Heilig-Abend am Atlantik-Strand

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Heiligabend. Allein. Am Strand.

Das ist wohl der erste Heiligabend in meinem Leben, den ich alleine verbringe. Der Unimog steht am Strand, genauer dem Praia das Piedras Negras an Portugals Atlantikküste, nördlich von Lissabon.

In der Ferne blinkt ein Leuchtturm. Außer mir ist niemand hier. Draußen rauscht das Meer, die Brandung schafft meterhohe Wellen. Bis vor kurzem waren hier noch Surfer. Auch die feiern wohl Weihnachten.

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In der Pfanne brutzeln Falafel-Bällchen, dazu gibt es Tabouleh-Couscous-Salat – immerhin, der Nahe Osten, wo der Mann vor zweitausend Jahren an ein Lattengerüst genagelt wurde, weil er meinte, es wäre toll, wenn alle mal zur Abwechslung nett zueinander wären (Zitat aus dem “Anhalter ins All”, das Reise-Buch schlechthin), lässt kulinarisch grüßen.

Von Barril de Alva hat es wenige Stunden Fahrt, unterbrochen von Tankstopp und Einkaufen im Intermarché, gedauert; diesmal weiter keine Komplikationen. Stattdessen Sonne, wolkenloser Himmel, und heruntergekurbeltes Fenster auf der Fahrer-Seite des Unimog.

Meer und Leuchtturm

Am Atlantik angekommen einen Standplatz am Meer gewählt, die GNR (portugiesische Gendarmerie) schaut vorbei, aber zeigt sich desinteressiert. Mit Einbruch der Dunkelheit verschwinden die anderen Besucher in ihren Pkws. Es bleiben das Meeresrauschen und die Lichtblitze des Leuchtturmes.

Auch wenn ich nicht religiös bin – zwar evangelisch getauft, aber noch nicht einmal konfirmiert – so habe ich doch einen Sinn für Rituale und Zeremonien. Meine Frau und ich haben in ihrer freikirchlichen Gemeinde geheiratet, und einmal im Jahr war ich wieder dort: zum heiligen Abend. So viel Ritus muss sein.

Dieses Jahr ließen die Reise-Planungen das nicht zu, aber morgen kommt Beate mit dem Flugzeug nach Lissabon; ab dann geht die Reise gemeinsam weiter. Zuletzt waren wir in Thich Nhat Hanhs buddhistischem Kloster in Südfrankreich (siehe hier: Retreat in Plum Village). Und weil buddhistische Inhalte mein Leben genau so prägen wie die griechisch-römisch-christliche Tradition des Abendlandes (genau in dieser Reihenfolge!), sei an dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt Thich Nhat Hanh zitiert:
thichnhathanh

Die Falafel-Bällchen gemahnen an Briketts. Hm, den Topf kann ich jetzt wohl wegwerfen.

Das Meer singt ein donnerndes Wiegenlied.