Das Blumenbukett an der Wand des »Peninsula« hat die Größe eines Familien-Badetuches. Wer auf der Straße als Gastgeschenk einen Strauß Blumen kaufen will: 50 Hongkong-Dollar reichen nicht aus, um nur eine zu erstehen. Aber in den Frühstückssälen des teuersten Hotels am Platze läßt man sich bei der Dekoration nicht lumpen, nicht in Hongkong, nicht wenn eine deutsche Großbank eine Pressekonferenz für eine Schar serviler Stichwortgeber der internationalen Wirtschaftspresse hofhält. Ab und zu zupft ein livrierter Lakai einheimischen Geblüts am Bukett.
Lee Man-ko hat es auf seine Weise hoch hinauf geschafft. Eines Tages schlichen sich ein paar raue Burschen in abgetragenen Klamotten die stinkenden neun Stockwerke eines heruntergekommenen Wohnhauses in der Pitt Street hoch und begannen auf dem Dach aus Sperrholzplatten vier Hütten zusammenzubauen. Als die Buden fertig war, verschwanden sie ohne irgendjemand im Haus Bescheid zu sagen, und wissen wollte es auch niemand. Schnell bezogen wurde der Verschlag jedenfalls. Den Besitzer – chinesische Triaden vielleicht? – kennt Lee nicht, und dem »Agenten« steckt er nur Monat für Monat 5000 Hongkong-Dollar zu, Strom und Wasser gehen extra.
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