Auf dem Weg zum Richtersveld

Auf dem Weg gen Norden

Zwölf Stunden in der fliegenden Blechbüchse sind immer eine Herausforderung, dies aber besonders in Pandemie-Zeiten und mit jeder Menge Mitreisender, die das Tragen einer Schutzmaske für Schnickschnack halten. Man sitzt eng beieinander, kann kaum ausweichen und die Belegschaft der Vierer-Sitzreihe gegenüber hat in erstaunlicher Dreistigkeit eine ausgereifte Technik entwickelt, die Maske nur dann schnell über Mund und Nase zu ziehen, wenn die Flugbegleiter durch die Gänge laufen. Und da helfen auch keine eindringlichen Appelle und Ansprachen der Lufthansa-Crew, doch Rücksicht auf alle Passagiere zu nehmen – eben auch die, die sich gefährdet fühlen.

An Bord der fliegenden Blechbüchse kann man sehr gut beobachten, dass Rücksichtnahme auf & Respekt für andere offensichtlich vielen Menschen, die sich den nicht eben billigen Flug von Frankfurt nach Kapstadt leisten können, abhanden gekommen ist. Oder nie vorhanden war. Ist mir völlig unverständlich, dass es nicht möglich ist, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, auch wenn man selbst eine andere Einschätzung hat… In diesen Momenten lässt sich der Eindruck schwer vermeiden, dass sich der westliche Individualismus in eine Fratze aus Egoismus & Narzissmus verwandelt.

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Galicien: Nebel und Nässe

Sonnenstrahlen hinter Nebelschicht

Das spanische Galicien, nicht zu verwechseln mit dem in Polen, ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Das war keine Liebe auf den ersten Blick, sondern zu Beginn dem Umstand geschuldet, dass meine Mutter samt ihrem – spanischen – Lebensgefährten dort seit 30 Jahren wohnt.

Deutsche Menschen neigen dazu, die sonnigen Mittelmeer-Küsten Spaniens mit viel Sonne und warmem Meer anzustreben – ob nun Costa Brava, Costa del Sol oder andere. Ferienhäuser finden sich meist in Katalonien, Andalusien oder Mallorca. Wer will seinen Urlaub schon im Regennassen verbringen? Ist es Zufall, dass nicht wenige galicische Musikanten schwermütige Lieder über Regen (etwa: Luar na Lubre: Chove in Santiago) oder das feuchte Element (etwa: Luar na Lubre: Fonte do Araño) in ihrem regionalen Idiom Galego im Repertoire haben?

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Mikro-Abenteuer II: Hamburg & St. Peter-Ording

Größere Gelände-Reisemobile (wie ein Unimog) gelten manchen als „Landyachten“; und tatsächlich liegt der Vergleich mit einem Boot nahe. Tatsächlich hege ich eine nicht so geheime Liebe zu Booten, aber ebenso tatsächlich traue ich mir Hochsee-Navigation – und die daraus resultierende Verantwortung – nicht zu. Bei einer Landyacht kann man zudem bei Schlechtwetter allermeistens rechts ranfahren und warten, bis es vorbei ist. Nicht so bei Sturm auf hoher See.

So habe ich es zu einem relativ leicht zu erwerbenden Sportboot-Binnenschein gebracht – aber schon vom Küstenschifferschein Abstand genommen. Aber eine gewisse Begeisterung fürs Wasser und Wasser-Fahrzeuge ist eben da… Mit der „Sea Cloud“ von Malta nach Sizilien, mit der „Bavaria“ rund um Mallorca, mit der „G-Expedition“ in die Antarktis: Das Kayak haben wir zwar verkauft, aber die Standup-Paddlingboards (SUP) nutzen wir – zuletzt in der Uckermark – weiter. Und mit dem Openwater-Swimming geht’s auch wieder los, wenn Pandemie und Außentemperaturen es zulassen.

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Mikro-Abenteuer I: Uckermark

Wenn man Offroad-Reisen im südlichen und nördlichen Afrika unternommen hat – oder auch in Island, in den Pyrenäen und in der nordgriechisch-albanischen Grenzregion, dann erscheint einem Deutschland als wenig herausfordernd, wenn man mit einem Geländefahrzeug unterwegs ist. Natürlich gibt es Offroad-Parks in meist ehemaligen Tagebaugebieten – aber die sind halt entweder fürs pure Training oder falls man Lust hat, sein 4×4-Auto (und seine Fahrkenntnisse) einem echten Stress-Test zu unterziehen.

Aber ich habe Offroad-Fahren nie als Hobby für sich selbst angesehen, sondern als Mittel zum Zweck – die Fähigkeit zu besitzen, in Gebiete fernab vorzustoßen und dort unterwegs zu sein. Also zum reisen; d.h. Land & Leute zu erfahren. Und nicht, um willentlich sein Auto zu verbuddeln oder aufs Dach zu legen – wie wir es einmal in Andalusien erlebt haben.

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Bonnievale & Bontebok: Holstein & Schwarzwald

Ratschläge südafrikanischer Bekannter verweisen häufig auf eine Zone im Süden des Landes. Auf Landkarten, zumal in Relief- oder Satellitendarstellung, sieht diese überwiegend grün aus. Wunderschön da, heißt es dann meist, und nicht umsonst ist die Garden Route unter Einheimischen wie Touristen so beliebt. Aber schon zuvor durchfährt man – etwa von Oudtshoorn in der semi-ariden Klein Karoo kommend – sehr viel bergiges und bewaldetes Grün. Und auch die Kühe sind schwarz-weiß gefleckt. Man wähnt sich in Holstein.

Für die südafrikanischen Bekannten ist es schwer vorstellbar, dass zumindest die Wüsten- im Gegensatz zu den Weißweinsüchtigen ins Khaki- oder Ockerfarbene streben. Grün hat es ja in der nördlichen Hemisphäre und der borealen Klimazone genug. Aber, anyway, ich muss zurück gen Kapstadt und da bieten sich zwei Wege an: „Obenrum“ – also aus der Richtung, aus der ich gekommen bin und die ich zur Genüge kenne (Route 62), oder eben „untenrum“ – also gen Herbertsdale und Swellendam, die N1 so viel wie möglich meidend und stattdessen die gravel roads der Farmer nutzend.

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Bailie’s Gat & Amber Lagoon: Ruhe und Raum

Landy auf dem Weg nach Bailie’s Gat.

Yvonne Botha und ihre Familie fahren zweimal am Tag, rauf und runter. Um die Arbeiter aus der Siedlung in der Nähe zu holen und zurückzubringen; und zusätzlich ein- bis zweimal pro Woche, um einzukaufen oder wegen sonstiger Erledigungen. Kein Wunder, dass sie den kilometerlangen bröckeligen Pfad, an manchen Stellen kaum breiter als ein Pick-up-Fahrzeug, auch nach Einbruch der Dunkelheit souverän bewältigen.

Den Neuling kann das schmale, staubige und steinige Band, das sich am steilen Abhang entlang hangelt, schon bange machen. Entlang der Schlucht geht es runter in ein Tal, in dem tatsächlich Menschen wohnen und arbeiten, versteckt in den Bergen. Bailie’s Gat liegt gar nicht so weit entfernt von der gut asphaltierten Straße von Ceres über Prince Alfred Hamlet nach Citrusdal – aber kaum ist man von dieser abgebogen, hüllt grauer Staub das Fahrzeug ein und dann ist es von Vorteil, die Gelände-Untersetzung einzulegen, damit das Allradfahrzeug langsam und kontrolliert den Abstieg bewältigen kann.

(Auf die Bilder klicken, um eine vergrößerte Version und die Bildunterschriften sehen zu können.)

Das Tal ist von imposanten Bergketten umsäumt, was zwangsläufig bedeutet, dass die Sonne spät erscheint und früh verschwindet. Im Sommer ein Segen, im Winter ein Fluch. Kaum schwinden die Sonnenstrahlen, ist die Wärme weg als habe man den Stecker rausgezogen. So weit, so bekanntes (Wüsten-)Phänomen.

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