Namibia III/II: Vom Fish River Canyon nach Klein-Aus

Ai-Ais bleibt zurück, und wir fahren durch eine wüste (pun intended) Landschaft gen Hobas. Der “Ort” besteht aus nicht viel mehr als Unterkünften, Restaurant, Shop für die – zahlreichen – Besucher des Fish River Canyons (zweitgrößter/-längster der Welt) auf dessen östlicher Seite. Für Namibia-Newbies ein Muss, ähnlich wie Sossusvlei und Etosha. Ist auch von Windhoek mit dem Mietwagen recht leicht zu erreichen. 

Dort finden wir eine etwas schönere, aber kleinere (als in Ai-Ais) Campsite vor … aber ange- oder verbrannte Bäume sowie gelegentlich motivationslos herabfallende Äste lassen einen sich wundern. Und man sucht nun einen Stellplatz fürs Auto mit Blick auf diese Problematik …

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Düstere Wolken verheißen es, und dann kommt ein thunderstorm mit Blitz & Donner & Regen, wie er für die wet season im Winter der Südhalbkugel typisch ist … Spätestens damit ist klar, woher die angekokelten Bäume kommen, warum manch morscher oder zuvor angesengter Ast dem Wind nachgibt und warum man seinen Camping-Stellplatz unbedingt mit einem Blick nach oben aussuchen sollte. 

Wir sitzen im Land Rover. Selbst der ist ein Faraday’scher Käfig. Dementsprechend der beste Ort, wo man sein kann, wenn rundherum Blitze zucken. Das Gewitter – thunderstorm klingt natürlich eindrucksvoller -, setzt die Umgebung unter Wasser, zieht aber einigermaßen schnell durch. Wie meistens. Hierzulande gilt: kurz-aber-heftig. 

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In Namibia sind in der Nebensaison offensichtlich einige deutsche Jungpaare unterwegs. Gerne im Doppelpack, käsig-weiß, gerne auch mal babyspeckig bauchfrei (ist diese Wortwahl jetzt Bodyshaming?). Später gesellen sich zu den bräsigen deutschen Jungchen noch redselig-laute Spanier – allesamt mit jeweils zwei weißen Hilux-Toyotas mit Dachzelt unterwegs. Die Klischeebildung haut wieder voll hin. 

Wir sind die einzigen Landy-Fahrer und verziehen uns in eine ruhigere Ecke, in der auch weniger Bäume stehen. Von Hobas fahren wir die wenigen Kilometer zum Fish River Viewpoint und dem nahe gelegenen Hiking Trail Descent samt Sunset View Point

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Junge deutsche Menschen allerorten und ein paar – ältere – Bayern-Trampeltrottel mit einem gut gelaunten deutschsprachigen Namibier als Guide & Busfahrer. Der ist nett, aber seine Gäste sind so, wie man sich das Ballermann-like vorstellt: Gin & Jägermeister als Hauptthema der herübergewehten Worte. Noch eine gelungene Klischeebildung!

Ab gehtˋs zum Tanken in Aussenkehr bei Agrimark. Nahe gelegen ein Settlement hauptsächlich aus Stroh-Hütten. Die sehen angesichts der Campsites am Oranje und dem Weinbau für die Begüterten (zu denen wir letztlich auch zählen) rundherum gefährlich ärmlich aus.

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Wir fahren den Oranje entlang, an jener Bo-Plaatz-Campsite vorbei, auf der es schon Überfälle gab – kein Wunder, die Campsite liegt offen einsehbar direkt an der Schotterpiste, einigermaßen nah an Aussenkehr; und da würde ich als Stroh-Hütten-Bewohner auch auf die Idee kommen, dass ich meine äußerst enge Zukunftsperspektive in Staub & Dreck verbessern könnte, wenn ich bei der Umverteilung von reich nach arm mit etwas direkter Aktion nachhelfe. Zumal, wenn mir so offen präsentiert wird, was ich niemals mit ordentlicher Arbeit (sofern es sie überhaupt gibt) werde erreichen können…

Eine teilweise recht schmale, aber schöne Schotterpiste direkt am Oranje entlang leitet nach Rosh-Pinah weiter; der Ort erweist sich quasi als Bergarbeiterkaff für den Zinkabbau. Dann fährt es sich bequem auf einer Asphaltstraße über weite Hochebenen nach Aus bzw. Klein-Aus Vista. Aus den Fenstern des Fahrzeugs sieht man nahezu lehrbuchartig den gleitenden Übergang von Trocken- zu Dornstrauchsavanne zu niedrigem, kleinen Shrub hin zu bloßen borstigen, wüstenwiderstandsfähigen Grasbüscheln. 

Die Hochebene lässt einen nicht wahrnehmen, dass wir auf fast 1500 Meter Höhe fahren. Auf der Desert Horse Campsite in Klein-Aus Vista sind nur zwei andere ältere Paare; die Nacht ist still. Und wir haben unser erstes Lagerfeuer.