Ablegen in Genua

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Geparkt am Treffpunkt oberhalb Genuas: Fahrzeuge der Reisegruppe

Es geht nach Marokko. Zum dritten Mal. Zum zweiten Mal mit unserem mehr als 30 Jahre alten Unimog. Der dürfte mittlerweile H-Kennzeichen tragen, das Gutachten dafür liegt daheim. Bevor er die bekommt, wollen wir noch testen – von den Berliner Reise- und Fahrzeugtechnik-Spezialisten von eineweltreisen.org hat er einen zeitgemäßen Gas-Herd und Kältespeicher-Kühlschrank bekommen, vor allem aber einen neuen Motor.

Der alte Saugdiesel, mit dem wir uns im vergangenen Jahr in Marokko arg langsam den Atlas hochgequält hatten, wurde durch einen neuen ersetzt – der einen Turbo draufgeflanscht bekam. Der pustet ihm kräftig zu und lässt ihn so ruhiger und geschmeidiger arbeiten. Die Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h hat sich kaum verändert, wohl aber Anzugs- und Durchzugsverhalten.

Erste Probefahrten hat die Maschine anstandslos absolviert, auch den 500 Kilometer langen Transfer von Berlin ins heimische Rhein-Main-Gebiet. Nun aber geht es auf die erste längere Strecke – 900 ruhige Autobahn-Kilometer nach Genua. Auch die verläuft problemlos.

Unterwegs mit Eine Welt Reisen

Wir sind – wie im vergangenen Jahr zum nahezu gleichen Zeitpunkt – beim Fernreiseseminar von eineweltreisen.org dabei. Damals fuhren wir mit, um unseren Unimog im damaligen Zustand – kurz zuvor vom Vorbesitzer übernommen – unter den Live-Bedingungen einer strapaziösen Tour kennenzulernen. Nunmehr geht es um die zwischenzeitlich erfolgten Umbauten in der Wohnkabine und in puncto Antrieb.

Wir kommen leider erst nach Einbruch der Dunkelheit in Genua an, fahren zum Hafen hinunter und suchen den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Der führt eine schmale, mit lauter Autos, Mofas und Rollern zugeparkte Straße den Berg hoch. Solange einem die städtischen Busse entgegenkommen, ist alles gut. Solange muss ein Unimog auch durchpassen, und vielleicht sogar wenden können, wenn es nicht weitergeht.

Wir klettern höher, verpassen den richtigen Abzweig, drehen eine Schleife, können eine enge Spitzkehre nur mit  mehrmaligem Vor- und Zurücksetzen nehmen und fahren eine einsamen, dunklen Weg der von niedrigen Bäumen gesäumt ist. Es kratzt laut, wenn deren Äste und Zweige gegen den Alkoven der Wohnkabine schlagen…

Schließlich finden wir den Treff- und Übernachtungspunkt, den Parkplatz eines abseits gelegenen Restaurants. Aber wir kommen von der verkehrten Seite – von der, die eigentlich für große Fahrzeuge nicht geeignet ist. Die Reiseleiter, Anne und André von eineweltreisen.org mit ihrem IFA-Gelände-Lkw, sind bereits da, und weitere Teilnehmer, ein älteres Ehepaar aus Herborn mit einem neuen Iveco. Einige Zeit später wird ein Steyr mit einem Braunschweiger Ehepaar dazu stoßen.

Betuchte und Bastler

Man darf verraten: Offroad-Reisen in ferne Länder sind häufig die Sache von älteren Paaren, finanziell gut situiert, die Kinder aus dem Haus, im (Un-)Ruhestand. Wir werden mit insgesamt sieben Fahrzeugen bei dieser Tour unterwegs sein, eines davon gebraucht für 300.000 Euro erstanden,  eines im Neuwert von 180.000 Euro; wir fallen aus dem Rahmen: Zwar Mitte 50, aber als Selbstständige intensiv im Arbeitsprozess, keine Kinder, und unser Fahrzeug kommt gerade mal auf ein Drittel der unmittelbar vorgenannten Kosten.

Vielleicht teilt sich die Fernreise-Welt in gut Betuchte und in Bastler. Wir sind derzeit weder das eine noch das andere. Wir hoffen, zumindest das letztere ansatzweise zu werden.

Wir verlassen am nächsten Morgen verlassen den Übernachtungsplatz pünktlich gegen neun Uhr, schlängeln uns zum Hafen hinab und finden dort  zu den beiden Marokko-Fährfahrten recht wenig Fahrzeuge vor, recht wenig Chaos und können uns obendrein über ein recht pünktliches Ablegen freuen.