Mitte der 1980er Jahre wollte ich mit meinem Enduro-Motorrad um die Welt reisen, da erschien es mir dienlich, einen Survivalkurs zu absolvieren. Damals war Volker Lapp ein guter Name in dieser Szene (und ist es heute noch), der einen „Expeditionskurs“ im verschneiten Hunsrück anbot. „Survival“, so meinte er damals, bedeute eigentlich, sich mit unzureichenden Mitteln in einer Situation wiederzufinden, aus der man so schnell wie möglich wieder heraus möchte. Beim Expeditionskurs aber hätte man zwar wenige, aber wichtige Werkzeuge und Materialien bewusst bei sich, um möglichst gut improvisieren zu können. Und man begebe sich freiwillig auf eine Expedition, ein Abenteuer etc.
Kurzum: Das Überleben nach einem Flugzeugabsturz in unwegsamem, abgelegenem Gelände ist es etwas anderes.
Wir schliefen also im Schnee unter einem Tarp in einem alten Bundeswehr-Schlafsack oder einem aus Armeeponchos improvisierten Tipi ohne Schlafsack, dafür mit einem kleinen Feuer in der Mitte. Wir froren, aber hatten Spaß dabei.
Das entspricht in etwa dem Verhältnis zwischen Kampfsport und Selbstverteidigung. Beim Kampfsport trete ich freiwillig, absichtlich, gezielt und unter fairen Regeln in einen Wettstreit mit einem anderen – und meistens hat man einen gewissen Spaß dabei. In der Selbstverteidigung finde ich mich unfreiwillig in einer Situation wieder, in der der oder die Gegner sich an keine Fairness und keine Regeln halten. In der Selbstverteidigung geht es ums Überstehen, im Extremfalle Überleben. Psychologisch vermittelt ein realitätsorientiertes Selbstverteidigungstraining das Mindset für Survival.
In der Wildnispädagogik lernt man, der Natur nahe zu sein bzw sich in der Wildnis wohl und aufgehoben zu fühlen. Zwangsläufig beginnt man, sich für Bushcraft und ähnliche Techniken – wie beim Expeditionskurs – zu interessieren.
Auf unseren Offroad-Reisen in Ländern wie Island, Marokko, Namibia und Südafrika lernten wir, mit begrenzten Mitteln und Ressourcen fern urbaner Versorgungsmöglichkeiten zurecht zu kommen, Pannen- und andere schwierige Situationen zu überstehen und Notfallpläne mit Exit-Strategien zu entwickeln.
Seit einigen Jahren üben wir mit Hilfe eines Saisongartens im Nachbarort die temporäre Selbstversorgung mit pflanzenbasierter Ernährung. Dazu gehört natürlich auch Lagerung und Haltbarmachung, sowie vielfältiger Nutzung von dem, was üblicherweise weggeworfen wird. Also Homesteading.
Und natürlich kümmern wir uns ums – moderate – Prepping: Also die Vorbereitung auf mögliche, erwartbare Krisen- & Konfliktsituationen, von temporären Stromausfällen angefangen, über Pandemie- hin zu Kriegs-Szenarien (Klarstellung: jenseits rechtsextremistischer Gruppen & Bestrebungen! #noafd). Dabei bin auch ich den Weg vom ego-zentrierten Solo-Prepper hin zum gemeinwohl-orientierten, kommunitären Ansatz von Nachbarschafts- & Netzwerk-Hilfe gegangen: In Krisen überleben Menschen in Kooperation bzw Gemeinschaften; nicht, weil sie tausende Schuss Munition für ihre AR-15 gelagert haben.
In diesem Sinne geben wir unsere Erfahrungen & Erkenntnisse ganz im Sinne des Coyote Teachings (Wildnispädagogik) gerne weiter und veranstalten wir Seminare zum so genannten „gentle Prepping“.