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Morgens, mittags, abends: Getriebeöl und Diesel

unbenannt-650Jedem hilft jedem: Überquerung eins Fluss-Laufes.

Nach wenigen Kilometern Piste erreichen wir eine Siedlung namens Höll – einem Ort, der eigentlich nur aus einer Autogarage besteht… Das kommt in Island öfter vor: Auf der Landkarte sieht man viele – vermeintliche – Ortsnamen, die überwiegend nur einzelne Höfe sind. Zu denen führen lange Anfahrten, am Pistenabzweig selbst ist ein Briefkasten zu sehen, in der Ferne dann die Gebäude.

Die Autogarage in Höll steuern wir an, weil André – zurecht – die Vermutung hegt, dass man ihm dort ein Schweißgerät ausleihen könne. An seinem Fahrersitz ist eine Strebe gebrochen. Auch in diesem Fall erleben wir die große Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Isländer – der Garagenbesitzer überläßt uns ohne weiteres sein gut sortiertes Werkzeugsortiment.

Getriebeöl – der neue Herrenduft

Während Andrè schweißt und die zerstörte Winde am Heck seines IFA von Trümmerstücken säubert (siehe: Happy Birthday! Ich habe den Unimog versenkt!), machen wir anderen uns daran, die völlig verdreckten, verschlammten und verknoteten Bergungsgurte zu säubern und voneinander zu trennen. Was mit einigen Mühen einhergeht. Ich prüfe mal wieder den Stand des Getriebeöls – ohne daran zu denken, dass die das Verteilergehäuse (wie die Achsen) des Unimog unter Druck stehen, und erhalte so eine Getriebeöldusche von oben bis unten (ein hartnäckiger Geruch, der aus den Klamotten erst nach mehrmaligem Kochen zuhause herausging).

Bei der Weiterfahrt durchqueren wir weitere Lava-Mondlandschaften, dann erreichen wir das Gletscher-Eis vom Hofsjökull. Es gilt abermals, eine kleine  Stein-Brücke über einen Fluss zu bauen (siehe Bild oben), bevor wir auf Treibsand und Uralt-Eis herumbalancieren können.

Nee! Darf nicht wahr sein! Der Unimog springt nach Rückkehr nicht an, es gibt ein Problem mit der Diesel-Zuführung – und ab jetzt werde ich in den nächsten Tagen vor jedem Anlassen die Motorhaube öffnen, um erst einmal via Vorförderpumpe Diesel in die Leitung und die Einspritzpumpe zu bekommen… es wird sich herausstellen, dass mehrere Leitungsschläuche übereinander liegen und sich während der endlosen Schüttelfahrten gegenseitig durchgescheuert haben.

Nahe einer einsamen Schutzhütte in Sichtweite des Hofsjökull-Gletscher am Tvifell schlagen wir unser Nachtlager auf. Kein Mensch weit und breit.

Unterm Auto statt im Hot Pool

Nach einer ruhigen Nacht heißt es dann für heute: Morgens schrauben, mittags schrauben, abends schrauben. Getrieb-Ölstand und leckende Diesel-Leitung prüfen bzw. reparieren. Während die Frauen in einem Natur-Hot Pool baden und sich die Haare waschen, hantiere ich mit Getriebe- und Diesel-Öl…

Wir erreichen die Sprengisandur-Piste wieder, machen Halt an zwei Wasserfällen und preschen durch die fast schon vertraute Mondlandschaft aus Lava und Lavasand. Nachstehend Bilder vom Aldeyarfoss, an dem man wie durch einen Querschnitt geomorphologische Einsichten gewinnen kann:

Speziell der Aldeyarfoss mit seinen Basaltsäulen war beeindruckend; um jenseits der offiziellen Beobachtungspunkte näher heranzukommen, war eine kleine Kletterpartie notwendig. Zum Aldeyarfoss trauten sich schon wagemutige Pkw- und SUV-Fahrer; der Besuch des  zweiten Wasserfalls – des Godafoss („Wasserfall der Götter“) – brachte uns abermals zurück in die Asphalt-Welt der Reisebusse und Touristenpulks. Da fühlt man sich gut in dreckigen Klamotten, weil man ja ein Abenteurer ist, mit so einem Amarok-Unimog. ;-) …und  deplaziert, und ernüchtert, wieder in der Zivilisation zu sein.

WIr fahren weiter zum traumhaft schönen Myvatn-See, wo wir tanken, Wasser und Luft an einer Tankstelle auffüllen, von zahllosen nicht-stechenden Mücken (deswegen heißt der See „Mücken-See“) umgeben sind, und schließlich standesgemäß auf einem Schrottplatz übernachten – nachdem wir von unserem eigentlich anvisierten Standplatz vor einem Schwimmbad (das geschlossen hat; kann sich die Gemeinde nicht mehr leisten) von einem Naturpark Ranger vertrieben wurden. Kann passieren; freie Übernachtungen sind immer davon geprägt, dass man nicht weiß, ob und wann man eventuell zur Weiterfahrt oder zum Ansteuern eines Campingplatzes aufgefordert wird.

unbenannt-707Ausblick auf Garage & Schrottplatz

Immerhin: Auch auf diesem Schrottplatz gab es ein paar prächtige Kfz-Pretiosen zu bewundern… Uns er Unimog hat sich da wohler gefühlt, als hinter dem Schwimmbad. Wir auch. Abendausklang: Ich habe die durchgescheuerte Diesel-Leitung mit Res-Q-Tape zu reparieren versucht, während André mit Anne in einem Fitness-Studio duschen und Beate mit Katharina spazieren war.