Anlegen in Tanger, ab nach Chefchaouen

 

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Detail eines Restaurants in Chefchaouen.

Wir kommen abends in Chefchaouen, der “blauen Stadt” an. Viele Häuser sind blau gestrichen, daher der Name.

Kaum angekommen, brechen wir schon zum Abendessen auf, gegen 19 Uhr wird es dunkel. Das Essen entspricht dem, was Vegetarier wie wir in den nächsten beiden zweieinhalb Wochen ständig zu uns nehmen werden, wenn wir nicht selbst kochen: Couscous mit Gemüse oder Tajine mit Gemüse, letzteres meist ziemlich weich gekocht. Marokko ist nicht unbedingt ein Land für Leute, die Pflanzenkost pur bevorzugen.

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Treppenaufgang eines Restaurants in Chefchaouen.

Die Fähre hatte überraschend schnell den letzten Teil nach Marokko zurückgelegt, gegen 11 Uhr war Land in Sicht. Selten so glatt eingereist: Auch die Formalitäten bei Zoll und Grenzpolizei im Hafengebiet Tanger Med absolvierten wir überraschend zügig und ohne Gezeter.

Anschließend fuhren wir zum Geldtausch zu den nahegelegenen Wechselstuben vis-a-vis des hohen modernen Metallzaunes, der dafür sorgt, dass Flüchtlinge aus Afrika, die es bis in Sichtweite von Europa – Spanien liegt zum Greifen nah –  geschafft haben, sich nicht an und unter europäische Fahrzeuge auf dem (Rück-)Weg klemmen.

Zweimal Unimog = Pkw, einmal Unimog = Lkw

Auch eine Kfz-Versicherung für einen Monat galt es zu erwerben – die der Mann in seinem Kabuff mir erst für 270 Euro andrehen wollte, anstatt 93 Euro. Grund: Mein Unimog sei – im Gegensatz zu den beiden anderen der Gruppe, die in den günstigeren Tarif eingestuft wurden  – ein Lkw, weil nur für drei Personen zugelassen. Die anderen beiden Unimogs – nahezu baugleich – galten ihm als Pkw, weil sie für vier bzw. fünf Personen zugelassen sind.

Wir haben uns die drei nebeneinander stehenden Fahrzeuge dann angesehen und der Versicherungs-Mann hatte ein Einsehen – was für die beiden weißen “Pkw”-Unimogs galt, ließ er für den “Lkw”-Unimog dann doch zu… Und von da an ging’s sofort nach Tetouan, zum Einkaufen und Tanken, der Liter Diesel zu 80 Eurocent.

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Vorbesprechung an Bord: erster von rechts – Reiseleiter André Schwartz.

 

An Bord der Fähre hatten wir zuvor ein erste Tour- und Fahrbesprechung absolviert. Wir sind mit sieben Fahrzeugen unterwegs, außer dem IFA L60 der Reiseleitung drei Unimogs verschiedener Baujahre, ein Iveco, ein auf Allrad-Wohnkabine umgebauter Mercedes Sprinter und ein Steyr, deren Besitzer allesamt als Grund der Teilnahme angeben, mehr Fahrpraxis und –training in schwierigen Geländesituationen gewinnen zu wollen und/oder das neue bzw. neu erworbene oder umgebaute Fahrzeug unter Realbedingungen testen zu wollen. Offroad- bzw. Reise-Erfahrung haben einige.

Die Reiseleitung von eineweltreisen.org besteht aus Anne als Organisatorin und Navigatorin, Holger als Lehrer für Geländefahren und Navigation, Jamil als Dolmetscher und Kulturmittler und schließlich und vor allem André, Diplom-Geograf mit umfassenden Kenntnissen der politischen und geografischen Ökonomie vieler Länder und zigjjähriger praktischer Erfahrung im Bereisen und Erforschen ebenso viele Länder. Und ebenso ein Homo technicus.

Fernreiseseminar unter reellen Bedingungen

André erklärte uns den Charakter des – auf dem Markt der Fahrtrainings ziemlich einmaligen – Fernreiseseminars von eineweltreisen.org: Keine abstrakten Übungen in der heimischen Kiesgrube, sondern eine Art Live-Training unter reellen Bedingungen. Dass auf einer solchen Fahrt die Schwierigkeiten von selbst kommen und nicht inszeniert werden müssen, wissen wir von der gleichartigen Tour im vergangenen Jahr, bei der wir uns mit einer Vielzahl von tatsächlich auftretenden Pannen und Problemen – inklusive eines Bremsversagens bei einer Bergabfahrt – herumschlagen mussten.

Abgesehen vom Fahrtraining mit einem Gelände-Lkw geht es bei dem Fernreiseseminar um vieles mehr als nur mit dem Fahrzeug umgehen zu können: Um den Umgang mit anderen Kulturen und Klimazonen, Umgebungen und Geografien, Sozial- und Rechtsnormen, um Offroad-Navigation und Outdoor-Erste Hilfe, Funk- und Fahrzeugtechnik, Wetterkunde und Survival-Kenntnisse und anderes mehr.

Uns erwartet also ein volles Programm. Um morgen, nach Aufbruch von Chefchaouen, müssen wir erst mal Strecke machen. Mal sehen, im vergangenen Jahr gab es auf diesem Weg bereits die erste große Panne.