Feldenkrais & Meditation – und Diesel

Unimog auf Reisen

Dass die dem Buddhismus entstammende Achtsamkeitsmeditation das Leben enorm erleichtern & bereichern kann, ist mittlerweile hinlänglich bekannt und von der westlichen Wissenschaft in zahllosen Untersuchungen belegt. Als Beispiel mag Dr. Tommy Wood von Nourish Balance Thrive gelten, der einen Vortrag auf dem Icelandic Health Symposium in Reykjavik 2016 zur Krankheitsprävention und -behandlung gehalten hat:

Fern der fernöstlichen Philosophie hat in Israel ein Mann namens Moshe Feldenkrais, renommierter Wissenschaftler wie anerkannter Judo-Lehrer, der auch die israelischen Nahkampfmethoden Kapap und Krav Maga in ihren Anfängen beeinflusste, eine Bewegungs- und Bewusstheitslehre entwickelt. Kein Yoga der anderen Art, sondern ein ganz eigener authentischer Ansatz.

In unserer Ausbildung als Krav Maga-Instructors in Israel lernten wir ein paar Feldenkrais-Bewegungen kennen. Sie machten Appetit auf mehr, und so nutzten Beate und ich die Gelegenheit, als auf dem Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg – einem christlich wie (zen-)buddhistisch geprägten Zentrum für Meditation und Achtsamkeit – ein mehrtägiges Seminar zu „Feldenkrais und Meditation“ angeboten wurde. Durch meine zusätzliche Ausbildung als MBSR-Lehrer war ich mit typischen (Hatha-)Yoga-Sequenzen relativ gut vertraut – und auf Feldenkrais schon seit jeher neugierig gewesen.

Wir fuhren hin. Natürlich mit unserem mobilen Heim auf vier Rädern – dieses ziehen wir jeder Seminar-Unterkunft vor. Bei einem Verbrauch von etwa 22 Litern Dieseln pro 100 Kilometer ist das nicht unbedingt günstiger als ein festes Quartier auf dem Benediktushof zu beziehen, zumal man Verpflegung und Stellplatz trotzdem bezahlen muss. Aber home_sweet_home gilt eben für den Grünimog. Und bei 80 Kilometern Entfernung von unserem stationären Heim und „Base Camp“ im Rhein-Main-Gebiet schlägt der Spritverbrauch auch nicht so zu Buche; bei maximal 75 km/h bewältigt sich die Strecke in rund einer Stunde voller 6-Zylinder-Motorenlärm im ungedämmten Fahrerhaus.

Leib & Seele freuen sich dann schon auf ein Seminar, das überwiegend im Schweigen und in Stille abgehalten wird. Von morgens bis abends wechseln sich Sitz- und Gehmeditation und Feldenkrais-Übungen ab, nur der Referent demonstriert beschreibend, erläuternd, korrigierend. Natürlich wird auch entlang der üblichen Ernährungsvorstellungen – morgens, mittags, abends – gegessen. Benediktushof-typisch ist, dass man erst isst, wenn alle am Tisch sitzen und warten bzw. sich etwas auf den Teller gelegt haben.

Revier-Markierung

Für Menschen mit Krav Maga- oder Yoga-Vorbildung kommen die Feldenkrais-Übungen erfrischend unspektakulär daher; manchmal fragt man sich, ob das wirklich alles sein soll. Und dennoch oder gerade gehen sie in die Tiefe. Man bekommt Lust auf mehr – aber die Ausbildung zum Feldenkrais-Lehrer ist langwierig, aufwands- und kostenintensiv; und so findet man nicht an jeder Ecke einen. Folglich haben wir nach fünf Tagen am Benediktushof über die Erfahrung gefreut – für mich freilich lohnt es sich mehr, meine bereits etablierten Aktivitäten in puncto achtsamen Meditierens und Yoga auszubauen als etwas Neues anzufangen.

Als wir abfahren wollen, hat uns schon gewundert, dass unter dem Fahrerhaus eine flache Lache flüssig glänzt. Aber aus all unseren alten Autos tropft immer irgendetwas – und beispielsweise für (ältere?) Land Rover gilt schlechthin: Wenn er nicht mehr tropft, ist er leer. Spötter sagen auch: Der markiert sein Terrain. Ähnliches kann man von einem 39 Jahre alten Ex-Militär-Lkw sagen; ein bisschen Motor- oder Getriebeöl schwitzt der immer aus – das gehört zur artgerechten Haltung.

Kilometerlange Diesel-Spur?

60 Kilometer weiter auf der Autobahn mittlerweile in Hessen, lässt sich der Dieselgestank im Fahrhaus nicht mehr überriechen – auch nicht mitten im Stau mit zahllosen Lkw’s rundherum. Als dann sogar der Fahrer eines Trucks mit rumänischen Kennzeichen wild zu gestikulieren beginnt, fahren wir, gerade eben auf der Überholspur, quer rüber an den Seitenstreifen. Dort begrüßt uns ein überaus gut gelaunter Mitarbeiter der Straßenbehörde, der sogleich mit dem Abstreuen unserer Dieselspur beginnt und avisiert, dass er das melden muss und wir möglicherweise für die Reinigung der gesamten Autobahn seit der Auffahrt bei Würzburg aufkommen müssen…

Wir sollten das am besten schon mal unserer Versicherung durchgeben.

Mir gelingt es schließlich, das Leck zu finden – tatsächlich war von außen nicht sichtbar die Dieselleitung am Stutzen der Einspritzpumpe gerissen. Währenddessen reißt der freundliche Mitarbeiter der hessischen Straßenbehörde jede Menge in meinen Ohren überhaupt nicht komischer Witze über alte Gelände-Lkws, Dieselverluste und hochwertigen Autobahn-Asphalt. Immerhin können wir die eingerissene Verbindung reparieren und demonstrieren, dass der Unimog nunmehr nicht mehr inkontinent ist und fahren ihn die verbleibenden 20 Kilometer in die heimische Halle.

Zweifel am Unimog

Offensichtlich sogar ein sehr solides Flickwerk – aber sicherheitshalber lasse ich die Dieselleitungen in der Werkstatt unseres Vertrauens erneuern. Da wir auf eine Kostenrechnung in Höhe von tausenden Euros warten und bange hoffen, dass die Kfz-Versicherung diese übernimmt, sind wir mehr als überrascht und erleichtert, als uns Monate später (!) ein Zahlungsbefehl von rund 43 Euro ins Haus flattert. Müssen wir etwa nur für das Bindemittel aufkommen? Lieber nicht fragen, schnell zahlen!

Aber abgesehen davon, dass uns Mechanikerstunden und Material für die neue Dieselzufuhr eine hübsches Sümmchen kosten, steht uns ins Bewusstsein geschrieben, dass uns diese Panne hätte beinahe ruinieren können. Zweifel an Geeignetheit & Zuverlässigkeit unseres Oldtimers für Fernreisen entstehen und lassen sich nicht mehr beiseiteschieben.