getragen hat (hier entlang…) und der seit Jahren mein Alltagsfahrzeug in Deutschland ist. Zwischen dem 90er und dem 110 besteht fahrzeugtechnisch von der Basis her – außer dem Radstand – kaum ein Unterschied; ich kenne mich also damit halbwegs aus.

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