Schlagwort-Archive: Krav Maga

Always be ready for the next five minutes

Schafskadaver im Baum
Tierkadaver in einem Baum

Während der Pandemie-Jahre von 2020 bis 2022 stellte ich fest, dass ich mehr Resilienz aus meiner Krav Maga-Erfahrung schöpfen konnte denn aus dem Achtsamkeitskontext. Im MBSR-Verband gab (und gibt es) Zoom-Sitzungen (etwa den so genannten „Achtsamkeits-Salon“), in denen vor allem die eigenen Sorgen und Ängste verhandelt wurden. Das ist gewiss legitim und sinnvoll. Doch mir ging es dabei zu viel um Selbst-Fürsorge, das Umarmen des eigenen inneren ängstlichen Kindes u.ä. – und zwar in einer sehr defensiven Weise (mein ruppiges inneres Selbst nennt diese „weinerlich“). Die Vitalität, das Selbst-Vertrauen, der offensive (Über-)Lebenswillen des Krav Maga-Trainings war dort nicht zu spüren.

Natürlich habe ich Achtsamkeits-Inhalte in der Hoch-Zeit der Coronavirus-Pandemie bewusst wie unbewusst praktiziert: ruhig atmen, durch-atmen, sich auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren. Die Situation so anzuerkennen und zu nehmen, wie sie ist. Im Achtsamkeitskontext gerinnt dies aber zu oft in eine passive Haltung. Wenn es im Krav Maga auf-den-Moment-bezogen heißt: „Always be ready for the next five minutes„, dann gesellt sich „always be ready to pick up a fight in seven seconds“ dazu – und auch wenn das Wort „fight“ eine gewalttätige Situation impliziert, so ließe es sich doch auf alle möglichen Zustände übertragen.

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Abgesang Freiheit & Nomadentum, Teil I (Wissenschaft)

Das sympathische Pistenkuh-Paar sieht den Betrachter von der Seitenleiste seiner Homepage an und strahlt: Seit soundso viel Tagen in Freiheit! Seit sie vor vielen Jahren angefangen haben, in einem LKW zu leben und zu reisen…

Im Laufe der vergangenen Jahre habe ich einige Menschen kennenlernen dürfen, die ihr Leben ganz und gar mobil verbringen, die dabei zumeist aus den üblichen Lohnerwerbszwängen von 9-to-5-Jobs ausgebrochen sind. Viele von ihnen arbeiten unterwegs, das Stichwort hierzu lautet nicht immer, aber häufig „digitaler Nomade“ – weil unterwegs arbeiten und Geld verdienen heutzutage mit einer immateriellen, online-basierten Dienstleistung möglich und machbar ist.

Dabei erfolgt ein romantisch verklärter & verklärender Rückgriff auf das historische Nomadentum – speziell auf dessen angenommene Freiheit in puncto Ortswechsel und Bewegung. Freilich: Mobil gearbeitet hat etwa der Zimmermann auf Wanderschaft seit jeher, aber selbstverständlich war er „auf Walz“ keineswegs frei. Er war an die Regeln seiner Zunft und daran gebunden, jemanden zu finden, der ihn engagiert und bezahlt – ob es ihm dort gefallen hat oder nicht.

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Barfußlaufen in der Natur: Füße sind Gehfühler

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Was macht’n du mit dem Gummischuh? Pinguin zupft an dickem Antarktis-Stiefel.

Gute Bekannte sind echte Barfußläufer. Das heißt, sie laufen immer und überall barfuß, auch im Winter. In der Wüste. In der Kirche. Manchmal ziehen sie rudimentäres Schuhwerk an, aber das ist selten.

Sie haben dafür ihre eigenen Gründe. Innerhalb der mittlerweile entstandenen Bewegung des Barfußlaufens gibt es viele verschiedene Varianten. Allen ist gemeinsam, dass ihre Adepten überzeugt sind, dass das Laufen in Schuhen weniger den Füßen gut tut, als vielmehr dem Einkommen der Mode- und Sport-Schuhfabrikanten.

Sensoren in den Sohlen

Es scheint genügend medizinische/physiologische Evidenz zu geben, dass es eine Vielzahl von Sensoren in den Fußsohlen gibt, die letztlich den gesamten Körper, sein Gleichgewicht, seine Beweglichkeit, seine Gesundheit mit beeinflussen. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf die Darlegungen der Fußreflexzonen-Massage.

Ich glaube, zum ersten überraschenden Kontakt mit Barfußgang bin ich im Zuge der Ausbildung zum Kettlebelltrainer gekommen – wiewohl es keine begeisternde Aussicht ist, dass einem eine 20-kg-Eisenkugel auf die nackten Zehen plumpsen könnte, bestand der Ausbilder darauf, dass wir die Kettlebell barfuß bewegen – viel besser sei das für das Körper- und Bewegungsgefühl.

Großer Zeh – vom Greifen zum aufrechten Gang

Die Füße ununterbrochen in enges Schuhwerk zu pressen, scheint dem Körper nicht gut zu tun. Vor allem die großen Zehen sollten sich frei bewegen können – Als wir als Affen auf den Bäumen lebten, diente der große Zeh dem Greifen. Beim später erfolgenden aufrechten Gang ist er einer der wichtigsten Stabilisationsfaktoren.

Weswegen viele Schuhe, die die Zehen aneinander quetschen, womöglich schick, gleichwohl aber ungesund sind. Und je dicker und gepolsterter die Sohle, was vermeintlich Verletzungen vorbeugen und Schmerzen vermeiden soll, umso schlechter. Der Fuß, das Fußgelenk, die gesamte darauf aufbauende Bein- und Körperstruktur, werden in ihrer Funktionalität beeinträchtigt (siehe: NBT-Podcast Transcript: Run for Your Life: An Ancestral Health Approach to Running).

Trägt man ununterbrochen Hand-Schuhe?

Radikale Vertreter des Barfußlaufen halten schon minimalistische Schuhe, sogenannte Barfußschuhe, von denen es mittlerweile viele verschiedene Varianten von vielen verschiedenen Herstellern gibt, für ein Übel. Sie propagieren: unten ganz ohne!

Und die Verletzungsgefahr?

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Krav Maga-Workshop beim Fernreisemobiltreffen

Grünimog (r.) mit Amphibiums-Flagge und Krav Maga Frankfurt-Transparent


Die Welt ist ein besserer Ort als man glaubt. Und vor Ort sieht es häufig anders aus als im Fernsehen. Von dieser Erfahrung berichten Fernreisende und Globetrotter durchgängig. Weltenbummler wissen viel davon zu erzählen, wie freundlich und hilfsbereit gerade die Menschen in den armen Regionen der Welt sind, wie sehr diese Menschen bereit sind, ihr wenig Hab und Gut zu teilen.

Und dass Habgier, Neid, Missgunst und Kriminalität eher in den Städten bzw. in wohlhabenderem Umfeld entstehen.

Wer in die Ferne reist und von Ort zu Ort zieht, setzt sich freilich dem Risiko des Nomaden aus – er ist mehr oder weniger alleine und dem ausgeliefert, was um ihn herum geschieht. Nomaden wiederum sind seit alters her in den Augen von Städtern bez. fest Angesiedelten eine Gefahr gewesen – Landstreicher sieht der Ortsgebundene in den frei vagbundierenden Menschen. Fernreisende freilich kommen nicht auf einen Raubzug vorbei (wie manche Beduinenstämme früher im Nahen Osten), sondern sind freundlich, friedlich und neugierig, wollen Land und Leute kennenlernen.

Wenn die Situation entgleitet

Kein Wunder also, dass Fernreisende ganz überwiegend von fantastischen Begegnungen mit freundlichen Menschen in aller Welt berichten, und dass Problemsituationen nur sehr selten auftauchen. Aber sie existieren, und aus einem kommunikativen Missverständnis kann sich schnell eine unheilvolle Dynamik entwicklen, die in eine gewalttätige Situation entgleitet.

In manchen Regionen der Welt reicht es schon aus, bei der Durchfahrt durch ein entlegenes Bergdorf ein Nutztier wie ein Huhn mit dem Geländewagen zu überfahren. Schlimmer noch: Nicht selten rennen oder werfen sich Kinder vors Fahrzeug, um zu betteln.

Krav Maga-Workshop beim Fernreisemobiltreffen

Vor diesem Hintergrund haben wir einen zweistündigen Krav Maga-Workshop auf Willy’s Fernreisemobiltreffen abgehalten. Rund 600 Fahrzeuge mit ihren Besatzungen kamen dazu in Enkirch an der Mosel zusammen – eine Art riesiges Familientreffen mit modernen wie altertümlichen und sehr eigenwilligen Weltreisemobilen; das größte seiner Art in Deutschland. Rund 50 Leute machten mit, auch wenn die Zahl sich mit der Zeit ausdünnte…

Selbstverständlich betonten wir, dass erst alle Mittel und Möglichkeiten der Kommunikation und Deeskalation ausgeschöpft sein müssen, bevor man zur physischen Selbstverteidigung greift – gleichwohl wie eine unmittelbar gegebene ernsthafte Bedrohung bzw. Gefährdung von Leib und Leben. Dies gilt immer und überall, aber umso mehr, als eine Überreaktion dazu führen kann, sich im Knast eines Landes für längere Zeit aufzuhalten, dessen Gefängnis-Standards mit denen der Bundesrepublik Deutschland nicht zu vergleich sind.
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