Archiv für den Monat: November 2014

Way back home

Heimfahrt: Was zu erzählen bleibt, lässt sich in Bildern erzählen. Wozu betonen und ausführen, dass die Rückkehr immer ein eher trauriger Vorgang ist?

Zweieinhalb Tage auf der Fähre zwischen Tanger und Genua geben einem die Möglichkeit, Notizen nachzutragen und alle die Bücher zu lesen, die man bislang nicht einmal angefasst hat.

Bis in die Schweiz bleibt der Unimog hinter dem IFA L60, dann trennen sich bei einer Autobahn-Abzweigung die Wege von André & Holger und Beate & mir in Richtung Berlin und Frankfurt. Im Gepäck eine Gewissheit: Fahrzeug und Besatzung sind nach dem Fernreise-Seminar von Eine Welt Reisen solo-fernreisefähig. Wir können und wissen nicht alles, bei weitem nicht. Aber genug für eine Tour auf eigene Faust.

Stürmische Strandspaziergänge am Mittelmeer

Zeit zum Aufwiedersehensagen: Rolf bleibt mitsamt seinem Magirus in Marokko und tourt weitere drei Wochen mit seiner Frau, die per Flugzeug anreist. Hubertus und Bärbel fahren im Iveco nach Tanger, um nach Spanien überzusetzen und dort weiter zu „cruisen“.

André und Holger im IFA sowie Beate und ich im Unimog steuern schnurstracks gen Norden. Nach Tanger so rasch wie möglich, um noch einen halben Tag am Mittelmeer-Strand verbringen zu können – in Ksar El Majaz.

Dort kommen wir auch zeitig an – allerdings bläst eine hanseatisch steife Brise, so dass die Campingstühle in den Lkws bleiben und wir Strandspaziergänge vorziehen. Und essen auf der windgeschützten Terrasse. Ansonsten parken und campieren wir hinter der Gendarmerie Royale nahe des Strandes – der wohl sicherste Standplatz bislang. Oder auch nicht.

Zurück in der Zivilisation

Zu Marrakesh gibt es so viele Mythen und Legenden, Informationen und Beschreibungen… man bediene sich der Suchmaschine oder des Reiseführers eigenen Vertrauens! (Tipp: Lonely Planet).

Die Fahrzeuge stehen auf dem Campingplatz „Le Relais de Marrakech“ (unser erster und einziger Campingplatz mit der üblichen ADAC-gemäßen Versorgung). Wir stromern den ganzen Tag durch die Gerbereien & Färbereien (die übrigens eindrucksvoll, aber nicht so eindrucksvoll wie in Fès sind), durch den Souk und den Djamaa el-Fna… und lassen uns viel Zeit, Mitbringsel für einen selbst und die Daheimgebliebenen zu erhandeln.

Wir sind ja im Feilschen mittlerweile ganz gut und wissen natürlich das in Marrakesh das Zehnfache dessen verlangt wird wie in… Zagora etwa. Die Marrakshis spekulieren natürlich auf die eingeflogenen Touristen und darauf, dass man vor Abreise noch schnell Souvenirs erwerben will oder muss. Sie selbst kaufen die Ware auf Märkten weiter im Süden oder lassen sie von Handwerkern im Süden herstellen und schlagen eine ordentliche Spanne drauf.

Also eigentlich ist man schlau, wenn man sich im Süden seine Kauf-Wünsche erfüllt. Aber wenn nicht da, dann in Marrakesh. Denn was wiederum die Orient-Läden in Frankfurt etwa bieten, ist dann noch mal teurer.

Morgen ist Abreise – wozu da heute eilen? Im Gegenteil: noch mal rein ins pralle Leben…

Familien und Fürsten

Blick von der Kasbah auf Telouet

Blick von der Glaoui-Kasbah auf Telouet.

Wir übernachten bei einer Familie, die eine Plantage auf einer Hochebene des Anti-Atlas, irgendwo in der Provinz Quazarzate. Sie bewirten uns morgens mit einem Frühstück und zeigen uns Bewässerungsanlagen für ihren Frucht- und Gemüseanbau. Der ist überwiegend zur Selbstversorgung gedacht. Tatsächlich kommen die Einwohner nicht so recht mit der Algenbildung in ihrem großen Wasser-Auffangbecken klar – und fragen die europäischen Hobbygärtner in der Gruppe um Rat…

Bewässerungsanlage einer Plantage

Bewässerungsanlage einer Plantage.

Guide André von Eine Welt Reisen zeigt uns mit dieser Familie zum dritten Mal während dieser Marokko-Tour, wie tätige (Entwicklungs-)Hilfe vor Ort jenseits von den großen, mittleren und kleinen Organisationen funktionieren kann: Statt anonym für irgendwas zu spenden lieber einen lokalen Kontakt zu knüpfen und lokale Initiativen, Gruppen oder Familien zu unterstützen.

Das war der Fall bei der Berber-Familie bei Midelt gewesen (wo Mitfahrer Hubertus in die Ziegenaufzucht investierte) oder bei der Frauenkooperative in Tissergate (wo man handgewebte und -geknüpfte Teppiche und Taschen erwerben kann). Immer ging es dabei um ein faires Verhältnis – nicht einfach spenden, nicht einfach etwas schenken, sondern etwas erwerben. Menschen nicht zu Bittstellern, sondern zu Herstellern werden zu lassen bzw. sie dabei zu unterstützen, ein von Spenden und Almosen unabhängiges Leben zu führen.

Oder man fragt, was konkret die Familien brauchen können – viel von dem, was wir als Wohlstandsmüll wegwerfen oder entsorgen, hat beispielsweise in Marokko einen enormen Nutz-Wert. Den kann man dann beim nächsten Besuch mitbringen und Menschen geben, die und deren Lebenssituation man kennt. Weiterlesen