Pueblos Abandonados IV: Geier-Valley & Land-Leben

Wir rumpeln 14 Kilometer Offroad-Piste, passieren etliche Kirchen-Ruinen und erreichen abends Artieda, das auf einem Hügel oberhalb des Yesa-Staudammes liegt und über einen kleinen kommunalen Campingplatz verfügt. Auch gibt es eine dazugehörige Pilger-Herberge (bzw. umgekehrt; der Jakobsweg führt hier entlang). An den Wänden sind viele murales – Wandgemälde – zu sehen, die dem politischen Engagement der Gemeinde Ausdruck verleihen: Free Palestine, Free Sahara – aber vor allem: Yesa No!

Dieser Slogan richtet sich gegen die Erweiterung des Yesa-Staudammes, der weitere Land- und damit Ackerflächen zum Opfer fallen sollen. Und damit wird die Selbständigkeit der örtlichen kleinen Leute dem Profitstreben der Stromkonzerne geopfert… so jedenfalls die Einschätzung der Anti-Staudamm-Bewegung. In der sehr urig-gemütlichen Orts-Kneipe mit Rundumblick aufs Tal kann man dazu etwas erfahren. Auf spanisch wie auf englisch.

Wir haben den Campingplatz fast für uns alleine. Natürlich nur bis zum Abend. Dann kommt immer ein Nachzügler (manchmal auch sehr spät). In Artieda stellt sich einer dieser Kuschelcamper direkt neben uns, obwohl alle andere Stellflächen frei sind. Da sind so Leute, die sich wohl einsam & verlassen fühlen, wenn sie nicht bei anderen reingucken können. Und, noch später, knattert ein altersschwacher VW T3-Bus mit Hochdach, junger Mann am Steuer, heran. Und, ja, der darf das bei dem Auto natürlich. ;-) Abgesehen davon erweist er sich als der Campingplatz-Handwerker.

Am nächsten Tag brechen wir zu einem Ort auf, wo wir schon einmal waren: Foz de Lumbier. Die Schlucht, über die viele, viele Geier kreisen, teilweise so niedrig, dass man die Luft schwingen hört. Die Schlucht, die früher in einem schmalen Tunnel von einer kleinen Eisenbahn bewältigt wurde.

Um den Yesa-Staudamm liegen Geisterdörfer etwa in Esco (wo wir auch schon einmal waren und Tiermas; auf dem weiteren Weg legen wir einen Zwischenstopp am Monasterio del Leyre ein. Sos del Rey Católico entpuppt sich darauf als hübscher Ort mit Parador, engen, steilen Gassen und Sprüchen/Zitaten von Schauspielern eines Stücks über den (vermutet) Spanischen Bürgerkrieg.

Der Pisten-Track danach führt zum Parque Eólico mit zahllosen Windrädern auf den Hügel- bzw. Bergkämmen. Bei der Abfahrt ins Tal stoßen wir auf ein altes Gemäuer mit neuem Blechdach und treffen dort Waldarbeiter und einen Mann von der Behörde, der uns gestattet, zu bleiben und zu übernachten. Bis 20 Uhr Motorsensen-Arbeit; eine freundliche Kuhherde samt zweier Pferde kommt zu Besuch, lässt die Glocken ertönen und zieht weiter.

Wir stellen verdutzt fest, dass wir am falschen Ort sind und fahren zum eigentlich geplanten Übernachtungslager an einem verfallenen Hof in La Mora Alta weiter. Yippie, sehr viel schönerer Platz! Der gefällt uns so gut, dass wir einen Tag bleiben und mit Fotografieren und Niksen verbringen. Großartig! Desearia que pudieramos haber permanecido por mas tiempo.


Vorhergehende Folgen:
Pueblos Abandonados I: Die Felszähne von Finestres
Pueblos Abandonados II: pasarelas y cat
Pueblos Abandonados III: Gruselorte und Graffiti