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Alkoven küsst Schnorchel

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Holger und André, unsere Tourguides und Fahrtrainer von eineweltreisen.org, hatten sich für heute was Besonderes ausgedacht: Auf dem Weg nach Zagora auf einer Wüsten-Stein-Sand-Schotter-Piste ließen sie uns anhalten und markierten eine Schlängelpassage quer zu ausgetrockneten Fluss- und Bachläufen. Die Verschränkung der Fahrzeuge er-fahren, hieß das Motto.

Da standen natürlich die drei Unimogs unserer Reisegruppe im Mittelpunkt – bekannt für ihre enorme Geländegängigkeit. Erster Gang plus Sperrdifferentiale und eine legendäre Verschränkungsfähigkeit – das sollte also zu schaffen sein.

Stein-Schere-Papier

Beate und ich haben Stein-Schere-Papier darum gespielt, wer fahren darf (wenn drei oder vier schwere Fahrzeuge solche Passagen durchfahren haben, bleibt nicht mehr viel von ihnen übrig; man kann sie also nicht beliebig oft durchfahren) – viermal unentschieden, beim fünften Anlauf gewann meine Gattin.

Sie schaffte die Durchfahrt auch weitgehend problemlos – wie auf dem Bild zu sehen, wurde dabei aber der Schnorchel durch die enorme Verschränkung bei dem schräg zu durchfahrenden Graben vom Alkovendach eingedrückt (wird dann bei der Überarbeitung des Unimogs nach der Rückkehr passend gemacht), außerdem überstanden Nummerschild samt –träger und der Halter für die Reservekanister links das Geschehen nicht unbeschadet. 

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Schüttelei in der Steinwüste

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In Filmen wie “Der Englische Patient” sieht man endlose Sandwüsten und gewaltige Dünenkämme, doch Tatsache ist, dass die meisten Wüsten der Welt aus Stein und Geröll bestehen. Das gilt für Marokko besonders, das gerade mal einen kleinen Sahara-Ausläufer abgekriegt hat, wenn man den Teil abzieht, der früher Spanisch-Sahara hieß und von Marokko nach gängigem Völkerrecht widerrechtlich annektiert wurde (unter dem Sand liegen Bodenschätze, genauer: Phosphat). Marokkos Nachbarn wie Algerien, Mauretanien und Mali verfügen viel mehr Sand & Sahara.

Wir haben uns heute auf schier endlosen Geröllpisten gen Süden geschüttelt, während sich immer mehr kleinere Fahrzeugteile wie die Positionslampen des Wohnkoffers davon vibrieren oder den rauhen Kontakt mit am Pistenrand stehenden Akazien und Tamarisken nicht überstehen. Manch Mitfahrer steht traurig vor seinem frisch lackierten Aufbau, dem die kräftigen Zweige und Dornen der widerstandsfähigen Wüstengewächse feine Strichmuster eingearbeitet haben. Uns egal – unser Unimog ist schon im vergangenen Jahr dieser Prozedur unterzogen worden.

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Das Häuflein an Schrauben und Unterlegscheiben, dass wir in Fahrerhaus und Wohnkabine entdecken – ohne genau zuordnen zu können, von wo sie sich entfernt haben – wächst. Eigentlich gelingt es nur selten, das Optimum an Geschwindigkeit, Lenken, Bremsen und Schalten entlang von wechselnder Bodenbeschaffenheit, Schlaglöchern, Senken, Anstiegen, Kurven inmitten all der runden und scharfkantigen Steine und Felsen beherzt zu erzielen. Immer gewahr, dass ein zu heftiger Kontakt uns einen weiteren Reifen kosten können – und wir haben unseren einzigen Ersatzreifen ja bereits verbraucht.

Auch stöhnen und knarzen Achsen, Wellen, Federn, Dämpfer, Lager, Buchsen unter der andauernden Rüttelei, den Schlägen und Stößen; es ist nicht ganz klar, wer mehr darunter leidet – Mensch oder Maschine?

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Reifenpanne auf der Militärpiste

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Ein paar Highlights gibt es auf unserer Tour, dazu gehören bekannte Passagen wie den Cirque de Jaafar sowie “Insiderwissen” unserer Reiseleiter von eineweltreisen.org – reizvolle und/oder schwierige Tracks, die sie selbst beim Scouting gefunden und deren Einstiegspunkte quasi zu ihrem Geschäftsgeheimniss gehören; sie posten sie nicht in öffentlichen Foren.

Dazu gehört eine ehemalige Militärpiste, der die schnell zunehmende Asphaltisierung Marokkos noch nicht den Garaus gemacht hat.  Wir biegen in einem Dorf rechts ab, fahren noch ein paar Kilometer Straße – bis zu einem weiteren Dorf, das ziemlich genau auf der Trennlinie zwischen der afrikanischen und der europäischen Kontinentalplatte steht. Dahinter, gen Süden, beginnt besagte Militärpiste, die sich schmal und mit vielen Spitzkehren durchs Gebirge windet. Immer entlang von steilen, ungesicherten Abhängen.

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Wir waren angewiesen worden, besonders vor- und umsichtig zu fahren, und genau auf die Rückmeldungen des Beifahrers zu achten, der Vorder- und Hinterrad auf der rechten Seite des Fahrzeugs zu achten hatte. Der Fahrer hat mit der Fernsicht auf den Wegverlauf und der Nahsicht unmittelbar vor den Wagen, sowie auf die linke Fahrzeugseite genug zu tun.

Man kennt das Phänomen: Solange man voll konzentriert ist, passiert nichts, aber sobald die Aufmerksamkeit ob einer leichteren Passage nachlässt, geschieht das Malheur.

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Keine Übernachtung in der Todra-Schlucht

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Es hat schon gewundert: Kaum Händler und Handwerker mit ihren Ständen voll von Stofftüchern und Schals, Schmuck und Scheußlichkeiten in der Todra-Schlucht… Und als wir am Ende unserer heutigen Tagesfahrt diese sehr bekannte und bereiste Sehenswürdigkeit erreichen, müssen wir feststellen, dass es nichts wird mit Dusche und Restaurant-Essen: Das Hotel mitten in der Schlucht ist Opfer eines Felssturzes geworden und geschlossen.

Daher kaum Reisebusse aus Marrakesch. Deswegen kaum Touristen. Darum kaum Händler.

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Kein Durchkommen am Cirque de Jaafar

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Der Cirque de Jaafar ist eine enge Schlucht, nicht weit von Midelt, und eine Art Klassiker Marokkos. Hoch ragen die Felswände auf, eine Winnetou-Kulisse par excellence. Im vergangenen Jahr hatten wir sie unter Mühen in stundenlanger Arbeit passieren können – wir mussten einen Fels per Winde aus dem Weg ziehen (siehe: Nichts ist unmöglich…). In diesem Jahr machte die massiven Veränderungen, die Wind und Wetter des zurückliegenden Winters mit sich gebracht hatten, eine Durchfahrt nahezu unmöglich.

Zumindest galt das für die kleineren Fahrzeuge unserer Gruppe – also der Iveco und der 4×4 Mercedes Sprinter –, für zwei der Unimogs wäre es ohne Aufsetzen und Anschrammen kaum möglich gewesen, für den IFA von Reiseleiter André, den Steyr und unseren Unimog (kurzer Radstand, günstige Rampen- und Böschungswinkel) vielleicht. Mit Glück, und nicht ohne stundenlange Buddelei und Hackerei, um ein paar völlig mit Felsen und hohen Abbruchkanten versehene Passagen überhaupt anfahren zu können.

In die Ferne reisen oder Rallye fahren?

André und Holger, unsere Tourguides von eineweltreisen.org, diskutierten hin und her, überlegten mögliche Varianten, aber schließlich traten wir den Rückzug an und kehrten zu unseren am Eingang der Schlucht geparkten Fahrzeugen zurück. Bei Durchfahrten wie dieser sollte der Blick nicht nur nach unten auf den Boden gehen, sondern es gilt auch zu bedenken, dass die Offroad-Lkws mit ihren Wohnkabinen durch Schwanken und Schlingern an Felswänden und Überhängen anschlagen können – und eine Fernreise ist keine Rallye. Es gilt heil und unversehrt am Ziel anzukommen, und nicht um jeden Preis.

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Eine Panne nach der anderen

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Der Morgen des achten Tages hatte mit einer kleinen Lehrstunde begonnen: Reiseleiter und Expeditionsfachmann André von eineweltreisen.org erklärte uns, wie man einen Lkw auf Bergpisten – wie der im Bild zu sehenden – um enge Kurven lenkt, ohne dass das Hinterrad abrutscht und den Wagen in die Tiefe reißt.

Wir haben gleich die Probe aufs Exempel gemacht und sind in einem Wald auf einer ausgeschlagenen Asphaltplacken- und Schotterpiste, von Schlaglöchern und Abbruchkanten übersät, um zahlreiche Spitzkehren gekurvt… aktive Mithilfe des Beifahrers war gefragt, der den Abstand der Räder auf der rechten Seite zum “Straßen”-Rand hin dem Fahrer im Telegrammstil zubrüllte: “20 Zentimeter!”

(In Abwandlung eines Seemannspruches könnte man sagen: “Immer eine Handbreit Diesel im Tank!” Oder eben: “Immer eine Handbreit Abstand zum Rand!”)

Schraube im Reifen

Immerhin: Ein dummer Fehler kann den Verlust des Fahrzeugs zur Folge haben. Möglicherweise obendrein mit gravierenden Konsequenzen für die Insassen. Und in die verlassene Gegend des von Sandstein und rotem Staub (Eisenoxid!) gekennzeichnetem Mittleren Atlas’ kommt so schnell kein Rettungswagen…

IMG_8607Da trägt es wenig zur Beruhigung bei, wenn man bei einem Tankstopp, verbunden mit dem Auffüllen unserer Wasservorräte, eine dicke Schraube im linken Vorderreifen des eigenen Fahrzeug vorfindet. Reifenwechsel! Unbedingt, sofort vor Ort.

Wer möchte schon beim nächsten Überholmanover mit 80 Stundenkilometern mit einem siebeneinhalbtonnen schweren, hochbeinigen Fahrzeug auf zerschlissenen Asphaltstraßen einen Reifenplatzer haben? Oder nahe am Rand eines Abgrundes?

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