Archiv der Kategorie: Land

Coyote Mentoring: am Sitzplatz

Sitzplatz in der Abenddämmerung


Das erste Modul unserer Ausbildung zum Wildnispädagogen nach Art des „Coyote Mentorings“ liegt rund eine Woche zurück. Wir brennen darauf, loszulegen und die erworbenen Kenntnisse anzuwenden. Vor allem natürlich, die Sitzplatz-Kernroutine zu etablieren.

Den Sitzplatz soll man zu allen Jahreszeiten, allen Tageszeiten, bei jedem Wetter mindestens einmal pro Woche eine Stunde besuchen. Seine Fauna und Flora kennen lernen, ja Freundschaft mit ihr schließen. Sich ihr vorstellen und fragen, ob man Gast sein darf. Mein Sitzplatz liegt inmitten einer Apfelbaumreihe auf den Feldern zwischen Mittelbuchen und Wachenbuchen.

Rucksack und Regenhose

Wenn man so will, der erste Besuch an meinem Platz im Laufe des “wilden” Jahres der Ausbildung zum Wildnispädagogen. Auch ein Test des bisher dafür zusammengestellten Equipments – besonders der neuen Engelbert-Strauss-Regenhose, als auch von Rucksack und Wetterfleck.

Die Regenhose hatte ihre erste Bewährungsprobe sehr früh zu bestehen, als ich im strömenden Regen auf dem Weg zu einer Senke hinunter auf Schlamm und Matsch gleich zweimal kurz hintereinander ausrutschte und mich im wahrsten Sinne des Wortes lang legte… schon war sie verschlammt und verdreckt. Der Rest meiner Kleidung eigentlich auch.

Mit den Krähen krähen

Ich bemühte mich leise und vorsichtig zu gehen. Aber bei solchem Regen bleiben wohl auch die meisten Tiere in ihrer Deckung; außer einigen wenigen Krähen war nichts zu sehen und zu hören. Wenn man von den Windrotoren absieht, die auf dem Hügelkamm auf Schönecker Gemarkung stehen und deren Flügel aus Regen, Dunst, Wolkenfetzen herauslugten.

Ich krähte selbst zweimal, erhielt aber keine Antwort.

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Schlitten gefahren (werden)

Hunde: mit einem Schlitten fahren!

Hunde: mit einem Schlitten fahren!

Ein spätes Geburtstagsgeschenk: Peter Tesch ist mit seinen 40 Schlittenhunden von husky-tours.net so ausgebucht, dass man lange warten muss. Aber Beate und ich lieben und halten Hunde seit Jahrzehnten – und einmal mit Schlittenhunden auf Tour zu gehen, war immer ein Herzenswunsch. Also habe ich einen Schnupper-Ausflug für die Gattin gebucht (die in einem August-Tag auf die Welt gekommen ist).

Heute war es dann soweit – wir konnten in Neuhof-Hauswurz die Hunde, die so erstaunlich schmal sind und so erstaunlich wenig wie Huskies & Malamutes aus Film & Fernsehen aussehen, anschirren. Allein das schon ein Spektakel!

Es ist wirklich wahr: Diese Hunde wollen laufen, das Ziehen von Schlitten ist ihnen keine Fron, sondern ein Spaß. So kraftstrotzend sind sie, dass sie erst bergauf erlahmen – ansonsten hat der Schlitten-Lenker seine Mühe beim Lenken (da ziehen einen die Hunde schon mal durch den Graben oder die Büsche ohne was zu merken). Und besonders beim Bremsen.

Peter zeigt Beate den Rollwagen

Peter zeigt Beate den Rollwagen

Indes waren wir auch mit Rollwagen unterwegs, nicht mit richtigen Schlitten: Auf 600 bis 800 Metern Höhe liegt auch im Februar in der Rhön nur noch Rest-Schnee. Wir bestiegen also vierrädigen Gefährte, die mit einer (schwachen) Handbremse, einer Fußbremse und einer Art Haken-Bremse ausgestattet sind – letztere funktioniert in etwa so, als haue man einen Anker in den Boden.

Und den würde ich noch brauchen! Da ich mit dem Peter und seinen Hunden schon einmal unterwegs war, durfte ich ein Gespann mit vier Hunden (das reicht locker für ein Leichtgewicht wie mich) alleine steuern, während Beate zusammen mit Peter auf einem zweiten Wagen Platz hinter sechs Hunden nahm.

Den Anker werfen – fast wörtlich

Durch unsachgemäßes Bedienen meinerseits bzw. einen Defekt an der Fußbremse meines Wagens war ich schon früh gezwungen, auf den “Anker” zu treten. Mit der Handbremse kann man bestenfalls verlangsamen, die Fußbremse trägt normalerweise die Hauptlast beim Verzögerungsvorgang.

Mit dem “Anker” zu bremsen, bedeutet, mit seinem Körpergewicht auf zwei Haken zu treten, die sich darob in den Boden bohren. Daraus entsteht ein recht unpräzises Bremsmanöver. Das geht, wenn der Boden weich ist – Erde, Schotter also.

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Bye bye, Wärme

Beim Stichwort „Überwintern“ im Süden habe ich das Wort „Winter“ nicht wirklich wahr oder ernst genommen. Ich habe nur in Richtung Süden gedacht, aber nicht daran, dass es auch irgendwann mal wieder nach Norden geht. In den Ort, an dem ich mich nach wie vor überwiegend aufhalte. Also – das Rhein-Main-Gebiet.

Portugal verlassen habe ich am vergangenen Sonntag, die Rück-Fahrt hat vier Tage bzw. vier Übernachtungen gedauert. Zu Beginn durch Algarve und Alentejo durch Korkeichen- und Eukalyptus-Wälder, Olivenhaine und Weinstöcke, an schwarzen Schweinen und braunen Rindern mit langen Hörnern vorbei. Eine Landschaft, in der man noch Wochen und Monate verbringen könnte ohne sich satt zu sehen und satt zu fühlen.

Schlaflied der Lkw-Motoren

Der Übertritt nach Spanien auf einer Landstraße ohne ihn wirklich zu bemerken: Ein Europa der offenen Grenzen ist eine großartige Sache. Trutzburgen, Wäder und Felder entlang der Strecke durch Extremadura nach Badajoz, von da an weiter über die Hochebenen gen Salamanca bis ins – abermals verregnete und grauwolkige Baskenland, die Städte und Dörfer, Industrieanlagen und Autobahnen eng in die Täler gepresst. Übernachtungen auf Rastplätzen, die von Truckern bevorzugt werden, der Unimog und sein Lenker fühlen sich in deren Umgebung wohl: Die brummenden Lkw-Diesel singen ein sonores Schlaflied.
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Vor- und Nach-Reiter

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Beate und Oliver B. – wohnhaft Überall, Grünimoghausen.

Es geht zurück, unweigerlich. Nach dem Kayak-  und dem Strand-Tag am Praia de Albandeira nächtigten wir am Praia de Falesia (genauer: am Praia dos Tomates), einige Kilometer weiter in Richtung Faro. Dort droht der Flughafen.

Und damit Beates Rück-Flug, und meine damit einhergehende Rück-Fahrt. Am Praia de Falesia sind wir nicht nur dem Flughafen nahe und können diesen am Folgetag in 40 Minuten erreichen, sondern auch mehr denn je dem Touristenrummel – zwischen Albufeira und Faro reiht sich ein Hotel ans andere, ein Club an den anderen, gibt es kaum Lücken zwischen Restaurants und Bars…

Grünimog – allein auf weiter Flur.

Der Grünimog, wie wir unser Fahrzeug gerne titulieren, steht wie ein urzeitliches Monster auf einem großen Parkplatz hinter den Strand-Klippen; ansonsten wird dieser von weißen Plastikmobilen beherrscht, darunter auch der ein oder andere Luxusliner. U.a. der, den wir schon in Lagos hinter der Marina sahen: Dort hatte ihn sein Besitzer fein säuberlich mit Dutzenden Litern Wasser und einem Schrubber geputzt.

Wasser scheint das Fahrzeug also im Überfluss an Bord zu haben, nicht aber genügend Strom für das, was er konsumiert – den wie könnte es sein, dass es einen lautstarken Benzin-Stromgenerator sonst bräuchte? Wir hingegen sind seit nunmehr vier bis fünf Wochen unterwegs und haben nicht einmal Landstrom gezapft. Lichtmaschine und Solarpanels sei Dank – und dass wir ressourcensparend agieren.

Ressourcen sind kostbar

Den eigentlich ist der Unimog klein (na, sagen wir: kompakt) und alle Ressourcenspeicher sind knapp dimensioniert: egal, ob die für Diesel, Strom oder Wasser. Also gehen wir sparsam mit diesen kostbaren Gütern um. Bei einer Wüstenfahrt kann man eben unterwegs nicht nachtanken; und unsere Mentalität nähert sich nach zwei Marokko-Fahrten der eines Beduinen (Dazu ein andermal mehr in einem eigenen Beitrag).
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Leben auf Rädern

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Für unsere Stell- und Übernachtungsplätze in Portugal sind im Wesentlichen zwei Quellen verantwortlich. André von amumot.de und Steffi von keine-eile.de bzw. algarve-pur.de. Beide leben dauerhaft in ihren (größeren) Wohnmobilen und verdienen ihren Lebensunterhalt trotz und gerade beim Unterwegssein; u.a. mit dem Unterwegssein bzw. den Gerätschaften, die man beim wohnmobilen Leben braucht.

André und Steffi touren mit ihren Lebensgefährten und Fahrzeugen ganz überwiegend auf Asphalt; und von dieser Art moderner Nomaden gibt es mehr als man glaubt. Sie bewegen sich häufig in älteren, sehr individuell gestalteten Fahrzeugen im Sommer in mitteleuropäischen und im Winter in südeuropäischen Gefilden; der ein oder andere wagt auch mal den Sprung nach Marokko. Manche betreiben Kletter- und Kayaksport und verdienen sich Geld mit entsprechenden Routen-Ratgebern.

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Allerdings zählen sie nicht zu den Fernreisemobilisten, mit denen wir bislang zu tun hatten, und zu denen wir uns mit dem Unimog auch eher zählen. Offroader und Overlander sind überwiegend zeitlich begrenzt unterwegs, auch wenn der “long way down” (durch Afrika bis nach Kapstadt) oder der “long way round” (von Europa in die Mongolei oder nach China) oder die Panamericana Monate und Jahre dauern können. Asphalt-Wohnmobile sieht man auf der “Abenteuer & Allrad”-Messe oder Willy’s Fernreisemobiltreffen und ähnlichen Veranstaltungen eher weniger.

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Weinprobe fürs französische Fernsehen

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Kathedrale in Silves.

Ein Sonntag. Wie kein anderer. Wie kein anderer Tag zuvor in den vergangenen drei Wochen. Nach den vielen Strand-Tagen und –Nächten trieb es uns gestern ins Hinterland, nach Silves, in dem mit dem maurischen Kastell aus dem 12./13. Jahrhundert ein portugiesisches Nationalmonument zu finden ist. Erbaut und genutzt von den Eroberern der Almoraviden und Almohaden von der anderen Seite des Atlantiks, Richtung Afrika.

Zweimal waren wir in Marokko mit dem Unimog gewesen, und hatten dort von den Stämmen südlich des Atlas gelesen, die es im 12. Jahrhundert aus der sandig-staubigen-felsigen Wüstenei auf die iberische Halbinsel zog, gierig nach Grün und Wasser und Verbreitung des einzig wahren Glaubens (und ihrer jeweiligen Auslegung davon): Almoraviden und Almohaden, gefolgt von einer dritten Welle harter Beduinen-Krieger (deren Name ich vergessen habe): Die ersteren verweichlichten im angenehmen südiberischen Lebensstil und wurden von den zweiteren verdrängt, die ebenso ihre Toughness verloren und von den dritten überwunden wurden…´(na ja, die Geschichte ist insgesamt komplizierter, deswegen die Verweise auf die Wikipedia).

Kastell und Kathedrale in Silves

Wir nutzen einen der drei (!) Wohnmobil-Stellplätze in Silves, prall gefüllt mit weißen Plastik-Wohnmobilen, dicht Seite an Seite auf Schotter geparkt, mit sorgfältig ausgerichteter Satellitenschüssel. Nicht unser Stil, aber manchmal muss das sein; zur Ver- und Entsorgung, und richtig duschen ist auch schön.

 

Film zu Silves…hier klicken!

Im Kastell neben der Kathedrale – kurz wohnten wir der sonntäglichen katholischen Messe bei – fand sich ein überraschend hübsches Café-Bar-Restaurant, in dem wir die warme Sonne genossen und schlenderten anschließend durch Straßen und Gassen, die üblicherweise mit dem Attribut “pittoresk” versehen werden. Über unseren Köpfen kreisten Dutzende (!) Störche, segelten knapp über die Häuserdächer und klapperten nach Landung in einem der zahllosen Nester mit den Schnäbeln (scheinbar überwintern alle Störche in Silves).

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