bookmark_borderDigitale Selbstverteidigung II

„Digitale Selbstverteidigung“, Teil III – vom Sirenengesang des Smartphones:

„Ich habe ja nichts zu verbergen…“ – das hört man häufig, wenn es um die scheinbar kosten-lose Nutzung von Google-, Microsoft-, Amazon-, Apple- etc. Diensten in der digitalen Welt geht. Aus Sicherheits-Sicht der analogen Welt eine gerade zu peinliche Einfalt. Lasst ihr auch die Haustür unverschlossen, gar sperrangelweit auf? Das Auto ebenso? Und die Tür zum Klo, egal ob zu Hause oder am Bahnhof, bleibt auch auf?

„Ich habe ja nichts zu verbergen…“ missachtet den Zusammenhang zwischen Freiheit und Macht & Manipulierbarkeit. Jemand, der alles über uns weiß, kann uns leicht erpressen. „Ich habe ja nichts zu verbergen…“ ist auch unlogisch, weil es impliziert, man habe etwas Falsches getan, wenn man etwas zu verbergen habe. Ach ja, die PIN der Bank- oder Kreditkarte – die wird nicht verborgen, die darf auch jeder sehen? Meine Vermögensverhältnisse und andere Besitztümer – die darf auch jeder detailliert wissen?

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bookmark_borderDigitale Selbstverteidigung I

Ich war dabei: Anfang der 90er Jahre wuchs das Internet aus dem zuvor militärischen, dann wissenschaftlichen Kontext heraus und wurde populär. Das World Wide Web als grafische Benutzeranwendung des Internet war nur einer von mehreren Internet-Diensten, andere waren die Diskussionsforen des Usenet oder E-Mail. Marc Andreesen baute einen Browser namens Mosaic, mit dem man in den überwiegend HTML-basierten Web-Seiten blätterte; gefolgt vom Netscape Navigator, der lange Zeit dominant blieb.

Blogs gab es noch nicht, in den frühen Phase des populären Internets aber Online Diaries. Zu deren Pflege musste man HTML und FTP beherrschen – keine Raketenwissenschaft, aber für den durchschnittlichen Redakteur einer deutschen Tageszeitung schon zuviel des „Programmierens“ (ich fand es übertrieben, HTML-Code zu schreiben als programmieren zu bezeichnen).

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bookmark_borderKrav Maga in Israel: „So you may walk in peace“

Eyal Yanilov und Björn Karlsson beim Training nahe der Bergfestung Masada.

Die israelische Selbstverteidigung Krav Maga wurde fürs Militär entwickelt – und bleibt auch in ihrer zivilen Variante eng mit der Armee verknüpft

„Push-Ups!“ Also runter, auf den blauen Weichboden, Rumpf gestreckt, Arme angewinkelt: „Achat, schatjim, schalosch…“ Eins, zwei, drei Liegestütze … mittendrin ein Schatten von links, der zum Tritt ausholt: Deckung hoch, gerade rechtzeitig noch, ein Schlag knallt gegen den Arm. Jetzt aufspringen, Deckung weiter hoch, mit der Rechten eine Gerade zum Hals des Gegners, gleichzeitig ein Tritt zwischen seine Beine: Vorwärtsdruck entwickeln! Noch ein Kick vor die Brust. Eine Kombination von Gerade und Haken – abgestoppt – zum Kopf. Kniestoß mit aller Kraft gegen das rote Schutzpolster vorm Unterleib des Angreifers: Lars, ein kräftiger, untersetzter Schwede, knallt mit dem Rücken gegen die Wand. „Good!“ schreit der israelische Nahkampf-Instruktor, und: „Again!“

Schweiß rinnt die Stirn herab, die Lunge saugt Luft. Die Kontrahenten trennen sich, das Ganze von vorne. Lars im schwarzen Krav Maga-T-Shirt fängt an Liegestütze zu pumpen, sein Partner ist angewiesen, ihn währenddessen unvermittelt zu attackieren. Von vorne, von der Seite, von hinten. Mit Schlägen oder Tritten. „Think Krav Maga!“ hat Gabi, der Instruktor, immer wieder gesagt, und das soll heißen: Sei immer bereit, in jeder Moment, in jeder Situation. Erwarte das Unerwartete. Tue das Unerwartete. Zögere nicht, sei aggressiv, wenn Du angegriffen wirst. Verlasse dich auf niemanden. Kämpfe bis zum Schluss.

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bookmark_borderBlumenbukett

Das Blumenbukett an der Wand des »Peninsula« hat die Größe eines Familien-Badetuches. Wer auf der Straße als Gastgeschenk einen Strauß Blumen kaufen will: 50 Hongkong-Dollar reichen nicht aus, um nur eine zu erstehen. Aber in den Frühstückssälen des teuersten Hotels am Platze läßt man sich bei der Dekoration nicht lumpen, nicht in Hongkong, nicht wenn eine deutsche Großbank eine Pressekonferenz für eine Schar serviler Stichwortgeber der internationalen Wirtschaftspresse hofhält. Ab und zu zupft ein livrierter Lakai einheimischen Geblüts am Bukett.

Lee Man-ko hat es auf seine Weise hoch hinauf geschafft. Eines Tages schlichen sich ein paar raue Burschen in abgetragenen Klamotten die stinkenden neun Stockwerke eines heruntergekommenen Wohnhauses in der Pitt Street hoch und begannen auf dem Dach aus Sperrholzplatten vier Hütten zusammenzubauen. Als die Buden fertig war, verschwanden sie ohne irgendjemand im Haus Bescheid zu sagen, und wissen wollte es auch niemand. Schnell bezogen wurde der Verschlag jedenfalls. Den Besitzer – chinesische Triaden vielleicht? – kennt Lee nicht, und dem »Agenten« steckt er nur Monat für Monat 5000 Hongkong-Dollar zu, Strom und Wasser gehen extra.

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bookmark_borderLockstoff Hongkong: Der süße Duft des bescheidenen Wohlstands

Nach der Übergabe an China hat die ehemalige britische Kolonie ihre Anziehungskraft auf Zuwanderer nicht verloren

Der Mann im gefleckten Kampfanzug, schwarzes Barett auf dem Kopf, großkalibriger Revolver an der Hüfte, blickt von einem Wachtturm den stacheldrahtbewehrten Zaun entlang. Er läßt den Blick durch den Fernstecher in Richtung der zum Greifen nahe Hochhaustürme von Shenzhen wandern, hinter sich die grünen Hügelketten der New Territories: »Das ist halt die Spielregel: Die Illegalen versuchen über die Grenze zu kommen, wir schnappen sie und schicken sie zurück. In ein paar Tagen versuchen sie es erneut.« Kein Frust. »Das ist mein Job«, sagt John Holmes.

Er lehnt den Ellbogen aufs Fenstersims und winkelt das rechte Bein an. Der 41jährige Chief Inspector der Hongkonger Polizei jagt seit 15 Jahren »II’s« – »Illegal Immigrants«. Der Grenzposten Mankamto, einer von drei Übergängen zum chinesischen Festland, liegt bei Lowu im äußersten Norden der ehemaligen britischen Kolonie, stößt direkt an die Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Die Illegalen basteln sich Kletterhaken und Wurfanker, rücken dem Zaun mit Kneifzangen und Metallsägen zu Leibe.

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