Namibia III/VI: Namibgrens – Rooiklip

In Sesriem geht’s nach Sossusvlei, außer Etoscha die Top-Destination für alle Namibia-Newbies. Außerdem kann man der/die/das Permit für den Namib-Naukluft-Park dort erwerben, und damit den Zugang zu den Campsites in Mirabib und Homeb. Und die sind very special. (Da waren wir schon mal…hier klicken)

Also war ein Stopover in Sesriem geplant, und dann nichts wie weiter an Solitaire vorbei ab in Richtung Gamkasberg. Da die Touristenschar derweil noch in und auf den legendären Sanddünen herumstolpert (da waren wir schon…hier klicken) oder prüft, ob der Apfelkuchen in Solitaire (da waren wir schon…hier klicken) soviel hält wie die Legende verspricht, hat man den jenseits des Spreetshoogte Passes (da waren wir schon…hier klicken) erst mal seine Ruhe.

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Namibia ist groß & weit, aber dennoch muss man sich antizyklisch verhalten, sonst wird es eng & laut. Aus unserem Plan wird freilich nichts, weil ihn ein Anruf (Mobilfunk ist nicht, aber in Sesriem gibt’s WiFi) zuhause vereitelt: Daheim hat’s einen Schlaganfall samt Einlieferung ins Krankenhaus gegeben, und danach wird umdisponiert: Gleich nach Windhuk zum Flughafen? Oder erstmal Ruhe bewahren, Cola trinken, das heimische Netzwerk aus Freunden und Gemeinde alarmieren und dann weitersehen? Ein paar unruhige Stunden stehen an…

Wir überstehen eine Nacht (wollen in der Nähe eines halbwegs verläßlichen WiFi bleiben) auf der heruntergekommenen Sesriem Oasis Campsite, auf der wir wenigstens ein nettes Motorradpärchen kennenlernen. Die beiden schlafen auf Matratzen ohne jeden weiteren Schutz vor den nachtaktiven Skorpionen & Schlangen – alle Achtung, so ’ne Nummer haben wir auch schon mal hingelegt (aus Naivität & mangelnder Erfahrung); würden wie heute nicht mehr machen.
Wir verwarten den nächsten Vormittag in der Bar mit versuchten Skype-Anrufen, aber im Krankenhaus ist das Personal ohne Zeit und Nerv. Eine klare Rückmeldung gibt es erst einmal nicht. Also geht’s weiter mit Plan A: Gamkasberg.

Den steilen Spreetshoogte Pass quält sich unser schwer beladener Land Rover hoch, auf der Gästefarm Namibgrens finden wir Unterschlupf. Wir sind die einzigen Camp-Gäste. Die Eigentümer sind sehr freundlich und aufmerksam (wie eigentlich alle, die wir auf privaten Gästefarmen kennenlernen), und das auf unaufdringliche Weise. Man wird in Ruhe gelassen, weiß aber, dass man immer auf Unterstützung zählen darf.

Seit der Übernachtung am Fish River Canyon in Hobas fahren wir immer wieder Gewittern davon, und in Namibgrens erfahren wir dann, was Thunderstorm bedeutet: Blitze zucken spinnfingrig vom Himmel, und einer von ihnen schlägt in unmittelbarer Nähe ein. Wenn es regnet, trommelt es unglaubliche Wassermaßen herab – der Südhalbkugelsommer ist eben wet season. Das Wellblechdach unserer Open-Air-Küche ist dem nicht gewachsen, es tropft Bindfäden und es bilden sich Pfützen am Boden. Das Abendessen wird ungemütlich.

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Gewitter vergehen so schnell wie sie beginnen, man kann ihnen beim Kommen & Gehen regelrecht zusehen. Man sieht die düsteren Wolken samt Wetterleuchten und die Regenfront in einigen Kilometern Entfernung, und wenn man den Wind abzuschätzen weiß, kann man sich in etwa ausrechnen, wann die Blitze um einen herum herabzucken werden.

Und genauso schnell scheint die Sonne wieder. Erfahrene (Süd-)Afrikareisende nehmen Thunderstorms gelassen hin. Wo schon ein Blitz runtergekommen ist, schlägt meist kein zweiter ein. Allerdings gibt es auch den schönen Spruch:

A lightning never strikes the same place twice.
Until it does.

Am nächsten Morgen wird ein schon eine Weile gehegter vager Verdacht zur Gewissheit: Der linke hintere Reifen unseres Fahrzeugs ist undicht, in englisch: a slow puncture. Tatsächlich ein nicht wahrnehmbares Löchlein, das wir erst mit Hilfe eines Farmarbeiters entdecken, nachdem er aus einer Plastikflasche Wasser über den Reifen schüttet. Und tatsächlich: An einer Stelle blubbert es kaum wahrnehmbar Bläschen.

Nun sind die Reifen schon ziemlich alt und haben zig-tausend Schotterpistenkilometer auf dem Buckel. Da darf das schon mal sein – schiere Materialermüdung. Der erste Reifenschaden in acht (!) Südafrika- & Namibia-Touren.

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Der Farmarbeiter flickt den Reifen routiniert, indem er das Löchlein durch ein spitzes, aber raues Werkzeug vergrößert und einen klebrigen Stripe hineinstopft, der es verschließt (-> Reifen-Flickset). Tatsächlich muss man nicht warten, sondern kann sofort losfahren. Löcher in der Lauffläche kriegt man solcherart wieder hin, allerdings hilft die Technik nicht weiter, wenn es eine Seitenwand aufgerissen hat.

Dafür aber gibt es Reifenpflaster. Eine Standardoperation im Busch – so viele neue Reifen kann man sich nicht leisten, wie auf den Schotterpisten draufgehen; das gilt besonders für Farmbesitzer und -arbeiter. Folglich kommt der Ersatzreifen nur zum Zuge, wenn es einen Reifen völlig zerfetzt hat. Auch das kommt häufig genug vor, wie zahlreiche Reifen-Leichen am Pistenrand bezeugen.

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Wir können erst mal weiterfahren – allzu weit haben wir es nicht, denn wir fahren eine schöne Piste rund um den Gamkasberg zurück in Richtung Walvis Bay und nehmen den recht holprigen, 18 Kilometer langen Abzweig zur Rooiklip Guest Farm. Da waren wir auch schon einmal vor ein paar Jahren, und wir freuen uns, die rüstige Frau Neufer wiederzusehen (-> Mit 60 Jahren fängt das Leben an).

Tatsächlich ist „Lore“ da, der Frans und sogar der Rene – ein Weltenbummler, der im südafrikanischen Winter immer ein paar Wochen in Rooiklip verbringt und im „Gäste-Management“ hilft. Erst die Dürre, dann die Corona-Pandemie haben Rooiklip indes schwer zugesetzt – alle Tiere sind verkauft (sofern nicht verstorben), und es stehen für Besucher nur noch die drei Campsites und Camp Flintstone zur Verfügung. Der Rest ist stillgelegt. (siehe: Rooiklip: über uns)

Lagerfeuer und Landy

Auf Campsite 3 beziehen wir Quartier – Nummer 1 hat den besten Ausblick, aber Nummer 3 befindet sich unter einem überwölbendem Fels-Überhang (wie eine aufgeklappte Muschel) den besten Wetter-Schutz. Und das nächste Gewitter naht.

Bei dem wissen wir uns zwar vor Blitzen sicher, aber dafür treibt der starke Wind den Regen von vorne in die „Muschel“ herein. Außerdem pustet er unser Lagerfeuer aus. Abermals wird es ungemütlich – auch wenn die Rooiklip-Campsites mit einem spektakulären Ausblick aufwarten, lieber in den Landy legen und dem Wind und Regen lauschen.