Gaspedalfeder gerissen

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Auf einem Wanderpfad bei Landmannalaugar.

Weite Wanderungen sind in Landmannalaugar möglich, unser Zeit- bzw. Reiseplan lässt nur zwei bis drei Stunden gestern vormittag – zum “Dampf” (nicht Qualm!…sagen unsere Geologie-Kundigen), der aus verschiedenen Bodenlöchern quillt. … Zum Abschluss gab’s eine leckere Pilzsuppe bei der Mountain Mall – die Streitfrage, ob hausgemacht oder chinesische Tütenfabrikation ließ sich nicht klären.

Bei der Weiterfahrt gilt es einen steilen Anstieg hoch, der zu einer Konfrontation zwischen dem IFA Andrès und einem entgegenkommenden Geländewagen mit Trailer führt. Generell gilt, dass derjenige Vorfahrt hat, der hochfährt – aber der IFA hat elf Tonnen, ist groß, breit und unübersichtlich… und mit einem Anhänger auf den schmalen Pisten rückwärts zu rangieren aber auch nicht einfach.

Die Insassen des Geländewagens sind erbost und schimpfen über das “Monster”, das man nicht auf Islands Straßen loslassen dürfe… Wir freuen uns mal wieder, dass unser Unimog bei sechs Metern Länge und 2,30 Meter Breite trotz allem ein guter Kompromiss zwischen Platzangebot, Kompaktheit und Wendigkeit darstellt.

Auf dem Parkplatz zum nächsten Wasserfall, dem Ofaerufoss, erklärt uns eine nette Rangerfrau (einmal mehr) die isländischen Offroad-Verkehrsregeln und erzählt von ihrer Jagd auf “foxes” und “minks” (die sie wohl fängt und woanders aussetzt…).

Mit der Weiterfahrt ist der Abstieg aus dem Hochland verbunden, wir nähern uns der Ringstraße und damit der Zivilisation (an der isländischen Südküste) wieder. Wir haben nach rund einer Woche Tour ohne Tanken nur noch wenig Sprit, so dass jeder Anstieg der gewundenen Straße uns befürchten lässt, dass der Unimog stehen bleiben könnte, weil der Motor keinen Diesel mehr aus dem Tank schlürfen kann.

Bei einer der vielen Furten dieser Tour fahren wir zwar langsam, aber immer noch zu schnell in den Fluss – darin sind ein paar große Steine verborgen, so dass sich unser Fahrzeug heftig aufschaukelt. (Demnächst ein Video an dieser Stelle).

Wir kommen schließlich an einem wunderschöner Schlafplatz am Axlafoss-Wasserfall. zum – alleine! unreglentiert” –  Stehen. Statt Anlegerbier gibt’s heute einen Tagesabschluss-Whisky (diesmal ohne jahrmillionenaltes Gletschereis).

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Übernachtungsplatz: Axlarfoss.

Nach Zwischenstopp in Vik zwecks Ver- und Entsorgung der verschiedenen Flüssigkeiten unserer Fahrzeuge und nicht vermeidbarem Shopping parken wir beim Skogafoss-Wasserfall ein – Busladungen von Touristen wimmeln entlang der Ringstraße (Reykjavik ist nicht fern – von dort werden Besucher sogar mit speziellen Offroad-Bussen und “Super-Jeeps” auf Ballon-Reifen bis ins Hochland gekarrt).

Wir kommen uns fremd vor, aus dem Hochland herabgestiegen, unsere Fahrzeuge Urviecher, wir selbst verdreckt. Wo wir parken, werden wir fast ebenso bestaunt und fotografiert wie die eigentlichen Sehenswürdigkeiten. Ein bisschen fühlen wir uns wie Abenteurer unter all diesen in sauberen und schicken Hotels untergebrachten Touristen (aber letztlich sind wir das ja auch).

Nahe des Skogafoss (“foss” = Wasserfall) lockt das Skoga-Museum mit einem Freilicht-Teil und einem automobilen Part, der mit mancher 4×4-Pretiose aus britischer und US-amerikanischer Produktion zu reizen weiß. Den Seljalansfoss wenige Kilometer weiter geben wir uns auch noch; man kann hinter ihm durchgehen, und vor ihm hat eine Pommes-Bude mit Green Smoothie-Angebot aufgemacht.

Gottsedank! Wir verlassen die Ringstraße, es geht wieder auf eine Schotterpiste – damit wird’s ruhig, was den Touristen-Auftrieb angeht, und laut und rappelig im kaum gedämmten Fahrerhaus. Deswegen ist auch kaum etwas zu hören, als eine der beiden Federn vom Gaspedal reißt – die, die quasi Widerstand leistet, wenn man aufs Gaspedal tritt. Damit “fällt” das Gaspedal herab und die Drehzahl schnellt hoch.

Wir übernachten einsam und verlassen, also genau so wie wir es uns wünschen, auf der Strecke nahe des Wanderparadieses Pörsmörk. Ich verbringe mal wieder die Zeit nach dem Tagesstopp mit Reparaturen und flicke die gerissene Gaspedalfeder, indem ich sie mühevoll auseinanderdehne (was bei Federstahl nicht wirklich einfach ist) und mit einer Rundzange einen neuen Haken forme, der ins Gasgestänge eingehängt wird.