Reifenpanne auf der Militärpiste

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Ein paar Highlights gibt es auf unserer Tour, dazu gehören bekannte Passagen wie den Cirque de Jaafar sowie “Insiderwissen” unserer Reiseleiter von eineweltreisen.org – reizvolle und/oder schwierige Tracks, die sie selbst beim Scouting gefunden und deren Einstiegspunkte quasi zu ihrem Geschäftsgeheimniss gehören; sie posten sie nicht in öffentlichen Foren.

Dazu gehört eine ehemalige Militärpiste, der die schnell zunehmende Asphaltisierung Marokkos noch nicht den Garaus gemacht hat.  Wir biegen in einem Dorf rechts ab, fahren noch ein paar Kilometer Straße – bis zu einem weiteren Dorf, das ziemlich genau auf der Trennlinie zwischen der afrikanischen und der europäischen Kontinentalplatte steht. Dahinter, gen Süden, beginnt besagte Militärpiste, die sich schmal und mit vielen Spitzkehren durchs Gebirge windet. Immer entlang von steilen, ungesicherten Abhängen.

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Wir waren angewiesen worden, besonders vor- und umsichtig zu fahren, und genau auf die Rückmeldungen des Beifahrers zu achten, der Vorder- und Hinterrad auf der rechten Seite des Fahrzeugs zu achten hatte. Der Fahrer hat mit der Fernsicht auf den Wegverlauf und der Nahsicht unmittelbar vor den Wagen, sowie auf die linke Fahrzeugseite genug zu tun.

Man kennt das Phänomen: Solange man voll konzentriert ist, passiert nichts, aber sobald die Aufmerksamkeit ob einer leichteren Passage nachlässt, geschieht das Malheur.

Aufgeschlitzter Reifen

Genau das widerfährt einem unserer Mitfahrer, dem ein scharfkantiger Felsen das rechte Hinterrad bei zu engem Kontakt tief an der Seite aufschlitzt.

Der Reifen ist nicht mehr zu retten und muss ersetzt werden. Aufgrund der Bodenunebenheiten wird der Steyr mit zwei Wagenhebern aufgebockt. Da der Lkw mitten auf der Piste zum Stillstand gekommen ist, blockieren wir die Weiterfahrt eines einheimischen Transportfahrzeugs (im nachstehenden Bild am Ende der Fahrzeugschlange, in blau).

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Und das für geraume Zeit. Wird deswegen geklagt? Geschimpft? Gedroht? Keineswegs, wir werden nach erfolgreichem Reifenwechsel vom Fahrer (im Bild vorne, blaues Hemd) zu sich nach Hause zu Tee, Brot, Butter und Honig eingeladen. Gastfreundschaft, Großzügigkeit gegenüber Geplagten, Gesetz der Wüste: Fremde bringen Neuigkeiten und werden deswegen bewirtet. Auch wenn die Satellitenschüsseln selbst auf Lehmbauten in der Einöde davon künden, dass man auf “News” durch Reisende auch in den abgelegensten Gebieten Marokkos eigentlich nicht mehr angewiesen ist.

Unser Gastgeber verfügt freilich über ein großes, gemauertes Haus und verdient sein Geld in Spanien als Maurer. Wenn er Arbeit findet. Wenn nicht, dann betreibt er die Art von Import-Export-Handel wie unsere Mit-Passagiere auf der Fähre von Genua nach Tanger: Was in Europa billig und in Marokko teuer ist, was in Marokko billig und in Europa teuer ist, bewegt er zwischen den vom Mittelmeer getrennten Kontinenten hin und her, in einem Zweimonats-Turnus. Damit scheint er es zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht zu haben.