Archiv für den Monat: Oktober 2014

Sand und See

Ausgetrockneter See: Lake Iriki/Lac Iriqi.

Ausgetrockneter See: Lake Iriki/Lac Iriqi.

In Marokko gibt es zwei Wüstengebiete – Erg Chebbi und Erg Chegaga. „Erg“ bedeutet Sandwüste, und wie schon erwähnt: Diese ist in Marokko nicht sehr groß. Alle Geländewagen streben in diese Sahara-Ecken. Von Mhamid kann man durchaus in einem Tag nach Foum Zghuid fahren – dort geht es wieder aus der Wüste raus und in den Anti-Atlas rein.

Im Erg Chegaga gibt es Sandwüste, einige hohe Dünen und den ausgetrockneten See namens Lake Iriki/Lac Iriqi. Die Dimension klärt sich nach Klick auf den Link zu Google Maps…

Das Fahren im weichen, mal weniger, mal schlotterigen oder gerölligen Sand macht viel Spaß; ansonsten, denke ich, sprechen die Bilder für sich. Was soll man noch in Worte fassen…

Aber aus dem ausgetrockneten See führt eine furchtbare Geröll- und Wellblechpiste heraus – und, was wir zuvor schon auf einem ehemaligen Militärpiste in den Bergen gelernt und geübt haben, muss nun angewendet werden: Den Unimog mit einem brachialen Tempo vorwärts prügeln – den zu langsam ist schlimmer, zu schnell ist schlimmer.

Die Reifen müssen von Wellblechkamm zu Wellblechkamm „springen“ oder „fliegen“, ansonsten sind die Schläge ins Fahrwerk zu heftig. Das ideale Tempo muss jedes Gefährt selbst herausfinden, für unseren Unimog scheint es bei ca. 60 km/h zu liegen. Dabei hat unser Ex-Bundeswehr-Sanitäts-Lkw eine Höchstgeschwindigkeit von 80-82 Stundenkilometern… Weiterlesen

Erg Chegaga: Spielwiese Sanddünen

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Beate im Wüsten-Look.

Beate bereitet sich vor: Gegen Sand und Staub helfen Schutzbrille und Schal, denn heute vormittag ist Training angesagt. Dünen-Fahren mit den Offroad-Lkws!

Guide Holger, Rallye-erfahren, (erlebnis-offroad.com) hat einen Parcours die Dünen rauf und runter abgesteckt, mit vielen Schlängel-, Schräg- und Kippfahrten. Wir können uns und unsere Fahrzeuge in verschiedenen Fahrsituationen testen und – natürlich – die Erfahrung machen, dass das Fortbewegungsmittel mehr kann als Mann oder Frau am Steuer sich zutrauen.

Das Training hat mich an meine Segeltour vor Mallorca und die Sprüche des Skippers erinnert: Das Boot kann im Sturm mehr ab als die Insassen an Bord! Luft hat keine Balken, auf hoher See schwimmt einem selten was in den Weg – und in den Sanddünen besteht nur die Gefahr, dass ein 7,5-Tonner umkippt (der zwangsläufig im Gegensatz zu einem Land Rover schwerer wieder auf seine Füße zu stellen ist). Daher kann man recht unbefangen im Sand rumwühlen – man kann kaum irgendwo anstoßen!

Magirus-Fahrer Rolf liegt indes mit schwerer Gedärmproblematik ob der Rühreier vom Vortag flach und kann den Freuden des Sandfahrens nicht frönen. Aber der Iveco, der ein auf Allrad und Geländegängigkeit umgebauter Daily-Transporter ist, schlägt sich wacker und wird von Fahrer Hubertus beherzt durch den Sand getrieben. Und weil er leicht ist, teilweise besser und flotter als der Unimog. Der aber ebenso alle Passagen ungerührt und unbeeindruckt absolviert.

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Wabbelmasse und Weichteile

Karte: Zagora - Mhamid - Foum Zhguid

Karte: Zagora – Mhamid – Foum Zguid

Marokko ist unter Wüstenfahrern deswegen so beliebt, weil Nordafrika durch beständige Unruhen und Kriege kaum noch Möglichkeiten für weiße Europäer bietet… Freilich hat Marokko einen Nachteil: Es hat nur einen fast winzigen Teil der riesigen Sahara abbekommen. Mauretanien, Mali, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten – da spielt sich Sahara ab.

Aber immerhin: die Sahara-Ausläufer, die auf marokkanischem Staatsgebiet liegen, sind groß genug, um sich darin zu verlaufen oder zu verfahren. Und Sandberge und Dünen bis zum Horizont bieten sie schon – zumindest wenn man mittendrin ist.

Zur Bewegung mit Autos gibt es natürlich Alternativen: Zu Fuß oder per Kamelen… etwa mit Renard Bleu Touareg, zu denen wir im Riyadh in Tissergate Kontakt haben. Wie das Riyadh Le Sauvage Noble“ ein Versuch sanften Tourismusses, der den Ortsansässigen und der Wüste zugute kommt. Deutschsprachig – daher unser uneingeschränkter Tipp. Sprecher und Kontaktmann Abdellah hat Anthropologie studiert: mehr dazu hier… (BTW: Zagora verfügt über einen – kleinen – Flughafen).

Von Zagora aus muss man erst einmal einige Kilometer auf einer maroden Straße mit problematischem Begegnungsverkehr hinter sich bringen, wobei Größe, Gewicht und Rammschutz unserer Fahrzeuge gewisse psychologische Vorteile mit sich bringen. In Mhamid beginnt dann wirklich die Sand-Wüste… Weiterlesen

Bei den edlen Wilden – im Riyadh

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Innenhof des Riyadh „Le Sauvage Noble“.

Das Fahrseminar von Eineweltreisen ist für Leute wie uns gedacht: Wer sich ein Allrad-Fernreisemobil angeschafft hat und nun erfahren will, ob Fahrzeug und Fahrer selbst fit für die ganz großen Touren sind. In der Ausschreibung heißt es: „Mit seinen vielseitigen Landschaftsformen eignet sich Marokko hervorragend für einen umfangreichen Praxistest. Finden wir hier doch fast alle Fahrsituationen, die einem auf einer Weltreise begegnen können.“ (siehe: Fernreiseseminar unter reellen Bedingungen.)

Die nächste Fahrsituation, der wir uns stellen müssen, ist eine extreme Geröll-Piste. Mit Betonung auf „extrem“, denn Schotterpisten und Geröllpassagen hatten wir andauernd. Aber was die nächsten Stunden auf dem Weg in Richtung Sahara folgt, zerrt mächtig an Material und Mensch.

Beate im Straßencafé.

Beate im Straßencafé.

Als wir schließlich in Zagora ankommen – einer Stadt am Rande der Sahara – erscheint sie uns fast als Paradies. Kaffee! Cola! (Kein Mensch trinkt sonst Cola, aber eisgekühlt ist es das Getränk nach einer staubigen Rüttelfahrt). Und als das nächste Fahrzeug zur Reparatur muss…

(diesmal ist es der Magirus, der immer noch mit den Schäden aus dem Cirque de Jaffar herumfährt – und er wird natürlich zu der Werkstatt gebracht, die bei unserer Frühjahrstour den Defender repariert hatte)

…nutzen Guide Holger und ich die Gelegenheit zur Gesichts-Säuberung. Ab zum Barbier! Der verrichtet einfühlsam und präzise sein Werk, Kamerafrau Beate hat ihren Spaß – aber die mehr-als-drei-Tages-Bärte von uns setzten der Rasierklinge trotz allen Einschäumens doch einigen Widerstand entgegen. So sahen wir doch etwas gerupft aus.

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Auf dem Markt Tinghirs

IMG 3373 Wenn man die Todra-Schlucht verlässt, folgt alsbald das Städtchen Tinerhir (bzw. Tinghir)… und da müssen wir hin, denn schließlich fährt Reiseleiter André seinen IFA L60 immer noch in einem mit Spanngurten zusammengeflickten und -gehaltenen Fahrerhaus. Und das schon seit zwei Tagen. In Tinerhir soll der gebrochene Bolzen geschweisst werden.

Außerdem: Die Iveco-Reisenden waren gestern nicht so scharf aufs Duschen im Hotel. Warum? Weil sie als einzige eine Dusche an Bord haben, diese täglich nutzen – und nunmehr die ersten sind, deren Wassertank leer ist. Wir wiederum mit dem kleinsten Diesel-Vorrat müssen diese kostbare Flüssigkeit nachtanken – seit wir den Unimog mit seinen 20-22 Litern Verbrauch pro 100 Kilometer haben, verstehen wir die Mad Max-Filme erst richtig. Es kann nur eine Prioritätenliste geben:

1. Wasser
2. Diesel
3. Motoröl

Während der IFA mit seiner Besatzung in einer Werkstatt steht, fahren wir in die Innenstadt und parken unsere voluminösen Gefährte in einer engen Seitenstraße inmitteln all des Gewusels aus Fahrzeugen, Menschen und Tieren. Ein Aufpasser kriegt ein paar Dirham. Weiterlesen

Auf dem Weg zur Todra-Schlucht

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Unimog in der Todra-Schlucht.

Es gibt Tage in unserem Fernreise-Seminar unter reellen Bedingungen, die sind reine Fahr-Tage.

Zur Erinnerung: Wir machen eine Art Expeditionstraining, rund drei Wochen lang. Motto: learning by doing. Es gibt geplante Theorie-Teile, es gibt geplante Praxisteile – wie etwa das Geröllhang-Bergabfahren oder die Flussdurchfahrt; in der Sahara werden wir noch zum Dünenfahren kommen.

Und es gibt die ungeplanten, gleichwohl willkommenen Teile. Die Pannen, die Hindernisse, die erwarteten oder unerwarteten Schwierigkeiten. Eigentlich sind diese das wirkliche Training und die wirklichen Tests für Mensch und Material.

Reiseleiter André freut sich daher über die vielen Probleme, die wir bislang hatten. Das Fernreiseseminar soll auf Solo-Fernreisen vorbereiten, umso besser, wenn es kein Zuckerschlecken und kein Sightseeing in der touristischen Komfortzone ist. Die mentalen Qualitäten der Teilnehmer sind immer noch intakt, das ist für ihn am wichtigsten…

Denn auch mit Durststrecken, Wartephasen, Unbequemlichkeiten oder Enttäuschungen klarzukommen, ist nicht immer einfach. Etwa, wenn man erwartet, in paradiesischer Umgebung romantisch zu übernachten und stattdessen den Parkplatz einer lauten 24-Stunden-Tankstelle irgendwo samt marokkanischem „Truck-Stop“ nutzen muss. Ausblick linkerhand aus dem Fenster: ein rostzerfressener Bagger, rechterhand: Öllache.

Und so können auch reine Fahr-Tage, bei dem man nur „Strecke macht“ an den Nerven zehren. Durch die Pannen sind wir aber unserem Zeitplan weit hinterher und müssen so schnell so weit fahren, wie die Gelände-Lkws es auf Asphaltstraßen möglich machen.

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Landwirtschaft im Hohen Atlas.

Wir brettern folglich durch den Hohen Atlas, vorbei an Feldern. Unterwegs verengt ein liegen gebliebener Uralt-Ford Transit die Straße, wir müssen stehen bleiben. Die zahllosen Insassen des Transporters stehen auf der Straße herum, ratlos. Da wir ohnehin anhalten müssen, fragt unser Dolmetscher Jamil, was los ist und erfährt, dass denen der Sprit ausgegangen ist. Weiterlesen