Archiv für den Monat: November 2021

Die Poort & Jamaka: Leise & Laut

Morgenkaffee auf „Die Poort“, Cederberg Mountains

Eigentlich hat Manus, der Besitzer von „Die Poort“, gar keine Lust auf Camper. Vielleicht ist deswegen weit und breit nichts von ihm – oder sonst jemandem – zu sehen, als wir uns die durch Felsen gewundene Zufahrt zu seinem Gelände entlang geschlängelt haben. Wir müssen schon an Cottages und Haufen an leeren Plastikflaschen und sonstigen eventuell wieder- und weiterverwertbaren Gegenständen vorbei den Weg zum abseits liegenden Haupthaus finden.

Dort kommt uns ein kleiner Hund entgegen, schließlich Manus, selbst weit gereist nicht nur im südlichen Afrika. Als er sieht, dass wir keine jugendliche Partytruppe im Schlepptau haben, entspannt er sich und wird zugänglicher: Tatsächlich – um sein weitläufiges Gelände zwischen imposanten Cederberg-Felsformationen Urlaubern und Reisenden eine finanziell lohnende Unterkunft anbieten zu dürfen, hat die Gemeindeverwaltung es zur Auflage gemacht, dass er auch eine Campsite einrichten muss.

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Augrabies & Verneukpan: Wasser & Weite

Und dann schaut man weithin ins… Nichts. Ein sandfarbener Strich rundherum. Einmal um die eigene Längsachse gedreht, immer die gleiche Ansicht. Blauer Himmel bis zum Horizont, ab Blickmitte nach unten etwas khaki-ockerhaftes bis vor die eigenen Füße…

Willkommen in Verneukpan. Das Afrikaans-Wort „verneuk“ bedeutet so etwas wie „schummeln“ oder „täuschen“ und spielt auf die Mirage-artigen Luftspiegelungen in der 50 Kilometer langen und elf Kilometer breiten Salzpfanne an: Ein trocken gefallener See in der – relativen – Nähe des heutigen Brandvlei.

Racetrack & Speedfreaks

Verneukpan ist brettflach und diente früher und noch viel früher Geschwindigkeitsenthusiasten als Rennstrecke; Sir Malcolm Campbell versuchte sich dort in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts am Weltrekord für Landfahrtzeuge mit seinem Blue Bird. Aber auch andere tobten sich – und hauchten manchmal ihr Leben – dort aus. Ein kleines Monument zeugt davon.

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Der längste und abgelegenste Trail Südafrikas

Einstieg in den Namaqua Trail von Westen.

Der familienfreundliche Teil vom insgesamt etwa 600 Kilometer langen Namaqua 4×4 Eco Trail soll’s sein. Es gibt auch einen anspruchsvollen, aber den haben wir quasi hinter uns. Nicht direkt, denn die Kokerboomkloof-Campsite verlassen wir nach einer Fahrt quer durch den Richtersveld Nationalpark über den Helskloof („Höllenschlucht“) Pass, der bei dessen Abstieg einige herzklopfende Passagen in sich hat. Auch muss die Beifahrerin mal raus und als die souveräne Einweiserin, als die man sie kennt, dienen.

Ein paar mal stottert sich der Landy im niedrigen Gang in der Gelände-Untersetzung das bröckelige Geröll des schmalen Schotterpfads hinunter, und auch wenn Fahrzeug & Besatzung diese Herausforderung letztlich routiniert bewältigen, so sind wir doch froh, als wir durch das Helskloof Gate aus dem eigentlichen Park raus sind.

Strom-Minimalismus bei Offroad-Reisen

Eine Übernachtung auf der öden Campsite von Sendelingsdrif schließt sich an, die wir einlegen, um Versorger-Batterie, Akkus und Powerbanks am 220V-Landstrom vollzuladen. Nach einer Woche im Feld wird es Zeit dafür. „Nr. 5“ verfügt nur über die (Licht-)Maschine, um Strom zu erzeugen; kein Solarmodul ziert sein Aufstelldach und ein mobiles Solarpanel samt -Akku haben wir noch nicht erworben.

Wir sind auch nicht sicher, ob wir dererlei wirklich erwerben wollen. Letztlich ist die Stellschraube nicht das Ranschaffen von Elektrizität, sondern die Ansprüche. Wir sind mittlerweile gut darin geworden, unseren Stromverbrauch für digitale Kleingeräte inklusive der Kameras so zu minimieren, dass wir mit zwei leistungsstarken Powerbanks unterwegs gut auskommen.

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Paradies Richtersveld

Köcherbaum im Richtersveld

Ein Ort namens Sendelingsdrif ist das Tor zum Richtersveld Nationalpark; auch gibt es dort einen Grenzübergang ins benachbarte Namibia – eine kleine Fähre setzt dazu über den Orange River/Oranje/Gariep. Der Nationalpark schmiegt sich quasi in einen Bogen des westwärts bei Alexander Bay in den Atlantik fließenden Stromes; und so liegen auch die meisten Campsites dort.

Auf dem Weg dahin passiert man einen Ort namens Steinkopf und später am Meer das seewindzerzauste Städtchen Port Nolloth, bei dem früher mal nach Diamanten getaucht wurde. Heutzutage ist etwas lebendiger als Hondeklipbaai; an diesen Küstenorten fühlt es sich so an, als sei die Zeit stehen geblieben und die Anwohner darin erstarrt. Nicht, dass sie altertümliche Kleidung tragen würden – nur, was soll in diesen Orten passieren und was nur aus einem werden? Das Meer rauscht, und das Leben plätschert vor sich hin.

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Auf dem Weg zum Richtersveld

Auf dem Weg gen Norden

Zwölf Stunden in der fliegenden Blechbüchse sind immer eine Herausforderung, dies aber besonders in Pandemie-Zeiten und mit jeder Menge Mitreisender, die das Tragen einer Schutzmaske für Schnickschnack halten. Man sitzt eng beieinander, kann kaum ausweichen und die Belegschaft der Vierer-Sitzreihe gegenüber hat in erstaunlicher Dreistigkeit eine ausgereifte Technik entwickelt, die Maske nur dann schnell über Mund und Nase zu ziehen, wenn die Flugbegleiter durch die Gänge laufen. Und da helfen auch keine eindringlichen Appelle und Ansprachen der Lufthansa-Crew, doch Rücksicht auf alle Passagiere zu nehmen – eben auch die, die sich gefährdet fühlen.

An Bord der fliegenden Blechbüchse kann man sehr gut beobachten, dass Rücksichtnahme auf & Respekt für andere offensichtlich vielen Menschen, die sich den nicht eben billigen Flug von Frankfurt nach Kapstadt leisten können, abhanden gekommen ist. Oder nie vorhanden war. Ist mir völlig unverständlich, dass es nicht möglich ist, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, auch wenn man selbst eine andere Einschätzung hat… In diesen Momenten lässt sich der Eindruck schwer vermeiden, dass sich der westliche Individualismus in eine Fratze aus Egoismus & Narzissmus verwandelt.

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