Archiv der Kategorie: Bilder-Geschichte

Wanderungen an Vikos & Voidomatis

Vikos-Schlucht vom Ochia-Punkt gesehen

Vom Ochia-Aussichtspunkt gesehen, einer Art mauerbefestigter Balkon mit angeschlossener reisebusfester Parkbucht, fällt die Vikos-Schlucht rund 900 Meter in die Tiefe… so senkrecht vor den Füßen und Augen, dass auch trittsicheren und schwindelfreien Menschen das Kribbeln die Beine in den Magen hochschießt.

Vom Ort Mononendri führt ein anfänglich unbequem gepflasterter Weg hinunter. Zu diesem Zeitpunkt möchte der Wanderer glauben, so ginge es weiter steil hinunter und am Schluchtgrund das Flüsschen gleichen Namens entlang weiter. Aber die etwa zehn Kilometer zwischen Mononendri und dem Ort Vikos haben es durchaus in sich.

Es gibt einige Passagen zu klettern, zu kraxeln, zu krabbeln, ebenso wie schmale, bröckelige, geröllige Stellen, während der Pfad sich vorwärts windend mal höher, mal tiefer, mal am Schluchtgrund verläuft. Fünf bis sieben Stunden sind dafür zu kalkulieren. Verlaufen kann man sich nur schwerlich dabei; schon gar nicht, wenn man eine Wanderkarte des gesamten Gebietes in einem der Touri-Tinnef-Läden in Mononendri erwirbt.

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Olympia begann mit weniger als 200 Metern

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Oliver sieht Pendelstaffel im Olympia-Stadion zu

Die Olympischen Spiele begannen klein. Weniger als 200 Meter lang. Wenn man von klein auf sich für Sport und damit natürlich für die alle vier Jahre veranstalteten athletischen Wettkämpfe interessiert (und damit das Verständnis der modernen Version des Pierre de Coubertin einhergeht), weiß man das selten.

Und doch ist das Stadion im griechischen antiken Olympia nichts weiter als eine knapp 200 Meter lange staubige gerade Bahn, mit einer steinernen Start- und einer steinernen Ziel-Linie. Die Läufer legten stehend los, in späteren Jahren kamen ein Pendellauf dazu, und ein etwa 4800-Meter-Langlauf (bei dem man 24 mal die knapp 200 Meter hin und her lief). Auch gab es einen Waffenlauf in voller Aus-Rüstung.

Einige Jahre später dann Speerwerfen, Diskuswerfen, Wagenrennen, Ring- und Faustkampf – und die antike MMA-Urform, das Pankration, das Hinwerfen und Aufs-Maul-Hauen integrierte. Das Diskuswerfen geht auf das Schleudern von Feldsteinen zurück, mit denen man den Gegner den Schild aus der Hand oder ihn gleich ganz zu Boden schmetterte.

Der Kampf der mythischen Helden Achilles und Hektor vor Troja begann wohl so, nachdem sie ihre Streitwagen abgestellt hatten. Den Marathon-Lauf gab es auch nicht, denn dass ein Kurier-Läufer die frohe Kunde über den Sieg der Griechen über die persische Streitmacht den Menschen im 42 Kilometer entfernten Athen überbrachte (und tot zusammenbrach), hat mit Ur-Olympia nichts zu tun.

Stadion und Gymnasion

Die Olympischen Spiele begannen also klein: Eine wenige Wettkampfformen, und die teilten sich ein kleines schmuckloses Stadion (200 Meter = 600 Fuß des Herakles = ein Stadion; daher der Name für den ganzen Wettkampfort), bei dem die Zuschauer auf dem schräg geneigten Rasen standen oder saßen und nur die Kampfrichter auf einer steinernen Tribüne Platz nahmen – gegenüber eine Statue der Siegesgöttin Nike. Der Einmarsch der Athleten erfolgte wenig pompös durch einen steinernen schmalen Tunnel.

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Rendezvous mit Pinguinen und Walen

Gentoo Pinguine in Port Lockroy

Zugegeben: Die Antarktis mag nur Nummer Drei sein. Der Mond mag lebensfeindlicher sein, die große Unterwasserwelt unseres blauen Planeten auch. Auf Mond und unter Wasser ist das menschliche Leben nur mit Hilfe technischer Geräte möglich. Aber auch in der Antarktis ist das Gefühl allgegenwärtig, nur ein kurzfristig geduldeter Gast und von Hilfsmitteln extrem abhängig zu sein.

Die Antarktis ist kein Ort, an dem man sein oder bleiben kann. Das schützende Mutterschiff, das Sicherheit und Wärme spendet, wird selbst während der antarktischen Sommermonate nur für Stunden verlassen – eingepackt in dicke und vor dem Unbill plötzlicher harscher Wetterumschläge schützende Klamotten.

Penguin Post Office in Port Lockroy

Egal ob zu Fuß an Land inmitten der Gentoo Pinguine unterwegs, an Bord der Zodiac-Schlauchboote beim Transfer oder beim Kayaken in verwinkelte Ecken der Antarktischen Halbinsel – immer ist das Gefühl geliehener Zeit, begrenzten Aufenthalts übermächtig. Es gibt keine Möglichkeit eines Bleibens.

Manchmal sieht man ein paar simple Behausungen an Land: Port Lockroy etwa ist eine britische Post Station samt angeschlossenem Museum, die im Winter geschlossen ist. Fünf Monate im Sommer ist sie mit wenigen Menschen besetzt, die den Post- und Shopbetrieb aufrecht erhalten. Man bekommt von Ihnen einen Stempel des „Penguin Post Office“ in den Reisepass – auch wenn dieser Stempel im internationalen Reiseverkehr natürlich nicht gültig ist.

Wenn die Menschen zu Beginn des Winters abrücken, übernehmen die Pinguine endgültig das Kommando. Port Lockroy ist nichts weiter als ein rosa Felsen im Wasser, auf dem zwei Hütten stehen und der von den Pinguinen regiert wird. Und ihren rosa Stoffwechsel-Hinterlassenschaften – und so glitschen die Menschen auf den besudelten und beschmierten Felswegen umher, inmitten der gar nicht scheuen Pinguine.

Diese putzigen Tiere sind diejenigen, die im antarktischen Winter bleiben und den Stürmen trotzen. Wer nicht Pinguin ist, sieht zu, dass er wegkommt. Es gibt nur Luft- und Wasserbewohner; die possierlichen Pinguine sind die einzige Spezies, die den antarktischen Winter in der Höhe des Südpolarkreises an Land zu überstehen weiß. Aber nicht alle überleben.

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Rendezvous mit einem See-Leoparden

Kayak-Tour in der Antarktis

Kayak-Tour in der Antarktis

Die „MS Expedition“ hat die Antarktische Halbinsel erreicht und bewegt sich in Richtung Paradise Bay. Um 6.30 Uhr ertönt täglich der Weckruf der Expeditionsleitung, von sieben bis acht Uhr ist Frühstückszeit. Kaum gegessen, heißt es schon: Bitte in den „Mudroom“ im Schiffsbauch hinten kommen und fertig machen zum Kayaken.

Zwei- bis dreimal täglich gibt es Ausflüge auf die umliegenden schnee- und eisbedeckten Inseln und Halbinseln. Die meisten Passagiere werden dick verpackt mit Rettungswesten ausstaffiert in militärerprobten Zodiac-Schlauchbooten vom Mutterschiff an Land und zurück manovriert. Die Kayak-Truppe wird gesondert ausgesetzt und sitzt jeweils zu zweit in einem Boot. Das Dutzend Paddler entfernt sich zügig von Schiff wie Schlauchbooten, denn sie möchten den Vorteil der weitgehenden Lautlosigkeit nutzen.

Die roten Kayak-Körper sind denen der örtlichen tierischen Anwohner mit Ausnahme der Farbe nicht unähnlich: ob Wal, Delfin oder Robbe. Und die Geräusche der Paddelschläge sind denen von Flossen nicht unähnlich. Die Schrauben der Außenbordmotoren dagegen erzeugen Töne und verursachen Wirbel im Wasser, die die Tiere meiden. In den Kayaks sitzt man mit Thermo-Unterwäsche in einem komplett wasserdichten Überlebensanzug und ist an allem näher dran.

Die „MS Expedition“ kurvt um Cuverville Island und wirft Anker in Neko Harbour. Dort können wir gar mit den Kayaks an Land gehen. Manchmal bietet sich aber auch eine Land-Exkursion zu Pinguin-Kolonien an; dann wechseln wir in wasserdichte gefütterte Hosen und die Antarktis-Parkas. Tatsächlich ähnelt die Reise in der antarktischen Halbinsel einem Krav Maga-Trainingscamp in Israel – die Kabine quillt über von jeweils auslüftenden Klamotten fürs Kayaken bzw. das Anlanden und Wandern.

Sturmvögel & Raubmöven, Wale und Robben

Dazu kommt die Kleidung, die man an Bord trägt, und die so beschaffen sein muss, dass man schnell nach draußen in die Kälte an die Reling kann: Falls ein Buckelwal vorbeischwimmt. Ein Sturmvogelschwarm sich ums Schiff tummelt; Raubmöwen – Skuas – anfliegen, Sturzkampfbombern nicht unähnlich. Vielleicht gar ein Albatross dabei?

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