Onroad-Offroad-Wechsel

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Es regnet, es ist diesig. Unsere Autos stehen in rötlichem Lehmschlamm, der prima an den Schuhen klebt und kaum mehr zu lösen ist. Die Lehrbesprechung hält Reiseleiter André von eineweltreisen.org unter der flugs aufgespannten Markise eines Teilnehmer-Unimogs ab:

Es geht ums Einweisen, das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Helfer draußen (in der Regel der Beifahrer) beim Vor- und Zurücksetzen in engen Passagen. Dabei gilt: Der Einweiser muss klar in den Außenspiegeln des Gelände-Lkws zu sehen sein, wiederum den Fahrer in den Spiegeln sehen können, eindeutige Zeichen geben – und der Fahrer muss sich hundertprozentig auf diese verlassen können. Und danach fahren.

Offroadfahren auf Asphaltstraßen

Wir rangieren die sieben Fahrzeuge von unserem Schlafplatz herunter und treten im Konvoi – diesmal sollen wir mehr darauf achtgeben, genügend großen Abstand zu halten, lautet die Manöverkritik vom Vortag – den Weg gen Atlasgebirge an. Da die Gelände-Lkws mit ihren Wohnkabinen zwischen 7,5 und elf Tonnen schwer sind, kann es beim Anfahren am Berg – zumal bei rutschigem Untergrund – zu Problemen kommen. Schlecht, wenn dann das nächste Fahrzeug zu nah am Vordermann dran ist.

 
Es geht aufwärts. Die ersten Offroad-Passagen warten auf uns. Obwohl die Straßen, die uns in den mittleren und hohen Atlas führen, kaum mehr als ausgefranste Asphaltbänder – manchmal -bändchen – sind. Außerdem übersät von Schlaglöchern, so dass es nahezu unmöglich ist, diesen auszuweichen. Schwere Stöße erschüttern dann die Fahrzeuge.

Umbau zum Turbodiesel bewährt sich

Schmale Passagen zwingen bei Gegenverkehr – zumeist japanische Pickups mit Mensch und Vieh an Bord oder alte Mercedes-Transporter – nah an den unbefestigten Rand zum Abgrund. Da wir im vergangenen Jahr die Strecke bereits gefahren sind, wissen wir, welch Italo-Western-artige Berg-Landschaft uns umgibt – indes sehen wir und die anderen Teilnehmer kaum etwas davon: Wir fahren in einem Gemisch aus Regen, Nebel und Wolken.

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Wir klettern bis auf 2700 Meter Höhe, arbeiten bei den Abfahrten viel mit der Motorbremse, tuckern im 5. oder 6. Gang bergab und fahren so insgesamt mehr als 4000 Meter hoch. Die Fahrzeuge arbeiten schwer, die Fahrer müssen viel schalten, was besonders bei den Unimogs mit ihrer Doppel-H-Schaltung und den Schaltgassen nervig ist. Jetzt bewährt sich der Umbau unseres Saugdiesel-Motors zur Turbo-Maschine: Wo unser Fahrzeug im vergangenen Jahr um Luft ringend kaum hochkam, ziehen wir jetzt zügig hoch.

Reifendruck auch auf Schotter & Stein vermindern

Die Schotterpiste wird immer schmaler, wir passieren wenig vertrauenerweckende Brücken – einer Lkw nach dem anderen, um nicht zu viel Gewicht auf die schwächlichen Konstruktionen zu laden – und kurven durch enge Spitzkehren, so manches Mal einen Reifen nahe an einer Abbruchkante oder den Aufbau nahe der Felswand.

Den Reifendruck haben wir mittlerweile vermindert, damit die Fahrzeuge sich auf der Schotterpiste mit ihren Schlaglöchern und Steinen sich etwas weicher fahren. Insassen, wie Lager und Buchsen der Fahrzeuge werden dadurch geschont, und bei der Theoriestunde nachher am Lagerfeuer werden wir erfahren, dass man bei einem ständigen Wechsel zwischen Piste und Asphaltstraße den Reifendruck für den Teer-Teil nicht mehr erhöhen, sondern einfach nur langsamer fahren sollte.

Wagenburg am Flussbett

Das jedenfalls sei besser, so Fachmann Holger, als alle paar Kilometer die Luft abzulassen bzw. den Reifen wieder aufzupumpen. Fahre man auf den Asphaltpassagen etwas langsamer wie gewöhnlich – etwa 70 statt 90 Stundenkilometer – dann könne man das durchaus mit einem um anderthalb Bar abgesenkten Reifendruck. Fahre man aber Schotter- und Steinpassagen mit prall gefüllten Reifen, so ist die Chance eines Schadens groß.

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Abendessen, Tages-Reflexion und Theoriestunde am Lagerfeuer – so klingt der Tag aus; unser Nachtlager haben wir in der Art einer Wagenburg am Rand eines Flussbettes nahe des bekannten Felsen „Cathedrale des Roches“ aufgeschlagen (im Flussbett sollte man sich ja niemals positionieren!). Morgen wird es dann um Flussdurchfahrt und die Einschätzung von Brücken und ähnlichen Bauwerken gehen.