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Der längste und abgelegenste Trail Südafrikas

Einstieg in den Namaqua Trail von Westen.

Der familienfreundliche Teil vom insgesamt etwa 600 Kilometer langen Namaqua 4×4 Eco Trail soll’s sein. Es gibt auch einen anspruchsvollen, aber den haben wir quasi hinter uns. Nicht direkt, denn die Kokerboomkloof-Campsite verlassen wir nach einer Fahrt quer durch den Richtersveld Nationalpark über den Helskloof („Höllenschlucht“) Pass, der bei dessen Abstieg einige herzklopfende Passagen in sich hat. Auch muss die Beifahrerin mal raus und als die souveräne Einweiserin, als die man sie kennt, dienen.

Ein paar mal stottert sich der Landy im niedrigen Gang in der Gelände-Untersetzung das bröckelige Geröll des schmalen Schotterpfads hinunter, und auch wenn Fahrzeug & Besatzung diese Herausforderung letztlich routiniert bewältigen, so sind wir doch froh, als wir durch das Helskloof Gate aus dem eigentlichen Park raus sind.

Strom-Minimalismus bei Offroad-Reisen

Eine Übernachtung auf der öden Campsite von Sendelingsdrif schließt sich an, die wir einlegen, um Versorger-Batterie, Akkus und Powerbanks am 220V-Landstrom vollzuladen. Nach einer Woche im Feld wird es Zeit dafür. „Nr. 5“ verfügt nur über die (Licht-)Maschine, um Strom zu erzeugen; kein Solarmodul ziert sein Aufstelldach und ein mobiles Solarpanel samt -Akku haben wir noch nicht erworben.

Wir sind auch nicht sicher, ob wir dererlei wirklich erwerben wollen. Letztlich ist die Stellschraube nicht das Ranschaffen von Elektrizität, sondern die Ansprüche. Wir sind mittlerweile gut darin geworden, unseren Stromverbrauch für digitale Kleingeräte inklusive der Kameras so zu minimieren, dass wir mit zwei leistungsstarken Powerbanks unterwegs gut auskommen.

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Paradies Richtersveld

Köcherbaum im Richtersveld

Ein Ort namens Sendelingsdrif ist das Tor zum Richtersveld Nationalpark; auch gibt es dort einen Grenzübergang ins benachbarte Namibia – eine kleine Fähre setzt dazu über den Orange River/Oranje/Gariep. Der Nationalpark schmiegt sich quasi in einen Bogen des westwärts bei Alexander Bay in den Atlantik fließenden Stromes; und so liegen auch die meisten Campsites dort.

Auf dem Weg dahin passiert man einen Ort namens Steinkopf und später am Meer das seewindzerzauste Städtchen Port Nolloth, bei dem früher mal nach Diamanten getaucht wurde. Heutzutage ist etwas lebendiger als Hondeklipbaai; an diesen Küstenorten fühlt es sich so an, als sei die Zeit stehen geblieben und die Anwohner darin erstarrt. Nicht, dass sie altertümliche Kleidung tragen würden – nur, was soll in diesen Orten passieren und was nur aus einem werden? Das Meer rauscht, und das Leben plätschert vor sich hin.

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Auf dem Weg zum Richtersveld

Auf dem Weg gen Norden

Zwölf Stunden in der fliegenden Blechbüchse sind immer eine Herausforderung, dies aber besonders in Pandemie-Zeiten und mit jeder Menge Mitreisender, die das Tragen einer Schutzmaske für Schnickschnack halten. Man sitzt eng beieinander, kann kaum ausweichen und die Belegschaft der Vierer-Sitzreihe gegenüber hat in erstaunlicher Dreistigkeit eine ausgereifte Technik entwickelt, die Maske nur dann schnell über Mund und Nase zu ziehen, wenn die Flugbegleiter durch die Gänge laufen. Und da helfen auch keine eindringlichen Appelle und Ansprachen der Lufthansa-Crew, doch Rücksicht auf alle Passagiere zu nehmen – eben auch die, die sich gefährdet fühlen.

An Bord der fliegenden Blechbüchse kann man sehr gut beobachten, dass Rücksichtnahme auf & Respekt für andere offensichtlich vielen Menschen, die sich den nicht eben billigen Flug von Frankfurt nach Kapstadt leisten können, abhanden gekommen ist. Oder nie vorhanden war. Ist mir völlig unverständlich, dass es nicht möglich ist, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, auch wenn man selbst eine andere Einschätzung hat… In diesen Momenten lässt sich der Eindruck schwer vermeiden, dass sich der westliche Individualismus in eine Fratze aus Egoismus & Narzissmus verwandelt.

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Bonnievale & Bontebok: Holstein & Schwarzwald

Ratschläge südafrikanischer Bekannter verweisen häufig auf eine Zone im Süden des Landes. Auf Landkarten, zumal in Relief- oder Satellitendarstellung, sieht diese überwiegend grün aus. Wunderschön da, heißt es dann meist, und nicht umsonst ist die Garden Route unter Einheimischen wie Touristen so beliebt. Aber schon zuvor durchfährt man – etwa von Oudtshoorn in der semi-ariden Klein Karoo kommend – sehr viel bergiges und bewaldetes Grün. Und auch die Kühe sind schwarz-weiß gefleckt. Man wähnt sich in Holstein.

Für die südafrikanischen Bekannten ist es schwer vorstellbar, dass zumindest die Wüsten- im Gegensatz zu den Weißweinsüchtigen ins Khaki- oder Ockerfarbene streben. Grün hat es ja in der nördlichen Hemisphäre und der borealen Klimazone genug. Aber, anyway, ich muss zurück gen Kapstadt und da bieten sich zwei Wege an: „Obenrum“ – also aus der Richtung, aus der ich gekommen bin und die ich zur Genüge kenne (Route 62), oder eben „untenrum“ – also gen Herbertsdale und Swellendam, die N1 so viel wie möglich meidend und stattdessen die gravel roads der Farmer nutzend.

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Bailie’s Gat & Amber Lagoon: Ruhe und Raum

Landy auf dem Weg nach Bailie’s Gat.

Yvonne Botha und ihre Familie fahren zweimal am Tag, rauf und runter. Um die Arbeiter aus der Siedlung in der Nähe zu holen und zurückzubringen; und zusätzlich ein- bis zweimal pro Woche, um einzukaufen oder wegen sonstiger Erledigungen. Kein Wunder, dass sie den kilometerlangen bröckeligen Pfad, an manchen Stellen kaum breiter als ein Pick-up-Fahrzeug, auch nach Einbruch der Dunkelheit souverän bewältigen.

Den Neuling kann das schmale, staubige und steinige Band, das sich am steilen Abhang entlang hangelt, schon bange machen. Entlang der Schlucht geht es runter in ein Tal, in dem tatsächlich Menschen wohnen und arbeiten, versteckt in den Bergen. Bailie’s Gat liegt gar nicht so weit entfernt von der gut asphaltierten Straße von Ceres über Prince Alfred Hamlet nach Citrusdal – aber kaum ist man von dieser abgebogen, hüllt grauer Staub das Fahrzeug ein und dann ist es von Vorteil, die Gelände-Untersetzung einzulegen, damit das Allradfahrzeug langsam und kontrolliert den Abstieg bewältigen kann.

(Auf die Bilder klicken, um eine vergrößerte Version und die Bildunterschriften sehen zu können.)

Das Tal ist von imposanten Bergketten umsäumt, was zwangsläufig bedeutet, dass die Sonne spät erscheint und früh verschwindet. Im Sommer ein Segen, im Winter ein Fluch. Kaum schwinden die Sonnenstrahlen, ist die Wärme weg als habe man den Stecker rausgezogen. So weit, so bekanntes (Wüsten-)Phänomen.

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Frieden & Freiheit in Fynbos

In Laufweite zur Fraaigelegen Farm liegt die Fynbos Guest Farm. Juergen & Venishree und Peter & Maurice sind nicht nur Nachbarn, sondern auch Freunde. Doch während sich die Familie Mayer vorrangig dem Öl- & Weinanbau widmet und zwei Cottages und eine kleine Campsite eher nebenbei und nahezu versteckt betreibt, nimmt verfügt die Fynbos Farm nicht nur über ein an der Landstraße gelegenes Café (bzw. Padstall), sondern nimmt Gäste auf – nicht nur menschliche.

Denn was die Fynbos Guest Farm auszeichnet und Besucher anlockt, ist das Animal Sanctuary. Peter und Maurice geben verstoßenen und misshandelten Tieren ein zweites, sicheres Zuhause. Und sie bieten den menschlichen Gästen über den Umgang mit den geretteten Tieren die Möglichkeit, etwas über sich selbst, ihren Ort in der Welt und ihre Seele zu erfahren. Dazu dient ein ganz und gar besonderer Rundweg…

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