Auf dem Weg zur Todra-Schlucht

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Unimog in der Todra-Schlucht.

Es gibt Tage in unserem Fernreise-Seminar unter reellen Bedingungen, die sind reine Fahr-Tage.

Zur Erinnerung: Wir machen eine Art Expeditionstraining, rund drei Wochen lang. Motto: learning by doing. Es gibt geplante Theorie-Teile, es gibt geplante Praxisteile – wie etwa das Geröllhang-Bergabfahren oder die Flussdurchfahrt; in der Sahara werden wir noch zum Dünenfahren kommen.

Und es gibt die ungeplanten, gleichwohl willkommenen Teile. Die Pannen, die Hindernisse, die erwarteten oder unerwarteten Schwierigkeiten. Eigentlich sind diese das wirkliche Training und die wirklichen Tests für Mensch und Material.

Reiseleiter André freut sich daher über die vielen Probleme, die wir bislang hatten. Das Fernreiseseminar soll auf Solo-Fernreisen vorbereiten, umso besser, wenn es kein Zuckerschlecken und kein Sightseeing in der touristischen Komfortzone ist. Die mentalen Qualitäten der Teilnehmer sind immer noch intakt, das ist für ihn am wichtigsten…

Denn auch mit Durststrecken, Wartephasen, Unbequemlichkeiten oder Enttäuschungen klarzukommen, ist nicht immer einfach. Etwa, wenn man erwartet, in paradiesischer Umgebung romantisch zu übernachten und stattdessen den Parkplatz einer lauten 24-Stunden-Tankstelle irgendwo samt marokkanischem „Truck-Stop“ nutzen muss. Ausblick linkerhand aus dem Fenster: ein rostzerfressener Bagger, rechterhand: Öllache.

Und so können auch reine Fahr-Tage, bei dem man nur „Strecke macht“ an den Nerven zehren. Durch die Pannen sind wir aber unserem Zeitplan weit hinterher und müssen so schnell so weit fahren, wie die Gelände-Lkws es auf Asphaltstraßen möglich machen.

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Landwirtschaft im Hohen Atlas.

Wir brettern folglich durch den Hohen Atlas, vorbei an Feldern. Unterwegs verengt ein liegen gebliebener Uralt-Ford Transit die Straße, wir müssen stehen bleiben. Die zahllosen Insassen des Transporters stehen auf der Straße herum, ratlos. Da wir ohnehin anhalten müssen, fragt unser Dolmetscher Jamil, was los ist und erfährt, dass denen der Sprit ausgegangen ist.Der Unimog ist das einzige Fahrzeug, das wegen seines kleinen 180-Liter-Tanks zusätzlichen Diesel in umfüllbaren Kanistern bei sich führt: wir spenden ein paar Liter, so dass der Transit die nächstgelegene Tankstelle erreichen kann.

Die Verzögerung führt dazu, dass wir umdisponieren und nunmehr direkt zur berühmten Todra-Schlucht in der Provinz Tinghir fahren und dort dann relativ früh ankommen. Eine atemberaubende Fahrt durch eine Schlängel-Straße die Schlucht hinunter. An wievielen Stellen hätte man anhalten können: verweilen, staunen, wandern, klettern!

Wir parken die Lkws im Flussbett vor dem Hotel Les Roches. Dort wird ein Zimmer kurzfristig gebucht, sozusagen als Stundenhotel, um endlich wieder einmal zu… duschen!

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Übernachtung im Flussbett.

Die Todra-Schlucht ist wunderschön und enorm beeindruckend, allerdings auch touristisch erschlossen. Eine gut ausgebaute Asphaltstrecke führt Klein- und Großbusse aus Marrakesh und sonst wo in die Schlucht. Na ja, wir sind immer noch struppig, riechen aber wieder zivilisiert. Und die vielen Kletterer in der Schlucht sind ja Leute wie wir…

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Iveco und Magirus, im Hintergrund Touristen-Fahrzeuge.

Ich wäre gerne zum Hiking & Climbing geblieben, aber unsere Mitfahrer sind eher weniger sportlich. Eine Übernachtung also, dann weiter.