Leben auf Rädern

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Für unsere Stell- und Übernachtungsplätze in Portugal sind im Wesentlichen zwei Quellen verantwortlich. André von amumot.de und Steffi von keine-eile.de bzw. algarve-pur.de. Beide leben dauerhaft in ihren (größeren) Wohnmobilen und verdienen ihren Lebensunterhalt trotz und gerade beim Unterwegssein; u.a. mit dem Unterwegssein bzw. den Gerätschaften, die man beim wohnmobilen Leben braucht.

André und Steffi touren mit ihren Lebensgefährten und Fahrzeugen ganz überwiegend auf Asphalt; und von dieser Art moderner Nomaden gibt es mehr als man glaubt. Sie bewegen sich häufig in älteren, sehr individuell gestalteten Fahrzeugen im Sommer in mitteleuropäischen und im Winter in südeuropäischen Gefilden; der ein oder andere wagt auch mal den Sprung nach Marokko. Manche betreiben Kletter- und Kayaksport und verdienen sich Geld mit entsprechenden Routen-Ratgebern.

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Allerdings zählen sie nicht zu den Fernreisemobilisten, mit denen wir bislang zu tun hatten, und zu denen wir uns mit dem Unimog auch eher zählen. Offroader und Overlander sind überwiegend zeitlich begrenzt unterwegs, auch wenn der “long way down” (durch Afrika bis nach Kapstadt) oder der “long way round” (von Europa in die Mongolei oder nach China) oder die Panamericana Monate und Jahre dauern können. Asphalt-Wohnmobile sieht man auf der “Abenteuer & Allrad”-Messe oder Willy’s Fernreisemobiltreffen und ähnlichen Veranstaltungen eher weniger.

Und so sind Fernreisemobile überwiegend Mobile, mit denen man reist, und Wohnmobile solche, in denen man überwiegend wohnt. Letztere sind häufig mit allerlei Zierrat und Topfpflanzen gemütlich gestaltet, während bei ersteren das Durch- und Weiterkommen und der damit einhergehende Pragmatismus vorherrscht. Wohn-Mobil-Leben praktizieren außerdem Surfer, Naturfreaks und Hippies u.ä.  (und eine völlig andere Klientel sind die Urlauber in Plastik-Wohnmobilen, deren primäre Sorge die Ausrichtung der Satellitenschüssel ist).

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Für uns spielt das Outdoor- und Natur(er)leben nach unserer Erfahrung mit den Wurzeltrapp-Wochenenden ein große Rolle, ebenso wie wandern, laufen, klettern, schwimmen, kayaken, vielleicht auch irgendwann mal reiten. Offroadfahren ist eher Mittel zum Zweck als Selbstzweck. Aber von den Leben-im-Wohnmobil-Leuten kann man sehr viel lernen; letztlich gibt es große Schnittmengen.

In den vergangenen drei Wochen habe ich in Portugal allemal zwei Fernreisemobile gesehen. Wir sind in Alentejo und Algarve so ziemlich die einzigen gewesen, die auf Stollenreifen und mit ein Meter Bodenfreiheit unterwegs sind. Aber uns ist, wie erwähnt, sehr viel Begeisterung entgegen geschlagen, und die hat u.a. dafür gesorgt, dass wir heute an einem kleinen, recht unbekannten Strand stehen – denn dieser Tipp kam von einem örtlichen Offroad-Freak (und Mercedes G-Fahrer), den wir am Sonntag in den Dünen östlich von Armacao de Pera kennengelernt haben.

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Montags haben wir einen Strand-Spaziergang unternommen und sind durch Armacao de Pera flaniert; heute sind wir die gleiche Strecke am Meeressaum gejoggt, nachdem wir zuvor lange Kaffee trinkend in der Sonne vor dem Auto saßen. Zuvor waren wir zum Sonnenaufgang aus den Federn gekrochen und hatten uns an der nahegelegenen Lagune mit ihrer großen Vielfalt an Zug- und anderen Vögel einer Morgen-Meditation und Naturbetrachtung gewidmet.

Viele gute Standplätze haben sich in den vergangenen Tagen und Wochen aneinandergereiht, aber heute haben wir einen Top-Treffer gezogen: Eine kleine Bucht, eingerahmt von bizarren Felsen, feiner Sand-Strand; und wir sind nahezu alleine mit dem Wind, der den Unimog sanft schaukeln lässt.