Pueblos Abandonados II: pasarelas y catredales

Bei unserer ersten Querfeldeinfahrt in den spanischen Pyrenäen kommt der Bitibulli gleich an seine Grenzen: Er verfügt zwar über Allradantrieb, Seikel-Geländefahrwerk und Differentialsperre an der Hinterachse – aber nicht über eine Gelände-Untersetzung. Dass die fehlt, merken wir früh an der stinkenden Kupplung. Und da wir mittlerweile viele Jahre mit verschiedenen Offroadern zwischen Island und Südafrika unterwegs sind, nehmen wir an, dass das nicht an fahrerischem Unvermögen liegt.

Wir übernachten nahe rotglühender Mohnfelder in einem Trockenflussbett nahe Benabarre. Tags darauf lenken wir auf Feldwegen nach Fet, wo uns alsbald ein Mann im grünen Pulli winkt. Er gehört wohl zu einem dieser Wiederbelebungsprojekte: Tatsächlich versuchen junge Menschen an manchen Orten, die alten Dörfer zu restaurieren; manchmal leben sie dort illegal.

In Fet hat sich ein alternatives Restaurationsprojekt mit Yoga, alternativen Heilmethoden, Permakultur und Selbstversorgung etabliert (siehe https://dharmaharifet.org), Besucher & Helfer aus aller Welt willkommen. Auf der kleinen Parkfläche steht ein Kombi mit Ulmer Kennzeichen – samt Dreamcatcher am Spiegel und Schlafplatz auf der Ladefläche. Wir sprechen dort leider mit niemanden, fotografieren aber die Ruinen.

Weiter geht es auf der Piste mit vielen quer verlaufenden Buckeln, bis plötzlich sich eine Asphaltstraße auftut, der wir bis zum Ende folgen. Wir passieren mehrere fürs Wildcamping geeignete Stellplätze, bis wir schließlich am vorgelagerten Parkplatz der Albergó de Montcalvo landen. Von dort wandern wir tags darauf zur Hängebrücke Congost-Rebei, was auch mit sich bringt, zwei pasarelas – in die Steilwand gebaute Holztreppen – auf und abzusteigen. Schwindelfreiheit erweist sich von Vorteil, Höhenangst bringt Schwierigkeiten mit sich.

In dieser Zeit hat sich das Wetter als wechselhaft erwiesen. Während in Deutschland die Hitzegrade für den Mai auf Rekordjagd gehen, regnet es in Nordspanien immer wieder. Als eine Dauerregenfront sich in Aragon abzeichnet, verabschieden wir uns aus der Gegend und von den Geisterdörfern, um zu einer Dreitagesexkursion nach Galicien das Land von Ost nach West zu queren. Familienbesuch in Ourense, Besuch des im Oberlauf nahezu trocken gefallenen Staudamms bei Bande, dann verbringen wir eine Nacht im Campingbus am Strand in A Guarda direkt oberhalb Portugals.

Am 27. Mai fahren wir über Lugo an die Nordküste nach Viveiro und finden einen Stand- und Übernachtungsplatz hinter den Dünen auf einem einfachen, rustikalen, kostenfreien Womo-Parkplatz. Ähnlich am nächsten Tag, an dem wir uns ausnahmsweise zu einem touristischen Höhepunkt aufmachen: nach As Catedrais

As Catedrais (Las Catedrales) steht unter Naturdenkmalschutz und ist einer der berühmtesten Strände in ganz Galicien. Seine kuriosen, von Wind und Wasser gestalteten Felsformationen sind weltweit bekannt und regen die Phantasie eines jeden Besuchers an. Bei Ebbe besteht die Möglichkeit, barfuß zwischen den Felsen und in den hohen Höhlen spazieren zu gehen, und ineinander verschränkte Steinbogen zu entdecken.

https://www.spain.info/de/strand/as-catedrais/

As Catedrais zieht viele Touristen und viele weiße Womos an; auch diejenigen, die das Schlagwort Vanlife anzieht. Wir ziehen lieber einige wenige Kilometer weiter an einen kleinen Strand, um dort das Zurückgehen der Flut abzuwarten und finden unversehens einen perfekten Standplatz nahe Rinlo auf den Klippen mit direktem Blick aufs Meer… und obendrein nahezu alleine.

Vorhergehende Folge: Pueblos Abandonados I: Die Felszähne von Finestres