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Walvis Bay & Swakopmund: Pelikane & Partypeople

Toyota Fortuner im Dünensand von Sandwich Harbour

Tieren nahe zu kommen, bedeutet nicht selten, touristisch angelegte Pfade zu betreten. Das gilt für Namibia besonders. „Land der Zäune“ wird es manchmal genannt, denn wenn man eine Karte mit all den staatlichen oder privaten Naturparks und all den Farmen ansieht, so blickt man auf ein Flickenmuster, das in alle Himmelsrichtungen das Land bedeckt. Auf irgendjemandes Land steht man immer, irgendein Permit braucht es meist. Das Freiefahrtleben, wie es moderne „Nomaden“ gerne propagieren, lässt sich da besser in Portugal, Griechenland oder Marokko praktizieren.

Die Zäune bringen es mit sich, dass sich die Tiere meist dahinter bewegen und selten in Eigeninitiative erreichen lassen. Und auch wenn Killer No. 1 in Namibia der Straßenverkehr auf den Schotterpisten ist (Grund = unangepasste Geschwindigkeit) und nicht Großkatze oder Hyäne, Elefant, Nashorn oder Flusspferd, so können Begegnungen besonders mit den großen Pflanzenfressern durchaus übel enden.

So haben wir in Walvis Bay eine Ausnahme gemacht und sind in einem Hotel, der Lagoon Loge mit Blick auf die Flamingo-übersäte nämliche, abgestiegen und haben uns von der quirligen chinesischen jungen Frau an der Rezeption zwei Touren buchen lassen: eine Bootstour in die Bay und einen Offroad-Ausflug nach Sandwich Harbour. Im ersteren Fall geht es um Wale und Seehunde, im zweiten um Dünen, die direkt ins Meer auslaufen.

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Husey: zu den Seehunden reiten

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Langanes ist eine rund 40 Kilometer lange Halbinsel, vom Fontur-Leuchtturm aus geht es den Weg zurück, den wir gekommen sind. Unterwegs machen wir einen Abstecher zu einem verlassenen Dorf, das freilich außer einer orangenen Plastik-Nothütte nichts sonderlich Spannendes zu bieten hat. Ruinen sind nur spärlich zu sehen, und sie bestehen überwiegend aus Zementbrocken. So alt ist das verlassene Dorf nicht, zeugt aber von mitunter verzweifelten Versuchen der Anwohner, mit Fischfang, -verarbeitung und -handel ein kärgliches Dasein zu fristen.

Zurück in Pörshöfn geht’s in Richtung Vopnafjördur, danach kommen wir an einer traumhaften Fels-schwarzer-Lavasand-Küste entlang und erleben schließlich eine spektakuläre Bergauffahrt bei bis zu 17% Prozent Steigung, gefolgt von der beinahe beängstigenden Abfahrt mitten in dichten Nebel hinein – enge Serpentinen, (neon-)grün bewachsene schwarze Felsen, Schneefelder,…


Unser Bremsversagen im marokkanischen Atlas sitzt uns noch in den Knochen; ich taste mich ganz langsam den Berg herab, der sich bei der Auffahrt auf letztlich wenigen Kilometern von Meeresniveau auf mehr als 500 Meter hochschraubt. Wie gut, dass man den Kriechgängen des Unimog immer vertrauen kann – nervenberuhigend schubbert uns das grüne Ungetüm die steilen Serpentinen hinab, der Umgang mit der Motorbremse läuft mittlerweile routiniert. Was wir auf unseren beiden Fernreiseseminaren gelernt haben, kommt zur Anwendung.

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An einem möglichen schönen Übernachtungsplatz mit weitem Blick über die Küste und die beiden ins Meer mündenden Flüsse fahren wir leider vorbei und halten erst rund 30 km weiter bei einem Campingplatz, der zu einem Hotel gehört – der aber bietet WC und Duschen und einen liebevoll und perfekt restaurierten alten Unimog (von 1967, wie die Hotelchefin sagt).

80er und 60er Jahre Unimog

80er und 60er Jahre Unimog

Lange geschlafen und Kaffee getrunken, dann Auto gecheckt, Motor- und Getriebeöl geprüft und schließlich geduscht. Dann Abfahrt nach Husey, wo wir bald eintreffen und eine Reit-Tour zu Seehunden vereinbaren.

Husey ist kein Ort, sondern ein Gehöft, dessen Inhaber, man darf wohl sagen: ein alter Mann namens Örn, in Deutschland gearbeitet hat und seit vielen Jahren seinen Lebensunterhalt mit Pferden und Reit-Touren verdient. Husey ist auf einer erträglichen Piste gut zu erreichen, von Egilsstadir an der Ringstraße aus kann man es auch mit einem Pkw erreichen. Eine Herberge gehört zum Betrieb; man muss nach dem Ausflug nicht gleich umkehren. Viele junge Frauen aus Deutschland absolvieren auf dem Hof ein Workcamp, arbeiten als Reit-Guide, in den Ställen, reparieren Zäune etc.

Zügellose Pferde und neugierige Jungseehunde

Vorher machen wir eine sechs Kilometer lange Wanderung in Richtung Küstenstreifen, dann geht’s um 17 Uhr hoch zu Pferd los… so hoch sind die Islandpferde ja nicht, aber unsere Reittiere sind auch keine Ponys. Eine ganze Gruppe reitet, wir bleiben bei den Anfängern (Beate hat noch nie auf einem Pferd gesessen, ich nur einige wenige Male vor langer Zeit), Mein Pferd verfällt ständig in den Überholmodus, ich muss es ständig zügeln.


Die Seehunde sehen wir erst nur in der Ferne. Dann aber entdecken wir im Fluss, der ins Meer fließt, einen Seehunde-Kindergarten. Die Mütter sind fischfangen, die junge Seehunde nähern sich tatsächlich gar nicht scheu und neugierig, Dutzende Köpfe lugen aus dem Wasser. Leider bleibt für dieses Schauspiel nicht viel Zeit. Wir reiten weiter. Rund zwei Stunden sind wir unterwegs.

Wir beschließen, uns dem Seehund-Kindergarten morgen noch einmal zu Fuß zu nähern.