Shit happens – die erste Panne

Die erste Panne - am Führungsfahrzeug

Die erste Panne – am Führungsfahrzeug.

Im Hafen von Tanger Med gibt es das übliche Einreise- und Zollgezeter. Erfahrene Marokko-Fahrer wissen indes zu berichten, dass das heutzutage flott und einfach gegenüber früheren Zeiten über die orientalische Bühne geht. Am besten auf Gelassenheit umschalten, und alles passieren zu lassen. Man kann das einfach als Schauspiel wahrnehmen.

Einkaufen in Tetouan, erste Übernachtung auf einem Campingplatz in Chefchaouen. Wir nehmen an einem Fernreise- & Fahrtraining von EineWeltReisen teil; d.h. es geht nicht um Sightseeing, sondern um das Testen und Erproben von Mensch und Material unter Echtzeit-Bedingungen. Mit anderen Worten: Eigentlich sind wir für jede Panne dankbar, denn sie lässt uns die Bedingungen einer Fernreise jenseits von Asphaltstraßen und nach europäischen Maßstäben geregelten Verhältnissen erfahren.

Wir lernen unser Fahrzeug unter widrigen Bedingungen kennen, und uns selbst als einzelne Personen sowie als Team auch. So ist die ganze Reise als Belastungstest gedacht, um im Anschluss Rückschlüsse zu ziehen: Was muss am Material und was muss am Mensch (kommunikativ, mental, physisch) verbessert werden?

Die erste Panne kommt indes unerwartet früh. Das Führungsfahrzeug, ein IFA L60 Gelände-Lkw, baut keinen Luftdruck mehr auf – was sich ungemein negativ aufs Bremsen auswirkt. Wir fahren rechts ran – eigentlich noch auf einer Transfer-Passage in unser erstes Ziel- und Übungsgebiet und stehen irgendwo in der Nähe von Meknes in der marokkanischen Pampa.Die Fachleute schrauben bis in die Nacht, und wir erleben die traditionell gebotene Gastfreundschaft der Einheimischen ohne touristisches Arrangement oder Folklore: Sie bringen – unaufgefordert – Brot und Wasser (in Form von Tee), denn das gehört sich so gegenüber vorbeiziehenden Fremden. Das wird uns immer wieder überraschen: Das Menschen, die wenig haben und nach unseren europäischen Maßstäben arm und „primitiv“ leben so viel mehr geben und von dem Ihren teilen als reiche Angehörige der Wohlstandsnationen.

In den vormodernen Zeiten bekriegten sich die Nomadenstämme oft, und wenn eine Gruppe einer anderen in den Bergen oder Wüste begegnete, war im ersten Moment nicht klar, ob es Krieg oder Frieden geben würde (empfehlenswerte Lektüre: „Arabian Sands“ von Wilfred Thesiger)  – und daher der Gruß: Salam Aleikum – Friede sei mit dir! … und die rituelle Antwort: Und so auch mit dir – wa aleikum salam! Dann wußte man, dass man Tee trinken und reden würde, und nicht kämpfen.

Nach der Reparatur haben wir keine Zeit mehr, einen schönen Übernachtungsplatz zu suchen und stellen die vier Gelände-Lkw wenig romantisch auf einen großen Tankstellen-Parkplatz neben ein paar Baufahrzeuge. Immerhin gibt es im marokkanischen Trucker-Resto noch was zu essen, und am nächsten Morgen ein Frühstück.