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Canyoning in Jordanien III: Wadi Hudeira

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Nach Hause telefonieren? E.T. lässt grüßen.


Eigentlich sollte es zum Wadi Hissa gehen. Aber der Zugang war durch eine Schotter- und Schutt-Barriere versperrt, die für den Toyota unseres Guides ein unüberwindliches Hindernis darstellt (unser Unimog hätte noch nicht mal die Stirn in Dackelfalten gelegt).

Also wichen wir ins nicht allzu weit entfernte Wadi Hudeira aus – bei in- wie ausländischen Touristen bekannt. Leider hat das zur Folge, dass es vor allem im unteren Teil völlig vermüllt ist. Ein Trauerspiel… abgesehen davon ist dieser Canyon gemütlich zu schlendern, wodurch er auch bei Schulklassen beliebt ist.

Schlender- statt Klettertour im Wadi Hudeira

Gegenüber den beiden vorherigen Touren gibt es kein Klettern und Plantschen; und unsere Freundin Ellen von Desert Eco Tours ist ein wenig bekümmert, dass das Wadi Hissa so viel spannender und schöner gewesen wäre. Aber auch das Hudeira ist eindrucksvoll, keine Frage, und wenn es die erste Tour in unseren beiden Tagen in Jordanien gewesen wäre, wären wir begeistert von der Form- und Farbgestaltung der Felsen gewesen.

Am Ende des Trails hören wir laute Stimmen, eine Schulklasse übt sich an einem hohen Felsen im Abseilen. Jungen und Mädchen mischen sich, necken und lachen miteinander. Die Mädchen sind luftig und locker angezogen und tragen die Haare offen und frei. Da uns das wundert, fragen wir nach und erfahren, dass die Truppe einer christlichen Gemeinde in Amman entstammt und einen community event begeht. (Es gibt fünf Prozent Christen im Haschemiten-Königreich Jordanien).

Guide Ali war zurück geblieben und hat in der Zwischenzeit unser Mahl bereitet: Hummus, Labané, Salat, Oliven, Käse, Fladenbrot…Die veganen Energieriegel können im Rucksack bleiben, al-hamduillah! Seinen Toyota hat er mit dem Wasser des Canyons geputzt, und das scheint hierzulande üblich zu sein, denn ein Pick-up-Fahrer tut gleicherweise.

Fremde Länder, gleiche Sitten: Vorbei ist’s mit der romantischen Stille, als der Mann seine Musikanlage samt Bass-Booster aufdreht, dass die Felsen wackeln. (Erkenntnis: Man kann also sehr weit weg in eine entlegene Ecke fahren, um ein ähnliches Erlebnis wie in der heimischen Nachbarschaft!).

Raserei durch die Wüste

Bis nach Akaba sind noch 200 Kilometer am frühen Abend des Tages zu bewältigen, und Ali hat’s eilig, also drückt er aufs Gaspedal ungeachtet, dass in Jordanien bei deutlich überhöhter Geschwindigkeit eine Woche Knast droht. Uns wird darob Angst und Bange, denn die Küstenstraße verläuft durch eine abwechslungslose Wüstenlandschaft mit wenigen Kurven – und Ali ist mittlerweile völlig übermüdet; sein Kopf fällt ein halbes Dutzend Mal im Sekundenschlaf herab.

Auf dem Beifahrersitz versuche ich nicht auch einzuschlafen, um notfalls Hand ans Steuer legen zu können, die beiden Damen halten auf dem Rücksitz die Luft an, wenn Ali die Kurven schneidet. Ellen versucht ihn wachzuquatschen, lässt ihn von seinen vier Söhnen erzählen. Wir überleben die Fahrt freilich und passieren die Grenze nach Israel auch in dieser Richtung ohne weitere Probleme.

Baderummel am Aquasports-Strand in Eilat

Baderummel am Aquasports-Strand in Eilat


Abends sind wir wieder in Eilat im Sunset Motel bzw. zum Bier am Strand inmitten all der vergnügungssüchtigen Bade- und Wassersporturlauber. Ein derber Kontrast.

Canyoning in Jordanien II: Wadi Mujib

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Ellen (rts) von Desert Eco Tours erklärt Beate (lks) die Geologie des Wadi Mujib


War das Wadi Bubeita eher ein abseits der Routen gelegener Geheimtipp, so liegt das Wadi Mujib im gleichnamigen Naturreservat, verfügt über eine lieblos betonierte Eingangshalle und einen großen Bus-Parkplatz. Ali, unser Guide, hat unsere Ankunft so geplant, dass wir vor den verbliebenen Touristen-Bussen aus Amman vor Ort sind.

Das funktioniert, und wäre nicht nötig gewesen – wir verbringen die erste Tageshälfte in der Mujib-Schlucht und es werden uns nur zwei Männer auf dem Rückweg begegnen. Als wir die vorschriftsmäßig getragenen Schwimmwesten am Eingang zurückgeben, ist kein Bus und auch kein anderes Fahrzeug weit und breit zu sehen. Dabei sind die syrischen und die irakischen Grenzgebiete, vor deren Besuch das Auswärtige Amt warnt, doch weit entfernt.

Wahrheit der Wüste: Wer teilt, der überlebt

Jordanien hat nur Sand und Wüste, Petra und Kaaba (vielleicht Amman) zu bieten – keine Bodenschätze, und offensichtlich keine Touristen mehr, die sich hintrauen. Dabei könnte die Unterkunft in kleinen Hotels, die nicht internationalen Ketten angehören, das Einkaufen in kleinen Läden und auf dem Markt so etwas wie persönliche Entwicklungshilfe sein. In Jordanien ist offensichtlich selten, was etwa in Marokko in jeder noch so abgelegenen Ecke Standard ist – aufdringliches Betteln und Touristen-Nepp.

(Diese Bemerkung kann nicht ausbleiben: Vielleicht mal die Diskussion um Flüchtlinge in Deutschland angesichts dessen Einwohnerzahl und Bruttosozialprodukt vor dem Hintergrund der Kennziffern und Zahlen von Jordanien (etwa Wikipedia oder UN-Flüchtlingshilfe) wahrnehmen… Auf Reisen erfährt man häufig: Die Reichen klammern sich an ihren Besitz, die Armen teilen mit den noch Ärmeren. Vermutlich haben die Reichen die Wahrheit der Kargheit vergessen: In der Wüste überlebt nur, wer teilt.

Klettern und Krabbeln gegen den Strom

Im Mujib lungern ein paar jugendliche lokale Canyon-Guides rum, wir schlüpfen in rote Schwimmwesten (ja, die sind auch für ehemalige Langdistanz-Triathleten Vorschrift), einer von den blaubehemdeten Jungs stapft vorneweg und bald wird das Wasser brausend und tosend.

Am Vortage sind wir den Canyon im Wadi Bubeita mit dem Bachverlauf gewandert, diesmal geht es gegen den Strom. Es gibt viel mehr Kletterpassagen über glitschige Felsen, die teilweise nur mit Hilfe von Seilen bewältigt werden können. Dafür gab es im Bubeita mehr Anteile im tiefen oder gar Unter-Wasser…

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Manchmal ist eine gehörige Anstrengung nötig, sich mit tropfnassen Klamotten und dem wassergetränkten Rucksack samt dessen Inhalt hochzuziehen. Kraft und Balance ist notwendig, uns macht das natürlich Spaß. Ich frage mich allerdings schon, wie die Guides etwas weniger drahtige (Bus-)Touristen dadurch schaffen…

Die Tour endet an einem brüllenden Wasserfall; wir kämpfen uns zu einem Becken vor – das Wasser ist wiederum brühwarm – und bleiben in dem Dauer-Schauer sitzen und spielen wie die Kinder. Ali gibt uns viel Zeit; was für Jordanien Pech ist, ist für uns Glück – wir sind ja alleine im Canyon.  No need to hurry.

Erwachsene wie Kinder im Erlebnisbad

Mit dem Strom ist dann der Abstieg zurück fast ein bisschen abenteuerlicher, aber manche Passage – vor allem das Rutschen auf dem Popo einige Rampen herunter – ist so grandios, dass wir Kinder dem Ali-Papa zurufen: “Einmal noch!” … und wieder hochklettern. Jedes noch so aufwändige Erlebnisbad kann da nicht mithalten.

Der Canyon verläuft überwiegend im Schatten, die Wände stehen so eng, dass die Sonne kaum hereinscheinen kann. Folge: Am Ende der Tour wechseln wir die Klamotten in den Umkleideräumen, bevor es in den brüllend heißen Toyota geht. Es geht weiter, zurück in Richtung Akaba – das ist immer noch etwa 250 Kilometer entfernt – zur zweiten Tagesetappe heute: Wadi Hissa bzw. Hudeira.

Canyoning in Jordanien I: Wadi Bubeita

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Frühstück allein im Hotel, das Buffet gehört uns. Ali, unser Guide mit Toyota-Geländewagen, kommt pünktlich. Ein bisschen missgelaunt ist er, der ehemalige Offizier der jordanischen Armee, dem Arbeit und Leben als Guide eigentlich Spaß macht: Die dritte Woche im Ramadan, ohne tagsüber zu trinken und zu essen, hinterlässt ihre Spuren angesichts der sommerlichen Hitze. Der Mann ist müde; wir dürfen uns glücklich schätzen, dass er den Job mit uns überhaupt macht.

Wir fahren erst einmal weitere Kilometer gen Norden (schließlich werden wir 260 Kilometer von Aqaba im Süden und nur noch hundert von der jordanischen Hauptstadt Amman entfernt sein). Der Wagen stoppt irgendwo auf Feldern am Wadi Bubeita.

Zurückhaltende Jordanier

Ein alter Mann und ein paar Jungs kommen neugierig näher – aber von weiteren Annäherungen, Verkaufsgesprächen, Leutseligkeiten, Betteleien sehen sie ab: Was ein Unterschied zu Marokko, wo man in der scheinbar größten Einöde keine Viertelstunde alleine ist und die im besten Deutsch nachdrücklich geäußerte Versicherung, einem nichts zu verkaufen, sondern nur was zeigen zu wollen, genau das Gegenteil bedeutet.

Der Start beginnt mit einem Sprung und einem Rampen-Rutsch in einen reißenden Strom – weiter oben im Bachlauf ist ein Damm geöffnet worden; das verkompliziert unversehens die Dinge für Ali. Der kennt zwar so ziemlich jeden Stein im Verlauf des Wadis; aber wie schnell das Wasser fließt und wie hoch es steht… wer weiß das schon?

Do as locals do

Durch zu kommen ist nicht bloß eine Frage souveräner Sportlichkeit; auch manch militärischer trainierter Mann hat das angesichts eines verdrehten Fußes einsehen müssen. Präzise Ortskenntnis ist das Wichtigste, so gilt das Motto: Nicht hochnäsig sein, sondern do as the locals do.

Wir gehen. Wir wandern. Wir stapfen. Wir klettern. Wir springen. Wir schwimmen. Wir tauchen. Wir schlendern. Wir sitzen. Wir lachen.

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Das Wasser ist brühwarm. Als wir den Canyon verlassen und uns auf den Rückweg über die Felder machen, sind unsere tropfnassen Klamotten innerhalb kurzer Zeit in der Hitze getrocknet, auch die Rucksäcke.

Wir gehen eine Weile auf einem steilen und steinigen Gebirgsweg entlang; am Rande steht ein stinknormaler Pkw. Der ist bestimmt ohne Vierradantrieb und Gelände-Untersetzung hergekommen – denn der hat weder das eine oder andere. Der europäische Land-Rover-Fahrer hätte auf der Piste indes wohl alles zugeschaltet, was sein Gefährt hergibt…