Archiv für den Monat: August 2016

Keine Puffins, dafür nass

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Endspurt in Island: Machen eine lange, wunderschöne  Wanderung entlang der Lava-Sandbänke im Fluss mit vielen Pausen und können Dutzende von  Seehunden in einiger Distanz beobachten. Außerdem gibt es tieffliegende Skuas und einen toten Baby-Seal am Strand. Wir sammeln auch etwas Feuerholz aus Treibholz für zuhause. Und es gibt sehr schönes Heidekraut zu bewundern.

Wandern in Husey nah den Seehundbänken

Wandern in Husey nah den Seehundbänken

Island, sagt man, ist grün, farbenprächtig – das stimmt, aber nur teilweise. Der schwarze Lavasand,die Mondlandschaften aus schwarzen Lavabrocken  im Hochland, samt den grauen Schotterpisten … schwarz-grau ist die häufig dominantere Farbe. Auch wenn das Schwarzgrau immer wieder mit Grün, gar Neon-Grün durchbrochen ist .

André und Anne von Eine Welt Reisen sind mittlerweile mit ihrem IFA auch in Husey eingetroffen; wir trinken zusammen Kaffee und tauschen Neuigkeiten aus, dann setzen wir unsere Fahrt nach Bakkargerdi fort in Hoffnung, doch noch Papageientaucher zu sehen. Die verlassen die Gegend zwar um den 15. August, aber vielleicht haben wir ja Glück?

Eine schöne, angenehme Wegstrecke führt durch das Tal und über die Flüsse, und Bakkargerdi ist recht hübsch samt guter Campsite und sogar einer Beobachtungshütte für Papageientaucher… doch ohne die nämlichen. Alle schon ausgeflogen, das Hütten-Logbuch kündet von der letzten Sichtung eines Puffins Mitte August. Schade, zumal unser Falt-Kajak vom Typ Pakboats Puffin Saranac ist – da hätten wir die Namensgeber doch gerne mal aus der Nähe gesehen.

Völlig durchnässt zum Abschied

Heute heißt es dann mal wieder: Oh – die Sonne ist wieder weg, über Nacht. Gestern Sonnenschein, geradezu strahlendes Wetter, heute Nieselregen und Nebel, Nebel, Nebel, der tief und drohend zwischen den umliegenden Bergen – mit ihren 300 bis 500 Metern Höhe eher Hügel – hängt.

Den letzten ganzen Tag in Island wollen wir nicht im Auto verbringen, also staffieren wir uns Regenwetter-entsprechend aus und marschieren los – zu einer 20 Kilometer-Rundwanderung zur Brunavik-Bucht. Die ist nur zu Fuß erreichbar. Die schaffen wir in fünf Stunden bei 750 Höhenmetern und einem glitschigen schmalen Pfad, der im Tal von den herabfließenden Bächen so gewässert ist, dass Gummistiefel angebracht gewesen wären.

Uns begegnet ein Trio japanischer Touristen, die aus dem Klischeebuch entsprungen sein könnten. Mit  Nike Free-Schuhen oder Sandalen, Baumwoll-Sweatshirts unterwegs merken sie wohl, dass sie unpassend gekleidet sind – aber sie glitschen und rutschen völlig durchnässt weiter voran, dass wir uns fragen, ob es nicht besser wäre, den isländischen Rettungsservice zu informieren. Allerdings ist die Umgebung von Bakkargerdi zwar rau, aber nicht hochalpin… sie können sich eine tüchtige Erkältung holen, vielleicht einen Knöchel verknacksen, aber einer von den dreien sollte es wohl schaffen, zur Straße zurückzukehren, wenn nötig.

Wanderwege bei Bakkargedi

Wanderwege bei Bakkargedi

Wir stoßen jedenfalls nach einigen Stunden wieder auf den Asphalt und marschieren auf der Straße noch ein paar Kilometer zur Campsite. Der letzte Tag hat auf alle Fälle mit einer grandiosen Wanderung abgeschlossen – auch wenn wir so durchnässt sind, dass die ledernen Wanderstiefel drei Tage brauchen, um wieder trocken zu werden.

Selbst der wasserdichte Rucksack aus unserer Antarktis-Tour zeigt Schwächen. Der Unimog-Wohnbereich hängt voller tropfender, nasser, feuchten Klamotten.

Husey: zu den Seehunden reiten

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Langanes ist eine rund 40 Kilometer lange Halbinsel, vom Fontur-Leuchtturm aus geht es den Weg zurück, den wir gekommen sind. Unterwegs machen wir einen Abstecher zu einem verlassenen Dorf, das freilich außer einer orangenen Plastik-Nothütte nichts sonderlich Spannendes zu bieten hat. Ruinen sind nur spärlich zu sehen, und sie bestehen überwiegend aus Zementbrocken. So alt ist das verlassene Dorf nicht, zeugt aber von mitunter verzweifelten Versuchen der Anwohner, mit Fischfang, -verarbeitung und -handel ein kärgliches Dasein zu fristen.

Zurück in Pörshöfn geht’s in Richtung Vopnafjördur, danach kommen wir an einer traumhaften Fels-schwarzer-Lavasand-Küste entlang und erleben schließlich eine spektakuläre Bergauffahrt bei bis zu 17% Prozent Steigung, gefolgt von der beinahe beängstigenden Abfahrt mitten in dichten Nebel hinein – enge Serpentinen, (neon-)grün bewachsene schwarze Felsen, Schneefelder,…


Unser Bremsversagen im marokkanischen Atlas sitzt uns noch in den Knochen; ich taste mich ganz langsam den Berg herab, der sich bei der Auffahrt auf letztlich wenigen Kilometern von Meeresniveau auf mehr als 500 Meter hochschraubt. Wie gut, dass man den Kriechgängen des Unimog immer vertrauen kann – nervenberuhigend schubbert uns das grüne Ungetüm die steilen Serpentinen hinab, der Umgang mit der Motorbremse läuft mittlerweile routiniert. Was wir auf unseren beiden Fernreiseseminaren gelernt haben, kommt zur Anwendung.

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An einem möglichen schönen Übernachtungsplatz mit weitem Blick über die Küste und die beiden ins Meer mündenden Flüsse fahren wir leider vorbei und halten erst rund 30 km weiter bei einem Campingplatz, der zu einem Hotel gehört – der aber bietet WC und Duschen und einen liebevoll und perfekt restaurierten alten Unimog (von 1967, wie die Hotelchefin sagt).

80er und 60er Jahre Unimog

80er und 60er Jahre Unimog

Lange geschlafen und Kaffee getrunken, dann Auto gecheckt, Motor- und Getriebeöl geprüft und schließlich geduscht. Dann Abfahrt nach Husey, wo wir bald eintreffen und eine Reit-Tour zu Seehunden vereinbaren.

Husey ist kein Ort, sondern ein Gehöft, dessen Inhaber, man darf wohl sagen: ein alter Mann namens Örn, in Deutschland gearbeitet hat und seit vielen Jahren seinen Lebensunterhalt mit Pferden und Reit-Touren verdient. Husey ist auf einer erträglichen Piste gut zu erreichen, von Egilsstadir an der Ringstraße aus kann man es auch mit einem Pkw erreichen. Eine Herberge gehört zum Betrieb; man muss nach dem Ausflug nicht gleich umkehren. Viele junge Frauen aus Deutschland absolvieren auf dem Hof ein Workcamp, arbeiten als Reit-Guide, in den Ställen, reparieren Zäune etc.

Zügellose Pferde und neugierige Jungseehunde

Vorher machen wir eine sechs Kilometer lange Wanderung in Richtung Küstenstreifen, dann geht’s um 17 Uhr hoch zu Pferd los… so hoch sind die Islandpferde ja nicht, aber unsere Reittiere sind auch keine Ponys. Eine ganze Gruppe reitet, wir bleiben bei den Anfängern (Beate hat noch nie auf einem Pferd gesessen, ich nur einige wenige Male vor langer Zeit), Mein Pferd verfällt ständig in den Überholmodus, ich muss es ständig zügeln.


Die Seehunde sehen wir erst nur in der Ferne. Dann aber entdecken wir im Fluss, der ins Meer fließt, einen Seehunde-Kindergarten. Die Mütter sind fischfangen, die junge Seehunde nähern sich tatsächlich gar nicht scheu und neugierig, Dutzende Köpfe lugen aus dem Wasser. Leider bleibt für dieses Schauspiel nicht viel Zeit. Wir reiten weiter. Rund zwei Stunden sind wir unterwegs.

Wir beschließen, uns dem Seehund-Kindergarten morgen noch einmal zu Fuß zu nähern.

66 Grad Nord: von Leuchtturm zu Leuchturm

Übernachtungsplatz im Treibgut

Übernachtungsplatz im Treibgut

Wir haben gestern lange geschlafen, uns Zeit gelassen, das Fahrzeug entsorgt,  uns in prima gewärmten Duschen geputzt… Von Kopasker bis zum Nordpolarkreis: Es sind nur wenige Kilometer, die wir auf der gleich nördlich vor/hinter Kopasker beginnenden Piste zurücklegen – immer an der Küste entlang…

…zuerst besuchten wir einen Brutfelsen mit Basstölpeln; dort befindet sich unter dem Namen Nupskatla eine verlassen wirkende Farm (in der wohl mal ein bekannter Schriftsteller gelebt hat). Was den Charme der Ostfjorde ausmacht, erleben wir hier (wie in den kommenden Tagen): Sie sind touristisch eher unerschlossen, keine Busse fahren den langen Weg von Reykjavik hierhin, wo es kaum etwas zu sehen gibt als: Island pur. Island eher unverfälscht. Island-so-wie-es-jenseits-der-Besucherattraktionen-ist.

Island: Brutfelsen von Basstölpeln from Oliver Bechmann on Vimeo.

Dann steuerten wir zum nördlichsten Punkt Islands, nur drei Kilometer entfernt vom Nordpolarkreis – das feiern wir mit einem kleinen Picknick direkt am Meer, nahe des Leuchtturmes. Der Ort heißt Hraunhafnartangi. Nachdem wir den Südpolarkreis auf unserer Antarktis-Reise im März 2015 überquert hatten, was das ein Muss: Weiter gen Norden schaffen wir es nicht mit dem Unimog – Grönland, Spitzbergen, sogar die zu Island zählende Insel Grimsey bleiben dieses Mal unerreichbar. Aber 66,32 Grad Nord sollen es wenigstens sein!

Die Nacht verbringen wir nicht fern des Leuchtturmes (der dritte nach denen in Akureyri und Kopasker) inmitten von angeschwemmten Treibholz und Überresten von Fischer-Netzen… dort hinzugelangen, war des Unimog würdig (siehe erstes Bild oben).

Island: Ostforde – Halbinsel Langanes from Oliver Bechmann on Vimeo.

Von Hraunhafnartangi sind wir nach weiterem gemütlichen Ausschlafen und Kaffee trinken weiter gefahren und schwingen uns auf unseren Reise-Rhythmus ein: Bleiben alle paar Kilometer stehen, um was anzusehen – verfallene Häuser, Cliffs, Basstöpel und andere Seevögel… wir wollen zur Halbinsel Langanes, aber wir haben Zeit zum Verweilen.

In Raufahrhöfn besichtigen wir kurz eine neumodische Stonehenge-Nachbildung, die entweder teilweise verfallen oder noch nicht fertig ist. Es ist dunkel-neblig und regnerisch, und aus der Beschreibung der Anlage läßt sich nicht wirklich erfahren, ob sie noch nicht fertig oder schon wieder zerfallen ist.

In Pörshöfn gibt es einen uninteressanten Campingplatz, ein futureskes Schwimmbad und eine Vinbudin (also Wein und Schnaps-Verkaufsladen) zu bewundern. Das soll gar nicht ironisch klingen – wir genießen es nach all den großen Naturwundern den isländischen Alltag zu entdecken.

Dann geht es eine lange Schotterpiste raus auf die Halbinsel Langanes bis zum Leuchtturm Fontur, entlang der Cliffs und der Basstölpel-Kolonie auf dem Felsen Stori-Karl (siehe Bilder vorstehend) und schier unendlicher Mengen an Treibholz – dass das niemand verwendet oder wenigstens verheizt!

Wir nehmen ein paar Kleinteile mit und verfeuern sie später zuhause – sie brennen prima. Angeblich kommt all das Holz aus Russland, Kanada, auch Norwegen… In einem kleinen Museum, das (viel) früher als Pfarrgemeindehaus diente, ist kein Kamin zu entdecken.

Unimog am Fontur-Leuchtturm

Unimog am Fontur-Leuchtturm



Es windet, es regnet, es ist neblig – selten so entfernt von allem und jedem gefühlt. Hier hört Island im Nordwesten auf und es fühlt sich an, als sei man am Ende der Welt. Mehr als am Cap Finisterre etwa… Nur ein paar Schafe da. Wenn die Erde eine Scheibe wäre, könnte am Cliff nach dem Leuchtturm (dem vierten in der Reihe der vergangenen vier Tage) Schluss sein.

Fjord-Kayaken und ein Seehund

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Kayaken bei Svalbardseyri

Wir übernachten nahe der Werkstatt, in der schon die Ersatzteile auf uns warten. Die Truppe dort ist knurrig und des Englischen eingeschränkt, aber ausreichend, kundig. Ein Hüne mit Glatze und Vollbart erklärt, dass es auch ohne Reparatur ginge (was den Getriebeölverlust angeht), ansonsten werden rund 500 Euro für diesen Befund und ein paar kleinere Reparaturen kassiert.

Der Kostenvoranschlag für den kompletten Tausch des Wellendrichtringes im Anstriebsstranges war auch rund 600 Euro kalkuliert – aber: „heavy work“ hat der offensichtlich unlustige Hüne erklärt. Wenn schon die kleinen Reparaturen auf einen halben Tausender hinausgelaufen sind, dann wäre „heavy work“ wohl auf ein paar blaue Riesen rausgelaufen, vermuten wir… das soll dann doch lieber jemand zuhause zu einem günstigeren Stundensatz machen, zumal wir bei einer Reparatur in Akureyri auch noch einen Tag oder mehr verlieren würden.

Akureyri unter Besucher-Andrang

Während der Wartezeit beobachten wir die Touristen-Kolonnen, die das soeben angelegte Niederländisch-US-Amerikanische Kreuzfahrtschiff zu einem Stadt-Besuch verlassen, und gehen selbst in Akureyri frühstücken und shoppen. Die kleine Stadt bzw. ihr Zentrum quillt natürlich von Besuchern über, und mit unseren robusten Unimog-kompatiblen Klamotten fallen wir ein wenig auf. Unter den Kreuzfahrern überwiegen Stöckelschuhe und Rollatoren.

Schließlich fahren wir zu unserem gestrigen Standplatz beim kleinen Leuchtturm zurück und bauen unser im Stauraum mitgeführtes Falt-Kayak unroutiniert und daher zeitraubend zusammen. Als wir es zu Wasser lassen, sind die Luftschläuche nicht fest genug aufgepumpt, die Spritzdecken lose und das Wasser zunehmend kabbelig. Schwimmwesten haben wir keine; dumm genug – daran, dass das Wasser so kalt sein könnte, dass man kaum drin schwimmen kann, sind wir nicht gekommen.

Wir bekommen es nach einer Dreiviertelstunde auf und ab kreuzen vor der Küste des Nordatlantik-Fjords mit der Angst zu tun und kehren um – sind aber stolz, den Versuch gewagt zu haben. Beate hat einen Geistesblitz und findet doch heraus, wie das mit Verdeck und Spritzdecken eigentlich geht.

Später abends hören wir ein typisches Lkw-Geräusch – der Eine Welt Reisen-IFA steht hinter uns, André und Anne fahren eine ähnliche Route wie; so trifft man sich.

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Frühnebel bei Kopasker

Wir haben dann heute lange ausgeschlafen und langsam angehen lassen. Das Kayak – unter den Unimog zum Trocknen gelegt – ist durch den Morgentau wieder nass und muss abgewischt und zusammengelegt werden. Schließlich soll es losgehen, da entdecke ich, dass der Hitzeschutz am Turbolader abgerissen ist… die Reparatur, damit die Schlauchschelle wieder sitzt, dauert eine Weile, weil kleinteilige Fummelei.

Wir kaufen in Akureyri ein, tanken, füllen Frischwasser und die Vorräte auf, und fahren dann Richtun Husavik und darüber hinaus nach Kopasker. Ein Wechsel zwischen Nebel und Sonne, der Blick auf die Küste teils verhangen, teils fantastisch.

Zum Nachmittagspicknick dieseln wir auf eine Landzunge mit Leuchtturm und verzehren den mittlerweile beliebten Trockenfisch und einen weniger beliebten geräucherten Heilbutt zum obligatorischen Anlegerbier. Im Wasser räkelt sich ein Seehund auf einem Felsen und winkt mit den Flossen.

In Kopasker gibt es eine erstaunlich gut ausgestattete Campsite: Eine grasgrüne Standfläche, aber mit geheizter Toilette und unlimitierter Dusche auf asphaltierter Fläche neben nebenan. Da wir ein Problem mit der Chemie-Kassetentoilette haben, sind wir froh, eine Entsorgungsstation gefunden zu haben. Eine freundliche ältere Ortsansässige und ein Junge kassieren die Nutzungsgebühr.

Kopasker erweist sich bei einem Abendspaziergang als nahezu menschenleer und erinnert an eine amerikanische Geisterstadt nach einem Bio-Angriff… alles sieht wie gerade noch genutzt und urplötzlich verlassen aus. Unsere Hochstimmung setzt sich fort: Wir sind alleine unterwegs und bestimmen Weg und Tempo nach eigenem Gutdünken. Eine Wohltat nach der Kilometerfresserei der Wochen zuvor.

Keine Mücken am Mückensee

Myvatn am Morgen

Myvatn am Mittag

Abschied von der Eine Welt Reisen-Gruppe: Sibylle und Claudia im Iveco ziehen gen Westfjorde, Beate und ich gehen ins örtliche Walmuseum und besichtigen noch eine Kirche in Husavik, dann fahren wir zurück nach Reykjadlid am Myvatn. Wir sind nun allein unterwegs, mit einem kränkelnden Fahrzeug, dessen Technik wir nur oberflächlich kundig sind. Die ersten – wenigen und harmlosen – Pistenkilometer ziehen vorüber…

Enttäuschung am Campingplatz bei Reykjadlid: Kein Kayaken erlaubt; das hatten wir eigentlich unbedingt vor, deswegen waren wir zum Myvatn zurückgefahren. Es scheint eine prächtige Sonne, dafür gibt es gar keine Mücken (wie wenige Tage zuvor) und man kann für die Campingplatzgebühr duschen ohne Limit. Also Licht im Dunkel.

Freier Blick zum Myvatn

Auch zeigt sich das Universum von seiner besten Seite: Wir müssen den Unimog ganz am Rand positionieren, was sich im Laufe des Tages und Abends keineswegs als Nach-, sondern vielmehr als Vorteil entpuppt: Tatsächlich füllt sich der Platz mit Zelten und Fahrzeugen zum Bersten in den Abendstunden. Wo wir stehen, genießen wir weiterhin freien Blick zum Myvatn.

Was passiert weiter? Lesen und in der Sonne sitzen und alles ganz ruhig, ein wunderschöner Blick auf See und Sonne. Besprechen die Orientierung und Navigation für die kommenden Tage. So ist man unterwegs, und steht doch still.

Wir lassen uns viel Zeit morgens und verlassen den Campingplatz, der sich schon weitgehend geleert hat, erst gegen 12 Uhr. Tanken, Milch einkaufen (Kaffee ohne Milch und Zucker ist undenkbar, allein mit dieser Koffein-Fett-Kohlenhydrat-Mischung komme ich durch den ganzen Tag), dann die Chemietoilette nach kurzer Suche auf einem benachbarten Campingplatz entleert.

Wir kurven südlich um den Myvatn (die Anfahrt war über die Nordroute verlaufen) – dort finden wir einen wunderbaren Wanderweg inmitten einer bizarren Lava-See-Landschaft bei Höfdi, etwas abgelegen, nicht sonderlich frequentiert. Kleines Picknick, aber den Kaffee haben wir vergessen… Schwarze (Lava-)Sandstrände laden zum Baden ein (wie häufig), aber für Badehose & Bikini ist es denn doch zu kühl. Für uns jedenfalls, auch wenn sich unser Verhältnis zu Wärme und Wetter im Zuge der Island-Reise völlig ändert. We are Icelanders!

Rund um den "Birds Trail" an der Südseite des Myvatn

Rund um den „Birds Trail“ an der Südseite des Myvatn

Einen weiteren Halt legen wir am Birds Trail bei Skutusstadir ein. Wir genießen es sehr, endlich frei zu sein – keine Reiseroute liegt fest, keine Reiseleitung drängelt zum Aufbruch, keine Ziele sind zu erreichen. Nowhere to go. Wir wandern rund um die Pseudo-Krater; in neiner nahe gelegenen Räucherei erwerben wir nach isländischer Art geräucherten Heilbutt und Lachs. Schmeckt lecker, allerdings auch so, als sei der Fisch in einem vollen Aschenbecher mariniert worden.

Standplatz in Svalbardseyri

Standplatz in Svalbardseyri

Vor Akureyri wabert der Nebel im Fjord. Wir finden einen vorübergehenden Standplatz an der Küste bei Svalbardseyri… nahe eines kleinen Leuchtturmes. Ein Kreuzfahrtschiff tutet im Nebel und zieht gespenstisch vorbei. Wir sind für uns.

Spät am Abend ziehen wir noch um – zum gegenüberliegenden Akureyri, wo wir morgen um 8 Uhr einen Termin in der Werkstatt von www.trukkurinn.is haben. Wir nächtigen daher nahe des Werkstatt-Tores im Hafen- und Gewerbegebiet der zweitgrößten Stadt Islands.

Dettifoss, Dimmuborgir, Hljodaklettar, Husavik

Myvatn

Myvatn-See

Von unserem Standplatz-Schrottplatz ging es gestern zunächst Dettifoss, dem Wasserfall Islands schlechthin, dem voluminösesten Europas überhaupt. Zuvor schaute sich unsere neunköpfige Truppe noch ein paar Dämpfe aufgrund heißer Quellen in der Umgebung des Myvatn („foss“ = „Wasserfall“, „vatn“ = „see“) an; ich nicht, weil ich beim Unimog geblieben bin, dessen Motor ich habe laufen lassen. Ich hatte einfach keine Lust auf die Vorförderpumpen-Prozedur, um ihn wieder anlassen zu können. Es war ohnehin alles gerammelt voll mit Besuchern…

Auf der Fahrt zum Dettifoss haben wir Dimmuborgir, eine Art Lava-Garten mit wie Trolle aussehenden Fels-Formationen, sowie eine bekannte Felsspalte mit Höhlen aus blau schimmernden Wasser besucht (Anm.: Name wird nachgereicht).

Den Dettifoss muss man gesehen haben, klar. Vor allem ist er gut besucht, auch klar. Aber schön ist er nicht, er sieht ziemlich schmutzig aus. Immerhin ist er gewaltig, und das schien mir in Videos besser als in Fotos erfassen zu sein. (Anm.: Video-Zusammenschnitt wird nachgereicht).

Nach kurzer Pistenfahrt kamen wir gestern abend auf der Hljodaklettar-Campsite in einem Tal an, fanden ein schönes Fleckchen für unsere drei Lkw’s – ruhig war es sowieso, kaum andere Geländewagenfahrer, Pkw-Fahrer, Mountainbiker oder Wanderer da.

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Standplatz auf Hjodaklettar-Campsite

 

Heute hatten alle Lust auf Muße, auf spätes Aufstehen, auf langsames in-den-Tag-kommen, der von Sonnenschein geprägt war. Schließlich brachen wir zu einer Wanderung rund um die Lava- und Basaltfelsen von Hljodaklettar auf:

Das Ende der (gemeinsamen) Reise naht (die letzte Woche wird jede Lkw-Besatzung alleine in einer Region eigener Wahl verbringen): Wir fuhren an der Küste entlang nach Husavik, wo wir uns in den Hafen stellen und dort auch übernachten, nachdem die Diesel-Leitung des Unimogs erneut deutlich geleckt hat (was Beate durch einen Diesel-feuchten Tank beim Fahren im Außenspiegel bemerkte).

Gelernt: Reparaturarbeiten mit Problemcharakter immer in der Nähe von hilfefähiger Infrastruktur vornehmen! In einem Fischereihafen etwa nimmt man kleinere Mengen tropfenden Öls nicht so krumm; jemand, der schrauben kann und Schrauben hat, ist vermutlich auch nicht weit. Schluss mit dem improvisierten Abdichten durch Klebeband heißt es allerdings: Ich montiere mit Andrés Hilfe eine neue Diesel-Leitung unter Verwendung von Schlauchschellen. Ab jetzt hält’s!

Dann essen wir mal nicht an Bord unserer Fahrzeuge, sondern in einem netten Hafenrestaurant Husaviks nahe der geparkten Lkw’s.