Archiv der Kategorie: Coyote Mind

Driehoek & Wolfberg Arch: Die Vorzüge des Umkehrens

Zerklüftete Felsen und verkohlte Bäume in der Umgebung der Driehoek Farm in den Cederberg Mountains.

Auf der Campsite der Driehoek Guest Farm habe ich Glück: Man weist mir den Stellplatz Nr. 25 zu – und der liegt am Ende eines eigentlich privaten Bereiches, in dem einige fest abgestellte Wohnwagen im Schatten unter den Bäumen auf ihre Bewohner warten. Das Gros der Besucher freilich tummelt sich im dazu ausgezeichneten Areal – man kann den Partylärm der Capetown Camper immer noch hören, aber distanziert und durch das dicke Laub der Bäume gefiltert.

Eine Kernroutine des Coyote Mentoring zur Naturverbindung besagt, dass man sich seinen Nachbarn vorstellen solle, deren Gast man ist. Will sagen: Der Land Rover „Nr. 5“ nimmt unter fünf Eichen Platz, und diese wie alle anderen belebten wie unbelebten Elemente der Natur sind die Gastgeber. Sie erhalten ein wenig Wasser, man erklärt ihnen, wer man ist und was man vorhat – eine Routine, die nach indigenem Muster Respekt gegenüber Stein-, Pflanzen- und Tierwesen schult. Jahrtausende lang haben in der Gegend, die heutzutage als Westkap bekannt ist, die San gelebt – mit einem ähnlichen Verständnis der ganz und gar belebten Natur.

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Cederberg – weit weg und doch zu nahe

Kapstadt, Stellenbosch, die Winelands prägen das Westkap. Für die Wilderness Areas, die dort zu finden sind, hat das Folgen. Denn auch der südafrikanische (Groß-)Städter erweist sich als kaum weniger entfremdet als seine Kollegen in aller Welt. Die Wildnis ist zwar nahe, will aber trotzdem im Cocktailkleid erlebt werden. In aller Sicher- und Sauberkeit natürlich.

Davon profitieren Resorts & Lodges entlang der großen Ausfallstraßen; die N7 etwa transportiert Fahrzeuge und Familien – für südafrikanische Verhältnisse – zwar nicht auf dem direkten Weg, gleichwohl aber flott gen Norden. Ein Wochenendtrip in die Cederberg Mountains ist so möglich, auch mit nicht geländegängigen Automobilen. Wir hätten es ahnen können.

Nr. 5 nimmt auf Nr. 1 Platz

Natürlich hatten wir die N7 auch gar nicht im Fokus, deswegen entging uns vielleicht ihre Wahrnehmung auf der Landkarte. Von Stellenbosch wollten wir über kleinere Straßen via Wellington den angepriesenen Bainskloofpass ansteuern – nur war der justament wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Also wählten wir die R44 und passierten Hermon und Tulbaugh und entschlossen uns, den Bainskloofpass quasi von hinten aus der Nähe von Ceres anzufahren.

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Schmieden und Schärfen

Dreimal Hand-Arbeit – zweimal von Profis, einmal das Erstlingswerk vom Amateur…

Ein Messer zu schmieden, hatte ich beim Nandger von Schmiedeglut schon während der Ausbildung zum Wildnispädagogen gelernt – das war zwar nicht Teil davon, aber sozusagen ein unabhängig davon organisiertes „Spin-off“: Wenn man viel im Wald unterwegs ist und schnitzt – etwa einen Fährtenkampfwanderstabspeer – benötigt man ein gutes Messer… und das wird natürlich bei Gebrauch stumpf.

Also erst das Schmieden lernen, dann das Schärfen. Wenn man irgendwo in der Wildnis unterwegs ist, findet man ja auch nicht an jeder Ecke einen „Mister Minit“-Laden – unabhängig von der Frage, ob man dem sein kostbares selbstgeschmiedetes Messer überantworten würde. In dem steckt einiges an Energie und Aufwand.

Viele Teil-Schritte beim Messer-Schmieden

Rückschau: Beim Schmiede-Kurs erwies sich ja als überraschend, dass der Prozess des eigentlichen Hämmerns erhitzten, weißglühenden Stahls zwar den grundlegenden Anteil nahm, gleichwohl aber noch einige andere, nicht minder wichtige Schritte folgten. Beim Schmieden stellt man sich gewöhnlich die glühende Esse vor, die Zange, den Hammer, den Amboß; dazu die Hitze, das Schwitzen; die Schutzbrille, – maske und feuerfesten Stulpen-Handschuhe…

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Der Fährtenwanderkampfstabspeer

Oued Draa, Südmarokko

Was ist denn ein Fährtenwanderkampfstabspeer? Nun, ein Wanderstab, der auch dazu dienen kann, sich zu verteidigen – sei es gegen Menschen, sei es gegen Tiere – und der bei der Fährtensuche behilflich ist. Und obendrein eine Speerspitze, genauer: Pfeilspitze, trägt.

Um all diese Funktionen möglich zu machen, bedarf es natürlich der Kompromisse. Der Fährtenwanderkampfstabspeer kann all das nicht perfekt – dazu bräuchte man den jeweiligen Spezialisten-Stab. Aber er soll all das in einem brauchbaren Umfange gewährleisten.

Wanderstab als japanischer Kampfstock

Grundlage ist der Wanderstab: Wozu der nützlich ist, erspare ich mir an dieser Stelle zu erläutern. Ob rustikaler Knotenstock, Opas Spazierstock, typischer Pyrenäen-Wanderstock, moderne Teleskopstöcke – bei Bergwanderern wie Trailrunnern ist die Geh- und Stützhilfe seit alters her so bekannt wie beliebt.

Da ich mich einige Jahre der altjapanischen Kampfkunst Kobudo gewidmet habe, weiß ich noch: Im Japan der Samurai-Zeit sahen sich Wander-Mönche häufig den Nachstellungen von Räubern und Mördern ausgesetzt, massenweise machten Ronin – herrenlose Samurai, denen nicht viel anderes übrig blieb, als zu Wegelagerern zu werden – die einsamen Wege in den Bergen unsicher.

Holzstock (zer-)schlägt Metallschwert

Der buddhistische Glaube zeichnet sich u.a. durch das Ideal der Gewaltlosigkeit aus; gleichwohl beinhaltet er durchaus den Gedanken der Selbstverteidigung, wenn kein anderes Mittel bleibt. Sich selbst mit einem aggressiven Gegenstand des Kampfes auszustatten, etwa einem Schwert, kam den Mönchen nicht in den Sinn. Aber den ohnehin vorhandenen Wanderstab zu rein defensiven Zwecken einzusetzen, schon.

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Musik in meinen Ohren

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Ist es nicht einsam, wenn man so alleine unterwegs ist?

Wieso alleine? Da sind die Vögel, da ist der Wind, da ist der Regen. Da ist Vater Sonne. Es gibt Mutter Erde…

(die uns Menschen aus-hält, bis ihre Fiebertemperatur weiter steigt; dann wird sie den Schleim ausrotzen, sich ein wenig hinlegen und erholen)

… es gibt das Zirpen der Grillen, es gibt die Rufe der Eichelhäher, der Käuze. Es gibt das Meer, die Wellen, die Brandung, die Gischt. Das Bellen der Rehe, das Grummeln der Kudus. Das Rauschen der Schwingen eines Geiers, das lautlose Fliegen einer Eule.

Wie mag man da alleine sein?

Natur-Musik statt Kunst-Musik

Ich ziehe die Geräusche der Natur immer und überall künstlich generierten Geräuschen, von Menschen erzeugten Geräuschen vor. Auch den ästhetischen und kultivierten Klangerzeugnissen von Menschen, etwa Musik.

So schön, anregend oder entspannend Musik auch sein mag, egal welcher Stils, egal welcher Art, so ist sie doch niemals so eindrucksvoll und faszinierend wie die Geräusche der Natur. Und das wichtigste und schönste Geräusch der Natur mag die Stille sein – besonders in der Wüste.

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Barfußlaufen in der Natur: Füße sind Gehfühler

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Was macht’n du mit dem Gummischuh? Pinguin zupft an dickem Antarktis-Stiefel.

Gute Bekannte sind echte Barfußläufer. Das heißt, sie laufen immer und überall barfuß, auch im Winter. In der Wüste. In der Kirche. Manchmal ziehen sie rudimentäres Schuhwerk an, aber das ist selten.

Sie haben dafür ihre eigenen Gründe. Innerhalb der mittlerweile entstandenen Bewegung des Barfußlaufens gibt es viele verschiedene Varianten. Allen ist gemeinsam, dass ihre Adepten überzeugt sind, dass das Laufen in Schuhen weniger den Füßen gut tut, als vielmehr dem Einkommen der Mode- und Sport-Schuhfabrikanten.

Sensoren in den Sohlen

Es scheint genügend medizinische/physiologische Evidenz zu geben, dass es eine Vielzahl von Sensoren in den Fußsohlen gibt, die letztlich den gesamten Körper, sein Gleichgewicht, seine Beweglichkeit, seine Gesundheit mit beeinflussen. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf die Darlegungen der Fußreflexzonen-Massage.

Ich glaube, zum ersten überraschenden Kontakt mit Barfußgang bin ich im Zuge der Ausbildung zum Kettlebelltrainer gekommen – wiewohl es keine begeisternde Aussicht ist, dass einem eine 20-kg-Eisenkugel auf die nackten Zehen plumpsen könnte, bestand der Ausbilder darauf, dass wir die Kettlebell barfuß bewegen – viel besser sei das für das Körper- und Bewegungsgefühl.

Großer Zeh – vom Greifen zum aufrechten Gang

Die Füße ununterbrochen in enges Schuhwerk zu pressen, scheint dem Körper nicht gut zu tun. Vor allem die großen Zehen sollten sich frei bewegen können – Als wir als Affen auf den Bäumen lebten, diente der große Zeh dem Greifen. Beim später erfolgenden aufrechten Gang ist er einer der wichtigsten Stabilisationsfaktoren.

Weswegen viele Schuhe, die die Zehen aneinander quetschen, womöglich schick, gleichwohl aber ungesund sind. Und je dicker und gepolsterter die Sohle, was vermeintlich Verletzungen vorbeugen und Schmerzen vermeiden soll, umso schlechter. Der Fuß, das Fußgelenk, die gesamte darauf aufbauende Bein- und Körperstruktur, werden in ihrer Funktionalität beeinträchtigt (siehe: NBT-Podcast Transcript: Run for Your Life: An Ancestral Health Approach to Running).

Trägt man ununterbrochen Hand-Schuhe?

Radikale Vertreter des Barfußlaufen halten schon minimalistische Schuhe, sogenannte Barfußschuhe, von denen es mittlerweile viele verschiedene Varianten von vielen verschiedenen Herstellern gibt, für ein Übel. Sie propagieren: unten ganz ohne!

Und die Verletzungsgefahr?

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