Mondlandschaften aus Lava und Eis

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Tiefe Erdspalte am Staudamm.

Viele Offroad-Lkws, so hat André von Eine Welt Reisen gesagt, werden zwar mit allem Ausstattungs- und Ausrüstungs-Schnickschnack ausgestattet – aber in Island fahren sie dann doch häufig nur auf der asphaltierten Ringstraße (oder auf ihren Abzweigen) zusammen mit ganz normalen Wohnmobilen und den großen Reisebussen. Ins Hochland würden sie sich nicht trauen…

Wir besichtigen einen Staudamm, der mit enormen Aufwand errichtet wurde und dessen Stromleitungen nicht weniger aufwändig unterirdisch verlegt und an die Küste geführt wurden. Natur, sonst so heilig, wurde da der Energieproduktion für eine Aluminium-Hütte an der Küste geopfert. Auf der anderen Seite der Staumauer ist eine imposante Felsspalte zu sehen – ursprünglich vom nunmehr gestauten Fluss geschaffen, und möglicherweise durch ein Erdbeben irgendwann weit aufgerissen (siehe vorstehendes Bild).

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Lava-Landschaft im isländischen Hochland.

Dann verlassen wir den Asphalt, lassen Luft aus in den Reifen und biegen auf eine der üblichen Landesstraßen Islands ein – eine der vielen, eher mehr als weniger üblen, Schotterpisten. Erste endlos scheinbare Lavalandschaften ziehen an uns, manchmal im Schritttempo, vorbei – so langsam manvövrieren wir unsere Fahrzeuge über die schlaglochreichen gravel roads des Hochlandes oberhalb des Vatnajökull.

Irland mag als “grüne Insel” apostrophiert werden, Island ist das nur teilweise (wenn, dann auch sehr eindrucksvoll) – in den viele Quadratkilometer großen Flächen des Hochlands herrscht Stunde um Stunde das Grau vor. Nur selten kommt ein Fahrzeug entgegen, und wenn, dann ein Land Rover oder Toyota oder ein Dodge Pick-up mit Kabinenaufbau. Wir sind allein, nicht wirklich fern der Zivilisation – aber das Gefühl kommt dennoch nach Kilometer um Kilometer an Lava-Ödnis dennoch auf.

Lava-Schlieren, Lava-Brocken, feingemahlener Lava-Sand, überraschend garniert mit grün und lila Bewuchs, sowie Felsen und gelegentlichen Flussdurchfahrten. Die sind mal breiter, mal schmaler, mal niedriger, mal tiefer, mal ruhiger, mal reißender. Alle aber kein Problem für unser Trio aus IFA, Iveco und Unimog.

Unsere Reisegruppe zieht sich häufig weit auseinander, wir legen spontane Fotostopps ein, manchmal besteht kein Sichtkontakt mehr, aber eine Funkverbindung. Wir wissen: An der nächsten Weggabelung werden André und Anne von Eine Welt Reisen im Führungsfahrzeug warten.

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Unterwegs an der Tagesordung: Fluss-Durchfahrt.

Unterwegs stoppen wir zwecks einer kleinen Wanderung zu einer Eishöhle, immer wieder überrascht, dass ein Gletscher doch so “schmutzig” (Ascheregen der Vulkanausbrüche) wirkt. Nachdem wir uns die Eishöhle angesehen und unser Führungsteam festgestellt hat, dass eine Wanderung auf die andere Fluss-Seite mittlerweile nicht mehr möglich ist, trinken wir nach alter Geologen-Sitte einen Whisky mit uraltem Gletscher-Eis.

In Island ist vieles “unpredictable”  – das Wetter und die Erdformationen: Das eine wechselt täglich, wenn nicht stündlich, das andere innerhalb weniger Monate oder Jahre.

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Zugang zu einer Eishöhle am Vatnajökull-Gletscher.

Die Landschaft Islands verändert sich schnell – was im Vorjahr noch zugänglich war, kann überspült, abgebrochen, zugeschüttet oder sonstwie verschwunden sein. Oder eine Brücke zerstört.

Auch eine solche Eishöhle zu betreten, kann gefährlich sein – jederzeit kann ein tonnenschweres Stück abbrechen und die unter ihm Stehenden begraben. Eishöhlen, Felsränder, Cliffs, Erdabbrüche – da existiert keine dauerhafte Solidität.

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Eishöhle am Vatnajökull-Gletscher.

Wir fahren bis zu einer Campsite im Kverkfjöll-Gebiet, nahe des Askja-Sees. Dort findet sich eine Art Rezeption, ein wachsamer Ranger des Naturparks, eine einfache Gemeinschafts-Unterkunft mit Küche und einige Stellplätze für kleine und große Geländewagen. Wir stehen neben einem Land Rover Defender 90, dessen Besatzung wir schon auf der Fähre gesehen haben – in diesen Gegenden sind eben die Leute desgleichen Schlags unterwegs, da begegnet man sich immer wieder an neuralgischen Punkten.

Immer, wenn wir die Besatzungen der kleinen Fahrzeuge ihre Dach- oder Bodenzelte aufschlagen sehen, freuen wir uns über unsere auch rustikale, aber beheizte Wohnkabine auf der Pritsche des Unimog. Sehr gemütlich, wenn der isländische kalte Wind pfeift. Das war es, was uns an einem – im Falle des Unimogs kompakten – Offroad-Lkw gereizt hat: Stehenbleiben, Motor abstellen, ab in die Wohnkabine, Heizung an, und in den eigenen festen vier Wänden was kochen. Und den Ausblick aus dem Fenster genießen…

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Ausblick an der Kverkfjöll-Campsite.