Mikro-Abenteuer II: Hamburg & St. Peter-Ording

Größere Gelände-Reisemobile (wie ein Unimog) gelten manchen als „Landyachten“; und tatsächlich liegt der Vergleich mit einem Boot nahe. Tatsächlich hege ich eine nicht so geheime Liebe zu Booten, aber ebenso tatsächlich traue ich mir Hochsee-Navigation – und die daraus resultierende Verantwortung – nicht zu. Bei einer Landyacht kann man zudem bei Schlechtwetter allermeistens rechts ranfahren und warten, bis es vorbei ist. Nicht so bei Sturm auf hoher See.

So habe ich es zu einem relativ leicht zu erwerbenden Sportboot-Binnenschein gebracht – aber schon vom Küstenschifferschein Abstand genommen. Aber eine gewisse Begeisterung fürs Wasser und Wasser-Fahrzeuge ist eben da… Mit der „Sea Cloud“ von Malta nach Sizilien, mit der „Bavaria“ rund um Mallorca, mit der „G-Expedition“ in die Antarktis: Das Kayak haben wir zwar verkauft, aber die Standup-Paddlingboards (SUP) nutzen wir – zuletzt in der Uckermark – weiter. Und mit dem Openwater-Swimming geht’s auch wieder los, wenn Pandemie und Außentemperaturen es zulassen.

Was Wunder also, dass Hamburg, Elbe und die Nordsee uns immer wieder anziehen. Und dabei besonders der im Hamburger Hafen liegende Museumsfrachter Cap San Diego, die wir schon mehrmals besichtigt haben – sogar mit Übernachtung an Bord. In einer der ehemaligen Passagier-Kabinen beziehen wir abermals Quartier und genießen zwei Tage & Nächte das Gefühl, an Bord eines Schiffes zu sein. Auch wenn es am Kai festgemacht ist. Und auch, wenn der Museumsfrachter Geld für seine Renovierungen mit Party-People verdienen muss.

Immerhin sieht man andere Schiffe an der Überseebrücke vorbeiziehen; außerdem besuchen wir den Museumshafen Övelgönne mit seinen historischen, restaurierten Schiffen. Der Ranger steht solange auf einer der bewachten Parkflächen in der Nähe des Fischmarktes. Um die Umgebung wie die Speicherstadt, Binnenalster etc. zu erkunden, mieten wir uns einen Elektro-Roller und erstaunen, wieviel Spaß das kleine wendige Gefährt macht.

Quer durchs Hafengebiet fahren wir spontan mit unserer kleinen Landyacht gen Altem Land und Elbmarschen. Dort waren wir noch nie, und bedauern prompt, für diesen Trip nicht mehr Zeit eingeplant zu haben. Träge fließt die Elbe vorbei, riesige Containerschiffe wie kleine Segelboote dümpeln auf und ab und es herrscht schon Nordsee-Feeling, obwohl die noch einige Kilometer entfernt ist.

Die wollen wir aber in St. Peter-Ording begrüßen; das ist zwar ein Schicki-Micki-, für uns aber ein Traditionsort mit einigen schönen und spannenden Erlebnissen. Als uns beinahe die Flut einholte, als der Unimog bis zu den Knien im Wasser stand, als wir Silvester auf der Seebrücke verbrachten…

St. Peter-Ording: Das bedeutet natürlich auch in Pandemie-Zeiten Krabbenbrötchen, kalter Wind & kaltes Wasser, in dem ungerührt Kite-Surfer auf ihre Start-Chance warten und mit den Wind-Surfern um die Aufmerksamkeit der mitunter barfuß laufenden Strandspaziergänger ringen. Wir freilich haben unsere wassersportliche Heimat in Hawai’i gefunden; Nordseewasser betrete ich nur mit einem Bootskiel unter den Füßen.

Die Strandkörbe sind verwaist, die Restaurants auf den Stelzenhäusern geschlossen. Keine Tote Tante weit und breit in Sicht, die beim Aufwärmen helfen könnte. In meiner Kindheit haben mich meine wetterfesten Großeltern an die Nordseeküste geschleppt und mit einem Bademantel in einer Sandburg ausgesetzt. Das brauche ich nicht wieder.

Dennoch genießen wir den Trubel, lassen uns treiben und residieren auf einem der Campingplätze hinter dem Deich. In Nordseenähe findet man selten Plätze zum freien Stehen bzw. wild campen: Alles ist eingezäunt; auf freien Flächen finden sich zumeist „Wohnmobile verboten“-Schilder.

Kann man verstehen, denn wenn die Massen an Weiß- und anderer Womo-Ware sich nach Belieben kreuz und quer stellen würden, wäre der Ort schnell verschandelt. Nicht wenige Wohnmobilisten handeln leider gemäß „Nach mir die Sintflut“-Manier. Ob an der Nordsee oder der Algarve.