bookmark_borderBlumenbukett

Das Blumenbukett an der Wand des »Peninsula« hat die Größe eines Familien-Badetuches. Wer auf der Straße als Gastgeschenk einen Strauß Blumen kaufen will: 50 Hongkong-Dollar reichen nicht aus, um nur eine zu erstehen. Aber in den Frühstückssälen des teuersten Hotels am Platze läßt man sich bei der Dekoration nicht lumpen, nicht in Hongkong, nicht wenn eine deutsche Großbank eine Pressekonferenz für eine Schar serviler Stichwortgeber der internationalen Wirtschaftspresse hofhält. Ab und zu zupft ein livrierter Lakai einheimischen Geblüts am Bukett.

Lee Man-ko hat es auf seine Weise hoch hinauf geschafft. Eines Tages schlichen sich ein paar raue Burschen in abgetragenen Klamotten die stinkenden neun Stockwerke eines heruntergekommenen Wohnhauses in der Pitt Street hoch und begannen auf dem Dach aus Sperrholzplatten vier Hütten zusammenzubauen. Als die Buden fertig war, verschwanden sie ohne irgendjemand im Haus Bescheid zu sagen, und wissen wollte es auch niemand. Schnell bezogen wurde der Verschlag jedenfalls. Den Besitzer – chinesische Triaden vielleicht? – kennt Lee nicht, und dem »Agenten« steckt er nur Monat für Monat 5000 Hongkong-Dollar zu, Strom und Wasser gehen extra.

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bookmark_border»Weniger essen, billiger einkaufen«, lautet die Devise

Auf Hochhausdächern leben zahllose Hongkonger

Lee Man-ko ist einer von denen, die es geschafft haben – auf das Dach eines neunstöckigen Wohnhauses im Bezirk Yaumatei. Der 52jährige lächelt schüchtern, ein kleiner Mann mit faltigem Gesicht, schiefen Zähnen und nicht zu bändigendem Haarschopf. Vor 25 Jahren hat ihn der schiere Hunger aus dem chinesischen Weizhao getrieben. Alleine vier Tage marschierte er durch die Berge Guangdongs, drei Stunden lang schwamm er durchs haiverseuchte Meer, bis seine Hände Hongkonger Land berührten.

Damit war er aufgenommen ins Wunderland, denn die bis 1980 geltende »touchbase«-Politik nach bestem britischen Sportsgeist garantierte jedem, der durchkam, den Aufenthalt. Jahr für Jahr kletterten so die Einwandererzahlen. 200.000 kamen schließlich 1979 ins Land, und damit hatten die Briten vom Fairplay die Nase voll. Seither nimmt Hongkong pro Tag 150 Festlandschinesen, die bei den chinesischen Behörden einen entsprechenden Antrag gestellt und mit einem Bestechungsgeld vorangetrieben haben, auf.

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