Archiv der Kategorie: Coyote Mentoring

Driehoek & Wolfberg Arch: Die Vorzüge des Umkehrens

Zerklüftete Felsen und verkohlte Bäume in der Umgebung der Driehoek Farm in den Cederberg Mountains.

Auf der Campsite der Driehoek Guest Farm habe ich Glück: Man weist mir den Stellplatz Nr. 25 zu – und der liegt am Ende eines eigentlich privaten Bereiches, in dem einige fest abgestellte Wohnwagen im Schatten unter den Bäumen auf ihre Bewohner warten. Das Gros der Besucher freilich tummelt sich im dazu ausgezeichneten Areal – man kann den Partylärm der Capetown Camper immer noch hören, aber distanziert und durch das dicke Laub der Bäume gefiltert.

Eine Kernroutine des Coyote Mentoring zur Naturverbindung besagt, dass man sich seinen Nachbarn vorstellen solle, deren Gast man ist. Will sagen: Der Land Rover „Nr. 5“ nimmt unter fünf Eichen Platz, und diese wie alle anderen belebten wie unbelebten Elemente der Natur sind die Gastgeber. Sie erhalten ein wenig Wasser, man erklärt ihnen, wer man ist und was man vorhat – eine Routine, die nach indigenem Muster Respekt gegenüber Stein-, Pflanzen- und Tierwesen schult. Jahrtausende lang haben in der Gegend, die heutzutage als Westkap bekannt ist, die San gelebt – mit einem ähnlichen Verständnis der ganz und gar belebten Natur.

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Wildnis-Training: Into the wild. For your self.

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„Ältester“ Oliver (links) mit vier der neun Teilnehmer.

Wir Menschen haben Jahrtausende in der Natur verbracht, mit dem notwendigen Respekt vor ihren Eigenheiten und Gefahren. Evolutionsbiologisch sind wir Teil der Natur und fühlen uns grundsätzlich wohl darin: Beim “Tag der Achtsamkeit in der Wildnis”, ausgerichtet vom Krav Maga Center Frankfurt/Rhein-Main, am vorvergangenen Sonntag ging es darum, dass die Teilnehmer in einer Art Tages-Retreat ihre Sinne schärfen und zu natürlicher Wahrnehmung und zu einem erweiterten Körpergefühl finden, zu mehr Selbst-Bezug, Selbst-Vertrauen und Selbst-Bewusstein.

Also geht es um die Entwicklung der eigenen mentalen Bedingungen – und man kann schlechterdings diese ausbauen und verbessern, wenn man sich selbst schlecht kennt und wenig Bezug zum eigenen Selbst hat.

Inner & outer tracking

Immer geht es dabei um Wahrnehmung – von äußeren Gegebenheiten wie dem inneren Geschehen: In der Wildnispädagogik spricht man von outer tracking und inner tracking – also der Spurensuche im Äußeren wie im Inneren. Und dabei geht es in diesem Kontext um die Entwicklung archaischer Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie sie den Naturvölkern noch zu eigen sind und die wir industriell er- und verzogene Menschen verloren haben.

Die eigenen Sinne zu entwickeln, das Spüren und Wahrnehmen auf ein höheres Niveau führen, am sechsten Sinn zu arbeiten – das kann man selbstverständlich in Natur und Wildnis besser als in urbaner Umgebung; auch wenn man das Gelernte eher im städtischen Umfeld anwenden mag. Weiterlesen

Wach in der Wildnis

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Reisen können in äußere Landschaften führen – und in innere. Eigentlich ist beides immer gleichzeitig der Fall. Im besten Fall kommen Touren in beide Regionen zusammen zustande. Doch das ist meist nur der Fall, wenn man sich der Wahrnehmung seiner inneren Landschaft bewusst widmet.

Der Wildnispädagoge spricht von „Wilderness Awareness“, dem bewussten Erleben von Natur und Sein in der Natur unter Einschaltung bzw. Aktivierung (für die meisten von uns gilt wohl: Re-Aktivierung) aller Sinne. Auch versucht man als Coyote Mentor bei seinen Schützlingen den Sinn fürs „outer tracking“ – die Spurensuche in der äußeren Landschaft – samt „inner tracking“, also der Spurensuche in der inneren Landschaft zu wecken.

Awareness und Mindfulness

Der Achtsamkeitslehrer kommt dem Wildnispädagogen an dieser Stelle entgegen, und spricht von einer Achtsamkeit, die zwar „awareness“ – also Bewusstheit – beinhaltet, aber mit dem englischen Begriff „mindfulness“ darüber hinaus geht: Achtsamkeit beinhaltet in diesem Kontext eine weitgehende Spurensuche im eigenen Inneren: Das Gewahrsein von Körperempfindungen als Ausdruck emotional-mentaler Regungen, von Geräuschen, von Gefühlsregungen und Gemütszuständen; etwa in Reaktion auf äußere Impulse.

Am vergangenen Wochenende hatte ich Gelegenheit, die eigene Praxis in dieser Hinsicht zu pflegen. An einem kleinen See nahe eines wenig bekannten Ortes im Vogelsberg parkte ich mein mobiles Heim auf vier Rädern am Rande des Ufers, umgeben von Feld und Flur, Wasser und Wald, um ein kurzes persönliches Retreat zu zelebrieren. Ganz unter dem Motto: Me, myself and I. Weiterlesen

Zeitraubender Reise-Alltag

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Grünimog auf Campingplatz in Leonidio

Das Tropfen des Getriebeöls aus der Manschette am Schubrohr des Grünimogs erweist sich morgens als vernachlässigbare Größe. Es bereitet dennoch Sorgen, indes: Die Mückenplage während der Nacht war ernster zu nehmen. Nach einer weiteren Nacht mit kaum Schlaf kommt ein Mittel der Wildnispädagogik zum Einsatz.

Räuchern. Das so genannte smudging ist ein Ritual des Reinigens von bösen Geistern und dem Staub der Landstraße – und wir haben es auf dieser Tour bislang sträflich vernachlässigt. Vielleicht ist das der Grund für die Natur-Attacke?

Salbei & Beifuss vs. Moskitos

Salbei und Beifuß dienten schon bei indianischen Völkern dem (Aus-)Räuchern, und so entzünden wir die Kräuter in einer handtellergroßen Muschel, die zu diesem Zweck im Outdoor-Rucksack lagert. Die Schale mit dem glimmenden Kraut und den Rauchschwaden wird über Kopf und Körper, dann in alle Ecken und Winkel, Schubladen und Schapps des Wohnkoffers geführt.

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Was ist Coyote Mentoring?

Oliver beim Natur-Shooting

Oliver beim Natur-Shooting

Wenn wir reisen, reisen wir, um unterwegs und draußen zu sein. Um näher dran zu sein. Um das Unstete zu leben. Und das Weiterkommen.

Naturwissen und Verbindungen zur Natur wurden bei so genannten archaischen Jäger- und Sammlervölkern von Generation zu Generation weitergegeben. Leben und Lernen war eins, die Überlieferung erfolgte mündlich und als Vermittlung von Erfahrung – eine „Naturalphabetisierung“ in der Schule der Wildnis und des Überlebens. In dieser Welt spielten Texte und Lexika keine Rolle, wohl aber Älteste und Lehrer, die als praktische Vorbilder dienten und die wussten, wie man wichtiges Wissen vermittelt – nicht als trockenen Lehrstoff an der Schiefertafel oder auf dem Computerbildschirm.

Baum am Stausee

Baum am Stausee

Der Knowhow-Transfer erfolgt bei nativen Völkern durch Mentoren: Nicht Lehrer, die direktiv „Stoff“ vortragen und abfragen, sondern ein sanftes Hineinschubsen in eine Aufgabe, ein Erlebnis, eine Anforderung praktizieren. Im Vorübergehen quasi. Mentoren leiten ihre Schützlinge sanft an, bringen sie an ihre Grenzen und weisen verspielt auf das, was jenseits dieser liegt. Weiterlesen

Coyote Mentoring: Schluss mit dem wilden Jahr!

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Ende & Anfang liegen im Winter, im Norden.

Ende und Anfang. Nach dem Acht-Schilde-Modell ist alles ein Kreislauf, kein Anfang, kein Ende; kein Ende, kein Anfang. Für die frischgebackenen Coyote Mentoren ist das “wilde” Jahr vorbei, sie werden im sechsten und abschließenden Modul der Wildnispädagogik-Ausbildung “ausgewildert” in einen neuen Anfang.

Walk on your own feet.

Zuvor stellten wir unsere Abschlussprojekte vor: Darunter findet sich eine verbesserte Technik zum Feuerbohren und die Organisation eines Naturtages für Gruppen, die Fertigung von Graskörbchen, Mokassins, Pilzpapier, Jagdbogen, Brot aus Bucheckern, Natur-Kosmetik und -Hygienemitteln. Auch: Was man alles mit der Birke machen kann. Und anderes mehr.

Speerschleuder – Atlatl – Woomera…

Z.B. einen Atlatl – das ist der südamerikanische Name für das zweieinhalbälteste Jagdgerät der Welt, in hiesigen Regionen als Speerschleuder bekannt. In Australien als Woomera. Zuvor gab es das Wurfholz, dann den Speer. Es sollte weitere tausende Jahre dauern, bis jemand den Bogen erfand.

Auf verschiedenen Kontinenten sind somit frühe Menschen früh auf die Idee gekommen, dass man Reichweite und Durchschlagskraft eines Jagd-Speers spürbar erhöhen kann, wenn man ihm eine Art Turbo-Effekt verpasst.

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Oliver präsentiert seine Speerschleuder.

Der Effekt besteht nicht in künstlicher Beatmung, sondern darin, den Speer – der als Jagdgerät eigentlich ein sehr langer Pfeil ist –  über ein Hebelwerkzeug zu schleudern bzw. ihm einen abrupten Beschleunigungs-“Kick” zu geben. Nach Art eines Katapultes etwa.

Dazu fertigt man aus einem gerade oder auch leicht gebogenen Ast, etwa so lang wie der eigene Unterarm, eine Schleuder, an deren Ende einer Spitze montiert wird, die ins Ende des Speers gesetzt wird. Ich nutzte ein Rehgehörn, dass ich mit (modernem) Kleber statt dem historisch verwendeten Birkenpech sowie am leicht hochgebogenen Ende des Astes befestigte. Dazu kam eine Lederbandwickelung als Griff gegenüberliegend.

Einen tauglichen Speer herzustellen, war im Grunde schwieriger – denn der muss dünn, lang, und so gerade wie nur möglich sein. Es war eine langwierige Suche, schon während der Pyrenäen-Tour im Sommer hielten wir Ausschau. Haselnuss erwies sich wegen des gerade Wuchses am geeignetsten, auch ist dieses Holz recht hart. Hartholz wie Eibe macht für die Schleuder was her, ist aber nicht unbedingt notwendig – die Schleuder selbst muss nicht viel Belastung vertragen.

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