Von Felsen & Festungen, Stränden & Steinen

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Park- und Stellplatz Acrocorinth

Leonidio liegt weit zurück, eine ganze Küstenstraße lang, die hoch an die Felsen gepresst aufs blaue Ägäiswasser herabblicken lässt. Dann der Schwenk ins Landesinnere, über Tripoli zum Isthmus von Korinth. Eine Landenge, die Ende des 19. Jahrhunderts durchstochen wurde, so dass Schiffe durch den Kanal von Korinth fahren konnten. Eine Abkürzung von 325 Kilometern war die Folge.

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Korinth, zu hellenistisch-antiken Zeiten eine mächtige Handelsstadt, zieht heutzutage Touristen wegen des Kanals an (den man mittig am besten in der Nähe einer stinkenden Kläranlage besichtigen und schnell wieder verlassen kann; auf eines der angeblich immer noch 30 – kleineren – Schiffe pro Tag kann man lange warten), und wegen seiner antiken Relikte. Dazu gehört Archaia Korinth – die eigentliche Stadt bzw. Altstadt – und Acrocorinth, eine Festung auf einem Felsen hoch über der Stadt.

Von Tripoli kommend ist Acrocorinth linkerhand kaum zu übersehen. Auf einem Felsgipfel ragen hohe Mauern auf, unwillkürlich wendet sich der Blick hinauf. Eine gewundene Straße führt hinauf, passiert Restaurants, Bars, Einkaufs- und Souvenirläden in Archaia Korinth (wir erwerben dort einen 10-Liter-Kanister bestes lokales Olivenöl), und endet unmittelbar unter der Riesen-Burg auf einem kleinen Parkplatz-Plateau.

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Blick von Acrocorinth ins Landesinnere

Ein wunderbarer Stellplatz hoch über der Stadt, mit weitem Blick auf Küste und Meer. Zwei weitere Wohnmobilbesatzungen verbringen die Nacht dort und schauen auf die funkelnden Lichter der 30.000-Einwohner-Stadt und – in der anderen Richtung – das düstere Gemäuer über unseren Köpfen. Stille.

Der Grünimog fungiert einmal mehr als Kommunikator: Jemand spricht uns in sehr gutem Deutsch an, Grieche oder… Pole? Ein Koreaner, der in Athen arbeitet, und anderthalb Stunden hergefahren ist, um seinem Sohn den Sonnenuntergang von Acrocorinth aus zu zeigen, wird diesen nahezu verpassen, weil er uns begeistert Fotos von der Küstenstadt Parga zeigt.

Acrocorinth hatte wechselnde Besitzer, Besatzer und Beherrscher, und so finden sich in dem weitläufigen Areal sowohl Überreste von Kirchen wie Moscheen – die offensichtlich im gleichen Zeitraum nebeneinander existierten. Heutzutage, jetzt im Frühling, faszinieren die Mohnblumen.

In Archaia Korinth beeindrucken die Überreste des Apollo-Tempels, die der Bäder aus griechischer wie römischer Zeit und eine im Reisebus herangekarrte US-Gospel-Gemeinde, deren jugendliche Mitglieder sich nicht zu benehmen wissen.

Ein kleines Mittagsmahl in einem Restaurant mit Veranda hoch über Archaia Korinth lassen wir uns nicht nehmen, dann richtet sich die Schnauze des Grünimog gen Westen, gen Patras, und wir überqueren die Charilaos-Trikoupis-Brücke. Hier beeindruckt vor allem der enorm starke Wind, der über diese zweitlängste Schrägseilbrücke der Welt fegt.

Das Nachtlager errichten wir in Xiliadou, nunmehr auf der nordgriechischen Seite, einem Badeort im Winterschlaf mit einem dieser langen, schmalen Sandstrände, die in den konsultierten Reiseführern das Etikett “Traumstrand” bekommen – warum nur? Einfach ein solider kiesdurchsetzter Sandstrand, mit viel Plastikmüll. Und viel Wind.

Dasselbe einen Tag später, weiter nördlich die Küste hoch: Eine Bucht beim Fischereihafen Astakos – sie könnte schön sein, wenn nicht der herumliegende Müll und drei große angelandete Kunststoffrondelle (die wohl der Muschelzucht dienen) am Strand den Eindruck versauen würden. Und dies ebenso wiederum einen Tag später bei Mitikas, wo wir an einem kilometerlangen Sandstrand den Grünimog abstellen – nachdem wir diesen Strand einmal komplett abgefahren waren, um eine halbwegs müllfreie Stelle zu finden.

Der weitere Weg führt an der Insel Lefkada vorbei, und damit an einer weiteren Brückenkuriosität: einer Klapp-Dreh-Brücke, die sich sozusagen herannahenden Schiffen aus dem Weg dreht. Einen Abstecher zu einem weiteren antiken Komplex, der Stadt Nikopolis lassen wir uns nicht nehmen – dort überrascht ein recht gut erhaltenes Amphitheater, das vornehmlich der Lied- und Klangkunst bei musischen Wettbewerben diente.