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Canyoning in Jordanien II: Wadi Mujib

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Ellen (rts) von Desert Eco Tours erklärt Beate (lks) die Geologie des Wadi Mujib


War das Wadi Bubeita eher ein abseits der Routen gelegener Geheimtipp, so liegt das Wadi Mujib im gleichnamigen Naturreservat, verfügt über eine lieblos betonierte Eingangshalle und einen großen Bus-Parkplatz. Ali, unser Guide, hat unsere Ankunft so geplant, dass wir vor den verbliebenen Touristen-Bussen aus Amman vor Ort sind.

Das funktioniert, und wäre nicht nötig gewesen – wir verbringen die erste Tageshälfte in der Mujib-Schlucht und es werden uns nur zwei Männer auf dem Rückweg begegnen. Als wir die vorschriftsmäßig getragenen Schwimmwesten am Eingang zurückgeben, ist kein Bus und auch kein anderes Fahrzeug weit und breit zu sehen. Dabei sind die syrischen und die irakischen Grenzgebiete, vor deren Besuch das Auswärtige Amt warnt, doch weit entfernt.

Wahrheit der Wüste: Wer teilt, der überlebt

Jordanien hat nur Sand und Wüste, Petra und Kaaba (vielleicht Amman) zu bieten – keine Bodenschätze, und offensichtlich keine Touristen mehr, die sich hintrauen. Dabei könnte die Unterkunft in kleinen Hotels, die nicht internationalen Ketten angehören, das Einkaufen in kleinen Läden und auf dem Markt so etwas wie persönliche Entwicklungshilfe sein. In Jordanien ist offensichtlich selten, was etwa in Marokko in jeder noch so abgelegenen Ecke Standard ist – aufdringliches Betteln und Touristen-Nepp.

(Diese Bemerkung kann nicht ausbleiben: Vielleicht mal die Diskussion um Flüchtlinge in Deutschland angesichts dessen Einwohnerzahl und Bruttosozialprodukt vor dem Hintergrund der Kennziffern und Zahlen von Jordanien (etwa Wikipedia oder UN-Flüchtlingshilfe) wahrnehmen… Auf Reisen erfährt man häufig: Die Reichen klammern sich an ihren Besitz, die Armen teilen mit den noch Ärmeren. Vermutlich haben die Reichen die Wahrheit der Kargheit vergessen: In der Wüste überlebt nur, wer teilt.

Klettern und Krabbeln gegen den Strom

Im Mujib lungern ein paar jugendliche lokale Canyon-Guides rum, wir schlüpfen in rote Schwimmwesten (ja, die sind auch für ehemalige Langdistanz-Triathleten Vorschrift), einer von den blaubehemdeten Jungs stapft vorneweg und bald wird das Wasser brausend und tosend.

Am Vortage sind wir den Canyon im Wadi Bubeita mit dem Bachverlauf gewandert, diesmal geht es gegen den Strom. Es gibt viel mehr Kletterpassagen über glitschige Felsen, die teilweise nur mit Hilfe von Seilen bewältigt werden können. Dafür gab es im Bubeita mehr Anteile im tiefen oder gar Unter-Wasser…

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Manchmal ist eine gehörige Anstrengung nötig, sich mit tropfnassen Klamotten und dem wassergetränkten Rucksack samt dessen Inhalt hochzuziehen. Kraft und Balance ist notwendig, uns macht das natürlich Spaß. Ich frage mich allerdings schon, wie die Guides etwas weniger drahtige (Bus-)Touristen dadurch schaffen…

Die Tour endet an einem brüllenden Wasserfall; wir kämpfen uns zu einem Becken vor – das Wasser ist wiederum brühwarm – und bleiben in dem Dauer-Schauer sitzen und spielen wie die Kinder. Ali gibt uns viel Zeit; was für Jordanien Pech ist, ist für uns Glück – wir sind ja alleine im Canyon.  No need to hurry.

Erwachsene wie Kinder im Erlebnisbad

Mit dem Strom ist dann der Abstieg zurück fast ein bisschen abenteuerlicher, aber manche Passage – vor allem das Rutschen auf dem Popo einige Rampen herunter – ist so grandios, dass wir Kinder dem Ali-Papa zurufen: “Einmal noch!” … und wieder hochklettern. Jedes noch so aufwändige Erlebnisbad kann da nicht mithalten.

Der Canyon verläuft überwiegend im Schatten, die Wände stehen so eng, dass die Sonne kaum hereinscheinen kann. Folge: Am Ende der Tour wechseln wir die Klamotten in den Umkleideräumen, bevor es in den brüllend heißen Toyota geht. Es geht weiter, zurück in Richtung Akaba – das ist immer noch etwa 250 Kilometer entfernt – zur zweiten Tagesetappe heute: Wadi Hissa bzw. Hudeira.