Vor- und Nach-Reiter

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Beate und Oliver B. – wohnhaft Überall, Grünimoghausen.

Es geht zurück, unweigerlich. Nach dem Kayak-  und dem Strand-Tag am Praia de Albandeira nächtigten wir am Praia de Falesia (genauer: am Praia dos Tomates), einige Kilometer weiter in Richtung Faro. Dort droht der Flughafen.

Und damit Beates Rück-Flug, und meine damit einhergehende Rück-Fahrt. Am Praia de Falesia sind wir nicht nur dem Flughafen nahe und können diesen am Folgetag in 40 Minuten erreichen, sondern auch mehr denn je dem Touristenrummel – zwischen Albufeira und Faro reiht sich ein Hotel ans andere, ein Club an den anderen, gibt es kaum Lücken zwischen Restaurants und Bars…

Grünimog – allein auf weiter Flur.

Der Grünimog, wie wir unser Fahrzeug gerne titulieren, steht wie ein urzeitliches Monster auf einem großen Parkplatz hinter den Strand-Klippen; ansonsten wird dieser von weißen Plastikmobilen beherrscht, darunter auch der ein oder andere Luxusliner. U.a. der, den wir schon in Lagos hinter der Marina sahen: Dort hatte ihn sein Besitzer fein säuberlich mit Dutzenden Litern Wasser und einem Schrubber geputzt.

Wasser scheint das Fahrzeug also im Überfluss an Bord zu haben, nicht aber genügend Strom für das, was er konsumiert – den wie könnte es sein, dass es einen lautstarken Benzin-Stromgenerator sonst bräuchte? Wir hingegen sind seit nunmehr vier bis fünf Wochen unterwegs und haben nicht einmal Landstrom gezapft. Lichtmaschine und Solarpanels sei Dank – und dass wir ressourcensparend agieren.

Ressourcen sind kostbar

Den eigentlich ist der Unimog klein (na, sagen wir: kompakt) und alle Ressourcenspeicher sind knapp dimensioniert: egal, ob die für Diesel, Strom oder Wasser. Also gehen wir sparsam mit diesen kostbaren Gütern um. Bei einer Wüstenfahrt kann man eben unterwegs nicht nachtanken; und unsere Mentalität nähert sich nach zwei Marokko-Fahrten der eines Beduinen (Dazu ein andermal mehr in einem eigenen Beitrag).

(Abgesehen davon sind offizielle Womo-Stellplätze, die man ja manchmal wegen Ver- und Entsorgung anfahren muss, meist unerträglich – ich verstehe nicht, wie man sich in Lagos auf diese Schottersteinwüste nahe des Fußballstadions inmitten des Straßenlärms stellen kann. Und auch wenn der Campingplatz Trindade mitten in der Stadt das Doppelte kosten mag, so ist er doch eine Oase der Ruhe und obendrein ganz hübsch mit seinen Hecken und Eukalyptusbäumen. Abgesehen davon steht man zwischen Marina und Strand am allerbesten; und einen Geheimtipp kann man das auch nicht nennen).

Megaliner und Solapanels

Viele Plastik-Wohnmobile scheinen so konstruiert zu sein, dass sie den heimischen Luxus und Lebensstil einfach nur auf vier oder mehr Räder stellen. Nicht ohne meine Satellitenschüssel! … scheint das Motto zu sein. Verwunderlich, dass die Solarflächen auf diesen hunderttausende Euro teuren Megalinern nicht analog zu deren Strom-Konsumption gebaut sind. Und dass sie immer Lackierungen von Touareg-Karawanen hinten drauf haben.

(Vielleicht ist es das, was ich am Grünimog so mag: Dass er so verdammt unvollkommen ist. Das hilft, agil und wach zu bleiben.)

Wohnmobiltechnik und Webdesign

Nach dem Abschied von Beate am Flughafen fuhr ich auf den Stellplatz zurück, um vor der Abfahrt den Grünimog zu checken und noch ein bisschen Ruhe zu haben. Und siehe da: André von www.amumot.de, dem ich ein Stückweit hinterher gefahren bin, bevor ich Beate in Lissabon vor drei Wochen vom Flughafen abholte, und seine Freundin Tanja von www.crosli.de stehen nunmehr auf dem Platz!

Beide kenne ich bislang nicht persönlich – nur ihre Blogs und ihre Tipps. André verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Wohnmobiltechnik, Tanja den ihren mit Webdesign und Online-Marketing. Beide leben dauerhaft in ihren Fahrzeugen. In gewisser Hinsicht bin ich den beiden seit der französisch-spanischen Grenze nachgefahren – von Salamanca und Baskenland (Zegama) über Stausee und Barril de Alva bis zum Campingplatz in Lissabon.

Das Universum kennt keine Zufälle

Schierer Pragmatismus: Unsere Portugal-Reise war so gut wie gar nicht vorbereitet, und da erwies sich Andrés Blog, in dem er seine nahezu zeitgleiche Tour zum Überwintern in Portugal beschrieb, als fantastische Quelle. Also besuchte ich ihn heute kurz in seinem “tiny truck”, der sein Zuhause darstellt und bedankte mich. Leider musste ich dann los gen Rhein-Main; so musste ein längeres Gespräch ausbleiben.

An der Südküste waren wir aneinander vorbeigefahren. Er in Boca do Rio, wir am Praia de Ingrina. Er in Albufeira, wir in Sagres. Er in Sagres, wir in Armacao de Pera. Und dann ein Aufeinandertreffen zufällig an einem Parkplatz am Praia de Falesia.

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Angler am Praia dos Tomatoes.

Da am Strand unerwartet ein Angelwettbewerb stattfand, war ich seit sechs Uhr wach – da fuhr Auto um Auto samt schwer für den Fischfang gerüsteten Anglern vor. Spätestens seit den Böllerschüssen, mit denen anscheinend der Wettkampf eröffnet wurde, dachte ich, alle in ihren Wohnmobilen müssten wach sein… Ich klopfte also an. Hundegebell, ein verschlafen wirkender Amumot-André öffnete.

Wie mein Fahr-Lehrer André Schwartz von EIne Welt Reisen formuliert, habe ich dann den “Riemen auf die Orgel” geschmissen und bin abgedampft. Mautstrecken vermeidend, war mir eine wunderschöne Route inmitten von Korkeichen- und Eukalyptuswäldern, Oliven- und Orangenhainen, Weinstöcken, schwarzen Schweinen und braunen Rindern (sowie plattgefahrenen Marder-Leichen) gegönnt.

Irgendwann, auf der Landstraße, portugiesisch-spanische Grenze: Extremadura, wo ich noch nie war. Dann Badajoz, dann Caceres. Dann Autobahn. Dann Salamanca. Morgen rund 600 Kilometer in rund neun Stunden Fahrt. Bis vor die spanisch-französische Grenze. Übernachten am Stausee bei Vitoria vielleicht? Oder wieder Zegama?


P.S. Unsere Reise-Route ab Lissabon ist Steffi von keine-eile.de (bzw. algarve-pur.de) geschuldet; d.h. genauer: Ihren Blogs wie ihrem eBook zur Algarve  Kann ich empfehlen, wer sich für einen Roadtrip in die Gegend interessiert, dem sei das PDF-Heft ans Herz gelegt.