Archiv der Kategorie: Geschichte des Tages

Wanderungen an Vikos & Voidomatis

Vikos-Schlucht vom Ochia-Punkt gesehen

Vom Ochia-Aussichtspunkt gesehen, einer Art mauerbefestigter Balkon mit angeschlossener reisebusfester Parkbucht, fällt die Vikos-Schlucht rund 900 Meter in die Tiefe… so senkrecht vor den Füßen und Augen, dass auch trittsicheren und schwindelfreien Menschen das Kribbeln die Beine in den Magen hochschießt.

Vom Ort Mononendri führt ein anfänglich unbequem gepflasterter Weg hinunter. Zu diesem Zeitpunkt möchte der Wanderer glauben, so ginge es weiter steil hinunter und am Schluchtgrund das Flüsschen gleichen Namens entlang weiter. Aber die etwa zehn Kilometer zwischen Mononendri und dem Ort Vikos haben es durchaus in sich.

Es gibt einige Passagen zu klettern, zu kraxeln, zu krabbeln, ebenso wie schmale, bröckelige, geröllige Stellen, während der Pfad sich vorwärts windend mal höher, mal tiefer, mal am Schluchtgrund verläuft. Fünf bis sieben Stunden sind dafür zu kalkulieren. Verlaufen kann man sich nur schwerlich dabei; schon gar nicht, wenn man eine Wanderkarte des gesamten Gebietes in einem der Touri-Tinnef-Läden in Mononendri erwirbt.

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Abbruch in Albanien

MG-Bunker am Strand

MG-Bunker am Strand

Der Ausflug nach Albanien währt nur kurz. In einem kleinen Bergdorf mit engen Kurven bei steilem Anstieg muss ich den Unimog hin und her manövrieren. Als ich ihn am Ortsausgang parke, ist deutlich ein pfeifendes und blubberndes Geräusch am linken Vorderradgelege zu hören.

Achsöl läuft den Reifen runter. Zumindest solange der Allrad-Antrieb eingeschaltet ist. Dabei verlieren wir Druckluft. Wir kommen der Sache nach eingehender Begutachtung nicht wirklich näher – und beschließen, in Richtung Griechenland umzudrehen. Angetrieben nur mit der Hinterachse, was auf normalen Wegen kein Problem ist, auch wenn sie in schlechtem Zustand sind.

Pannen-Problem in Albanien

Aber: In Albanien spricht kaum jemand englisch. In Griechenland sprechen viele Menschen ein gutes Englisch und häufig ein noch besseres Deutsch. In Griechenland sieht man viele MAN- und Mercedes-Lkws, fährt an Militär- und Feuerwehrstützpunkten vorbei, auf dessen Höfen Unimogs zu sehen sind.

Eine Panne in Griechenland, so stetig unsere Einschätzung, dürfte dort einigermaßen gut in den Griff zu kriegen sein. In Albanien kann man auf solcherlei nicht unbedingt spekulieren. Ich mache Fortschritte als Selfmade-Kfz-Mechanikerslehrling; aber für größere Probleme reicht das nicht.

Albanien, generell, ist als Offroad-Paradies in Europa bekannt – aber für kleine Fahrzeuge wie Land Rover und Toyota. Für die Gelände-Lkws weisen zu viele spektakuläre Strecken Schwierigkeiten hinsichtlich Durchfahrts-Breite oder -Höhe auf. So hat beispielsweise die in der Fernreisen-Szene relativ bekannte Pistenkuh ihr Standard-Fahrzeug, einen Steyr-Truck, bei ihrer Albanien-Tour zuhause gelassen und extra für kleines Geld einen Hyundai Galloper erstanden.

Eigentlich wollten wir erkunden, wie weit und wohin wir mit dem Unimog kommen. In den Pyrenäen hatten wir schon einige atemberaubende Engstellen gemeistert bzw. hatten Vertrauen in die Fahrkünste des Lenkers und das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Einweiserin sowie die Manövrierfähigkeit des Unimogs bei sehr begrenzten Platzverhältnissen gewonnen.

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Auf du und du mit Charon am Acheron

Unimog mit Pferd am Acheron

Grünimog mit Pferd am Acheron

Es gibt eigentlich nur eine Gewissheit im Leben: Keiner kommt hier lebend raus. Dessen wird man sich besonders bewusst, wenn man am Totenfluss steht. Dem Ort, in dem zumindest in der griechischen Mythologie (siehe Wikipedia) der Fährmann Charon (siehe Wikipedia) steht und über den Fluss Acheron (siehe Wikipedia) die toten Seelen in die Unterwelt des Hades bringt.

Übrigens haben sie vorher noch einen Wegeszoll zu entrichten, also zahlen – sonst müssen sie hundert Jahre am Ufer als Schatten umherirren. Das blieb uns erspart: Nahe der Ortschaft Glyki fanden wir ohne Umschweife einen kosten-freien Stellplatz am Fluss-Ufer inmitten von Pferden. Deren Besitzer warteten wohl auf einen Touristen, der bereit wäre, einen Obolus für einen Ritt in die Acheron-Schlucht zu zahlen.

Am Ankunftstag hatten wir uns nur ein wenig in der Umgebung umgesehen, gestern starteten wir dann zu einer Wanderung durch die Schlucht entlang knotiger Bäume und kristallklarer Wasserbecken. Ein schöner Weg, der uns schließlich zu einer abgelegenen Hütte und zu einem Schäfer führte, der mit begeistert aufgerissenen Augen unentwegt „Katziki“ rief und auf die an den Hängenden der Schlucht grasenden Ziegen deutete. Sie gehörten anscheinend ihm.

Möglicherweise war sein Bildungsgrad wie sein Einkommensniveau nach gängigen mitteleuropäischen Vorstellungen gering; aber der Eindruck entstand, dass er auf jeden Fall deutlich zufriedener und glücklicher war als der Durchschnittsbürger mitteleuropäischer industrialisierter Wohlstandsgesellschaften der Postmoderne angesichts fortschreitender Globalisierung.

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Von Felsen & Festungen, Stränden & Steinen

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Park- und Stellplatz Acrocorinth

Leonidio liegt weit zurück, eine ganze Küstenstraße lang, die hoch an die Felsen gepresst aufs blaue Ägäiswasser herabblicken lässt. Dann der Schwenk ins Landesinnere, über Tripoli zum Isthmus von Korinth. Eine Landenge, die Ende des 19. Jahrhunderts durchstochen wurde, so dass Schiffe durch den Kanal von Korinth fahren konnten. Eine Abkürzung von 325 Kilometern war die Folge.

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Korinth, zu hellenistisch-antiken Zeiten eine mächtige Handelsstadt, zieht heutzutage Touristen wegen des Kanals an (den man mittig am besten in der Nähe einer stinkenden Kläranlage besichtigen und schnell wieder verlassen kann; auf eines der angeblich immer noch 30 – kleineren – Schiffe pro Tag kann man lange warten), und wegen seiner antiken Relikte. Dazu gehört Archaia Korinth – die eigentliche Stadt bzw. Altstadt – und Acrocorinth, eine Festung auf einem Felsen hoch über der Stadt.

Von Tripoli kommend ist Acrocorinth linkerhand kaum zu übersehen. Auf einem Felsgipfel ragen hohe Mauern auf, unwillkürlich wendet sich der Blick hinauf. Eine gewundene Straße führt hinauf, passiert Restaurants, Bars, Einkaufs- und Souvenirläden in Archaia Korinth (wir erwerben dort einen 10-Liter-Kanister bestes lokales Olivenöl), und endet unmittelbar unter der Riesen-Burg auf einem kleinen Parkplatz-Plateau.

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Blick von Acrocorinth ins Landesinnere

Ein wunderbarer Stellplatz hoch über der Stadt, mit weitem Blick auf Küste und Meer. Zwei weitere Wohnmobilbesatzungen verbringen die Nacht dort und schauen auf die funkelnden Lichter der 30.000-Einwohner-Stadt und – in der anderen Richtung – das düstere Gemäuer über unseren Köpfen. Stille.

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Zeitraubender Reise-Alltag

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Grünimog auf Campingplatz in Leonidio

Das Tropfen des Getriebeöls aus der Manschette am Schubrohr des Grünimogs erweist sich morgens als vernachlässigbare Größe. Es bereitet dennoch Sorgen, indes: Die Mückenplage während der Nacht war ernster zu nehmen. Nach einer weiteren Nacht mit kaum Schlaf kommt ein Mittel der Wildnispädagogik zum Einsatz.

Räuchern. Das so genannte smudging ist ein Ritual des Reinigens von bösen Geistern und dem Staub der Landstraße – und wir haben es auf dieser Tour bislang sträflich vernachlässigt. Vielleicht ist das der Grund für die Natur-Attacke?

Salbei & Beifuss vs. Moskitos

Salbei und Beifuß dienten schon bei indianischen Völkern dem (Aus-)Räuchern, und so entzünden wir die Kräuter in einer handtellergroßen Muschel, die zu diesem Zweck im Outdoor-Rucksack lagert. Die Schale mit dem glimmenden Kraut und den Rauchschwaden wird über Kopf und Körper, dann in alle Ecken und Winkel, Schubladen und Schapps des Wohnkoffers geführt.

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Hellenistisches Sparta & byzantinisches Mystras

Kirche in Mystras

Nun Sparta. Den Ort kennt man aus der griechischen Geschichte – oder aus der Gewalt-Hollywoodeske „300“, in der die Heldentat am Thermopylen-Pass gefeiert wird, diesen schmalen Durchgang dem persischen Heer zu verstellen. Und dabei allesamt umkamen, inkl. Anführer Leonidas. So weit bekannt; weniger bekannt ist, dass zu den Dreihundert auch Verbündete der Spartaner zählten. Die sind weitgehend vergessen.

Spartas Olivenöl-Museum

Spartas beinharte militärische Züchte und Ordnung, nach der die gesamte Gesellschaft des Stadtstadtes auf der Peloponnes organisiert war, sicherte nur zeitweilig die militärische und politische Vorherschaft und – Zufall oder nicht – vom antiken Sparta ist kaum was Sehenswertes übrig. Das moderne Sparta hat bestenfalls den Charme eines mediterranen Kleinstädtchens.

Das Bemerkenswerteste an Sparta ist sein Olivenöl-Museum. Ein regionaler Wirtschaftsfaktor, Ernährungs- und Gesundheitsmittel, Kulturgut.

Altertümliche Olivenpresse

Der Haupt-Konkurrent Spartas, die Stadt der Denker und Demokraten Athen, ist bis heute groß, weist einige antike Überreste auf (wie etwa die Akropolis) auf und kann mit weitaus bedeutenderen militärischen Erfolgen gegen die Perser prunken (Marathon!). „300“ – das ist eher ein Märchen als ein Mythos. Die Spartaner selbst haben nur gefochten, nicht geschrieben. Was man über sie weiß, entstammt den Glorifizierungen oder Herabwürdigungen späterer Skribenten.

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