Manchmal denkt sich Stephen, dass das Gästehaus, dass er auf dem Gelände seines Wohnhauses in Graaff-Reinet führt, ein enervierender Einkommenserwerb ist. Gestern etwa sind drei Männer mit einem Kurier-LKW spät abends noch angekommen und haben geklingelt, und obwohl er eigentlich niemanden unter diesen Umständen annimmt, hat er sich doch dazu durchgerungen.
Na ja, das Geld können er und seine Frau gebrauchen; wenn man ein Veteran des Krieges in Südwestafrika (heute sagen sie „Namibia“ dazu) ist, kriegt man heute die damals versprochene Veteranen-Pension von der ANC-Regierung nicht ,sagt er, warum auch immer. Stephen kennt Unimogs aus dem Krieg 1960-1990 in Südwest; er meint die kleinen, 404er oder 416er oder so.

Normalerweise buchen Leute, die sich Graaff-Reinet mit seinen zahllosen lilafarbenen Jaracanda-Bäumen, der imposanten Kirche und das nahegelegene Valley of Desolation im Camdeboo-Nationalpark ansehen wollen, via Smartphone-Apps. Da weiß man auch nicht wirklich, wer kommt, aber immerhin gibt es eine Ankündigung, und über die App bzw deren Anbieter kann man Problem-Kunden erreichen.
Da kam zum Beispiel mal ein junges Pärchen, dass seine Hunde mit ins Bett nahm und das Zimmer völlig verdreckt hinterließ. Oder der Kerl, der sich als Eskom-Mitarbeiter vorstellte und behauptete, die Firma würde die Kosten übernehmen. Der erhielt spät noch Besuch von einer Frau – Glück für Stephen, Pech für den Mann, dass ihn Stephens Putzhilfe (er-)kannte, wohnte er doch im gleichen Farbigen-Viertel von Graaff-Reinet wie sie.




Und, tja, also des vermeintlichen Eskom-Mitarbeiters Ehefrau war das nicht, und der Kerl arbeitete auch nicht beim staatlichen Stromversorger. Mit diesen Erkenntnissen hat Stephen dann den schrägen Kunden konfrontiert, und da hat der dann schnell in bar bezahlt.
Stephen erzählt von seiner Kinderzeit, als er als eines von acht Kindern barfuß zur Schule gehen musste. Auch im Winter. Er hat andere Umstände gekannt, bevor er zu bescheidenem Wohlstand kam. Aber er wartet immer noch auf die Armee-Pension. Und so hat er die drei Kurierfahrer, dem Phänotyp und der Sprache nach bengalischen Ursprungs, reingelassen.

Klar hat er ihnen verdeutlicht, dass sie leise sein sollten, aber das hat nichts daran geändert, dass sie laut lamentierend bis spät draußen saßen, eine um die andere Zigarette qualmend; und die Kippen, die sie nicht auf die kleine Terrasse fallen ließen, stopften sie in eine Blumenvase im Schlafzimmer. Das stank am morgen wie eine Müllkippe, und sah auch ansonsten so aus.
Dass die Inder so laut waren, hat Stephen nicht mitbekommen, er trägt tagsüber Hörgeräte und nachts natürlich nicht. Aber der Dreck! Nein, die brauchen nie wieder zu kommen… Aber das werden die sowieso nicht.
