Coyote Mentoring: Ein Kreis schließt sich

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Mit dem Gelände-Reisemobil unterwegs zu sein, bedeutet, nah dran sein zu wollen. Intensiv zu (er-)leben. Kontakt zur Umgebung zu haben. Sich nicht abzuschließen. Mit einem Reisemobil verschanzt man sich in der Regel nicht auf einem Campingplatz, sondern sucht freie Stellplätze. Sucht Natur. Sucht Nähe.

Und man lebt in einem Reisemobil auch quasi öffentlich. Jede/r kann nahe herantreten, man macht die Tür auf und ist in der Öffentlichkeit. Da man sich nicht ständig in der beengten Wohnkabine aufhalten kann, lebt man im “Vorgarten” – der Garten ist die Natur bzw. die Umgebung mit all den Menschen, Tieren, Pflanzen.

Coyote Mentoring-Ausbildung beim Wurzeltrapp

Im vergangenen Jahr hatte ich drei Veranstaltungen der Wurzeltrapp Wildnisschule besucht, weil mich der Ansatz des “Coyote Teachings” bzw. “Coyote Mentoring” gereizt hatte: Die Natur nach indianisch-nativer Art wahrzunehmen und Natur jenseits vom westlich-wissenschaftlichen Blick zu verstehen und zu erleben, eröffnet so viel mehr an Naturverbundenheit.

Das Coyote Mentoring, die grundlegende Lehrmethode der Wildnispädagogik, wurde verschiedenen Naturvölkern und indigenen Kulturen abgeschaut. Es umfasst natürlich Bushcraft & Survival Skills bzw. diverse Outdoor-Techniken, aber darüberhinaus auch Wahrnehmungs- und Einfühlungsschulungen und ein Verständnis für Wechselwirkungen in der Natur, die über lexikalisches Wissen zu einzelnen Tieren und Pflanzen weit hinausgeht.

Nachdem ich im Mai 2016 die “Kernroutinen” des Coyote Mentorings an einem Wochenende kennengelernt hatte, hatten wir mit den Instructors unserer Krav Maga-Schule ein September-Wochenende zu Laubhüttenbau, Vogelsprache und Fährtenlesen im Outdoor-Zentrum Lahntal verbracht. Darüberhinaus hatte ich im Oktober den Greifvogeltag des Offenbacher Vereins “Erdwissen” besucht.

Beate und ich waren so angetan von dem, was wir erlernten und erlebten, dass wir beschlossen, in die vollständige Ausbildung zum Wildnispädagogen beim Wurzeltrapp einzusteigen. Um wieviel mehr müsse man das Reisen mit einem Offroad-Reisemobil genießen, wenn man über eine Schulung zum Coyote Teacher verfüge, war die Überlegung.

Survivalkurs im Hunsrück

Am zurückliegenden Wochenende schloss sich mit dem ersten von sechs Modulen der Wildnispädagogik auch ein Kreis für mich (und eröffnet sich ein neuer?): Mit Anfang 20, also Anfang der 80er Jahre, wohnte ich im Kinzigtal am Rande des Vogelsberges – täglich war ich mit meiner Schäferhündin im Wald unterwegs, ohne etwas von Fauna und Flora zu verstehen.

Und ich bemühte mich darob auch kaum; allenfalls zeigte sich der Wunsch, näher an Wald und Flur heranzurücken in einem Survivalkurs im verschneiten Hunsrück beim Survival-Spezialisten Volker Lapp (den man mit seinen Produkten und Angeboten etwa bei der Abenteuer & Allrad-Messe erleben kann).

Ein  “wildes” Jahr steht bevor

Als wir jetzt am Wochenende unser “wildes” Ausbildungsjahr am Hoherodskopf starteten, war ich überrascht, dass trotz vielen anwesenden pädagogischen Fachpersonals (meist aus der Kinder-Betreuung) nicht wenige Teilnehmer erklärten, die Wildnispädagogik eher für sich selbst zu betreiben (also wie Beate und ich) und kaum berufsorientierte Verwertungsabsichten äußerten.

(Wobei ich mir schon vorstellen kann, Wochen- oder Wochenendcamps für alle Altersgruppen als eine Mischung aus Selbstverteidigung, physischem und mentalem Training, Meditation, Achtsamkeit und Naturverbundenheit zu organisieren).

Was im Wald passiert, verraten Vögel und Fährten

Am Wochenende haben wir uns als Einstieg mit den Kernroutinen (wie etwa dem Sitzplatz) als Grundlage fürs Coyote Mentoring beschäftigt, eine Laubhütte gebaut (ging für mich beim zweiten Mal schon wesentlich besser) und uns Vogelsprache und Fährtenlesen gewidmet. Und natürlich eine Menge grundlegender Theorie abgearbeitet.

Wir sind sicher, dass sich unser Blick weitet. Und dass sich die im hessischen Mittelgebirge gewonnenen Erkenntnisse und gemachten Erfahrungen auf andere Weltgegenden übertragen lassen (Vögel etwa benehmen sich rund um den Globus grundsätzlich gleich). Abgesehen davon geht es ja beim Coyote Mentoring auch um Prinzipien der Naturwahrnehmung und des Naturverständnisses.