In der analogen Selbstverteidigung, so habe ich gelernt, gilt: „satisfyzing instead of optimizing“ – eine Technik muss schnell umsetzbar und „gut genug“ sein. 70%, die ich erreiche, sind besser als 100%, die ich nicht erreiche. Unter diesem Motto stehen also meine nachstehenden Ansätze & Vorschläge zu Digitalcourage & „Digitale Selbstverteidigung“… (und so erklärt sich gleich zu Beginn, warum mein Android-Handy noch immer nicht „de-googlet“ ist und ich Windows 10 statt Linux benutze – diese Umbauten sind was für lange, graue, kalte Novemberwochenenden):
Grundsätzlich gilt: Die Online- und Webservices auf viele verschiedene Anbieter verteilen. Nicht alles aus einer Hand, nicht alles bei/von Google, Apple, Microsoft etc. – auch wenn’s verlockend ist. Sicherheit auf öffentlichen Straßen in der analogen Welt bedeutet ja auch, immer mal andere, ggfls. umständlichere Wege zu gehen. Und, ja, manches davon kostet Geld, wo die Vertreter der Datenkraken mit verlockender Melodie „gratis, gratis“ flöten – ein paar Euro sollte einem seine digitale Sicherheit schon wert sein.
Vorschlagsliste – meine Datenkraken-Alternativen
Erst mal: VPN-Services nutzen! Wenigstens das; wenn man nicht Dissident in Russland oder China ist, muss man nicht alles durch TOR drehen…
Stichwort Android-Handy (ebenso Apple):
– Modell: Fairphone; langlebig, aus Recycling- oder Fairtrade-Rohstoffen, vor allem aber sind alle Bauteile und Modelle mit einem kleinen Schraubendreher eigenhändig & einfach auszutauschen & zu ersetzen.
– Suche: Metager und DuckDuckGo statt Google oder Bing
– E-Mail: Protonmail aus der Schweiz (inkl. ProtonVPN, ProtonCalendar, ProtonDrive) statt Gmail; Outlook nutze ich nur für Newsletter- u.ä. E-Mail-Abos sowie Bestell- und Firmenkontakte.
– Kalender: ProtonCalendar statt von Google/Apple.
– Messenger: Signal und Threema. Whatsapp nutze ich nahezu nur noch für wichtige Kontaktpersonen in Spanien, Südafrika und Israel, die davon partout nicht lassen können.
– Mastodon statt Facebook, Instagram und Twitter.
– Joplin statt OneNote, Evernote und Google Keep.
– Cloud: pCloud.com, internxt.com und ProtonDrive (EU-Anbieter) statt Google Drive, OneDrive, Dropbox etc. Oder: eigenen Nextcloud-Zugang via hosting.de.
– Karten/Navigation: OSMAnd statt Google Maps.
– Wetter: windy.com statt Google oder Apple.
– Übersetzer: deepl.com statt Google Translator- Firefox und Brave statt Google Chrome, Microsoft Edge und Apple Safari.
– Homepage: selbstgehostete WordPress-Blogs.
Stichwort PC/Mac:
– Suche: Metager und DuckDuckGo statt Google oder Bing.
– Browser: Firefox und Brave statt Google Chrome, Microsoft Edge und Apple Safari.
– Office/Texteditor: LibreOffice, OpenOffice, Typora statt Google Docs, Sheets etc und MS Office.
– Notizen: Joplin statt OneNote, Evernote und Google Keep.
– Karten/Navigation: Openstreetmap statt Google Maps.
– Videokonferenz: senfcall.de bzw. BigBlueButton statt Zoom, GoToMeeting, MS Teams, Skype etc.
– Online-Shopping: conrad.de u.a. alle Online-Shops direkt statt via Amazon.
Noch mal: „Nobody is perfect„! Und: „Satisfyzing instead of optimizing„! Natürlich nutze ich alle Datenkraken-Dienste, wenn ich nicht drumherum komme. Aber ich betreibe eine Art kontinuierlichen Verbesserungsprozess auf dem Weg, von den 70% zu den 100% zu kommen. Und ich bin überzeugt, dass es mehr bringt, wenn viele Menschen die 70% erreichen als wenn wenige die 100% (oder gar 150%). In diesem Sinne: Kümmert euch nicht nur um Selbstbestimmung, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt. Insofern: stay safe